Sebastian war aus seinem Urlaub, der ihn zu den Kanarischen Inseln geführt hatte, zurück gekehrt.
Er hatte in den drei Wochen dort ein wenig zur Ruhe kommen können, auch wenn ihn ein unbestimmtes Gefühl von drohendem Unheil die meiste Zeit über begleitet hatte.
Nun sah Sebastian sich seine Urlaubsfotos an und überspielte sie von seinem Apparat auf seinen Computer.
„Das war Miguel, der Animateur, und das war Sontje, die hübsche Blonde aus den Niederlanden,“ dachte er mit dem Anflug eines Lächelns.
Er hatte jeden Abend das Programm, dass diese beiden und ihre Kollegen den Gästen boten, bis zum Schluss verfolgt und im Anschluss mit den Mitgliedern eines Kegelklubs bis spät in die Nacht am Pool gesessen und das All inclusive Angebot des Hotels genossen.
In Grunde genommen hatte er auf diese Weise lediglich den Moment, bis er sich auf sein Zimmer, in die Einsamkeit, zurück zog, hinaus gezögert.
Fast fürchtete er, eine Dämonenstatue in der Ecke des Zimmers stehen zu sehen.....
Natürlich gab es im Hotel keinerlei Dämonen, trotzdem war er seine Furcht niemals ganz los geworden.
So wartete er stets, bis einer der Kegelbrüder des Clubs „Gelber großer Kegel“ zur Toilette musste, um sich ihm dann anzuschließen. Allein durch die Gartenanlage des Hotels zu gehen wäre ihm zu unheimlich gewesen.....
Nun saß Sebastian in der hell erleuchteten Wohnung, sein erster Weg hatte ihn, die Koffer noch im Auto, zur Gärtnerei geführt. Er hatte sich mit neuem Eisenkraut ein gedeckt.
„Ich bin vor dem Urlaub nicht dazu gekommen, die neuesten Bilder von der St. Andreas Kirche auszuwerten. Die, die ich an dem Tag gemacht habe, als ich Jonas getroffen habe, hab ich mir angesehen. Da war keine Statue. Damit ich diese Nacht ruhig schlafen kann sehe ich mir jetzt die an, die ich an dem Tag gemacht hab, bevor ich in den Urlaub geflogen bin,“ dachte Sebastian und klickte das erste Bild an, das die St. Andreas Kirche zeigte.
Natürlich stand keine Statue über der Kirche. Das Foto war während der Dämmerung aufgenommen worden und er hatte sich sehr unbehaglich dabei gefühlt.
Insgesamt hatte Sebastian die Kirche fünfmal fotografiert. Auf dem nächsten Bild war die Statue selbstverständlich ebenfalls nicht zu entdecken, statt dessen war ein junges Pärchen an ihm vorbei gegangen.
Beide hatten sie platinblondes Haar und er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt.
„Mussten die mir ins Bild laufen? Aber das ganze ist schon was länger her, die sind inzwischen bestimmt schon nicht mehr zusammen,“ dachte Sebsastian mit einem kleinen Anflug von Bitterkeit.
Das nächste Bild zeigte die Kirche aus einer größeren Entfernung, die gesamte Vorderfront war zu erkennen. Auch dort sah er die Statue nicht, statt dessen den neuen Pfarrer, der in Begleitung einer älteren Dame die Kirche verließ.
Doch auf dem nächsten Bild, der Pfarrer und die Frau waren auch darauf zu sehen, sah Sebastian einen undeutlichen Schatten über der Kirche.
Er zuckte vor Schreck zusammen. Den hatte er beim Fotografieren nicht erkannt.
„Der Schatten vom Pfarrer oder von der Frau kann das nicht sein,“ dachte er und klickte voller Angst und mit böser Vorahnung das nächste Bild an. Er erinnerte sich noch, dass er dies geschossen hatte, nachdem die ältere Dame und der Pfarrer, ungefähr eine Minute später, gegangen waren.
Irgendwie war ihm ein merkwürdiger Schauer über den Rücken gelaufen und er hatte sich im Anschluss beeilt, nach Hause zu kommen....
Nun erkannte er den Grund, den er damals nicht erkannt hatte. An ihrem alten Platz, über der Kirche, stand die Statue und starrte mit rot leuchtenden Augen aus dem Bild auf ihn.....
Mit einem Schrei sprang Sebastian auf und machte ein paar Schritte zurück, als fürchte er, die Statue könne aus dem Computerbildschirm springen und ihn angreifen.
„Das darf nicht wahr sein!“, schrie Sebastian und für eine Augenblick drehte sich die Welt um ihn. „Das darf nicht wahr sein! Wie kann das sein? Ich habe immer diese Fotos gemacht. Vielleicht bilde ich mir das nur ein? Vielleicht ist es ein Alptraum? Ich....weiß, was ich machen werde.....“
Sebastian näherte sich vorsichtig dem Computer und klickte das Bild an. Dann drückte er auf „löschen“ und bestätigte dies mit „OK“.
Das unheimliche Bild verschwand. Mit dem nächsten Foto verfuhr er ganz genauso, als nächstes löschte er alle anderen Bilder, die er jemals von der Kirche geschossen hatte. Auch jene, auf denen kein Dämon zu erkennen war.
Erleichtert ließ sich Sebastian im Anschluss wieder in seinen Stuhl fallen. „Jetzt habe ich sie gelöscht! Ich muss nur ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen! Ich werde im Dunkeln nicht mehr aus dem Haus gehen, weder morgens noch Abends. Und meine Eisenkrautvorräte wieder aufstocken! Und ich werde mich nach einer Wohnung außerhalb der Stadt und einem Job anderswo umsehen! Meine Firma hat noch eine Filiale in Bremen und eine in Berlin! Ich werde mich versetzen lassen! Dann bin ich sicher!“
In dieser Nacht schaltete Sebastian das Licht nicht aus. Flüchtig dachte er daran, Jonas über die Vorkommnisse zu informieren.
War der nicht schon mal mit dem Dämon fertig geworden? Doch damit würde er die Statue vielleicht unnötig verärgern und auf sich aufmerksam machen......
Außerdem hielten Jonas und Julia doch sowieso nur für einen durchgedrehten Spinner, der seine Wohnung verwahrlosen ließ. Und den einzigen Beweis hatte er gerade gelöscht. Ihm kam der Gedanke, dass dies vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte.
„Aber wenn die Bilder weg sind.....vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet,“ dachte Sebastian, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.
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Dämonische Statuen - Teil II
Mystery / ThrillerDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...