Nebel zog auf, als Jonas um 23 Uhr an der St. Andreas Kirche eintraf und als erstes einen Blick auf den Platz über der Kirchentür warf. Aber, wie im Grunde von ihm erwartet, befand sich dort keine Dämonenstatue.
Seine Gedanken wanderten zu Julia und Lucas, die zwei Straßen weiter im Auto warten würden.
Dieses stand vor einer Kneipe und dort fand eine kleine Feier statt. „Willys 55. Geburtstag,“ hatte auf einem Plakat gestanden.
„Da gehen von Zeit zu Zeit schon mal Leute vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen. Viele Zeugen sind ein guter Schutz,“ dachte Jonas, konnte seine Besorgnis aber nicht abschütteln.Ließ sich dieser Dämon, wenn es sich denn um einen handelte, durch Zeugen abschrecken? Würde er diese nicht am Ende auch töten? Glücklicherweise würden seine Freundin und sein Bruder im Notfall schnell davon fahren können, das ehemalige Stadttor befand sich keine 400 Meter von ihnen entfernt.
„Sie müssen nur die Straße entlang. Und der Dämon weiß ja nicht, dass sie auch da sind,“ dachte Jonas, als er seine Jacke auszog und diese über seinem Schwert ausbreitete, das er auf einen der Blumenkübel gelegt hatte.„Falls doch mal jemand hier vorbei kommt, muss er nicht sehen, dass ich mit einem Schwert durch die Innenstadt laufen.
Aber bis auf diese Feier in der Kneipe ist alles menschenleer,“ dachte Jonas und ein Gefühl wachsender Unruhe machte sich in ihm breit.Irgendwie kam er sich beobachtet vor, doch als er sich umdrehte, sah er niemanden.
Der Nebel wurde dichter und ein gewöhnlicher Mensch hätte in der mondlosen Nacht trotz der Straßenlaternen sicherlich nur wenig erkennen können. Ihm erging es da ein wenig besser.
„Also, wo steckst du?“,fragte Jonas laut. „Bist du da? Dann zeig dich!“
Doch er erhielt keine Antwort. Trotzdem kam Jonas sich immer noch beobachtet vor und sein Instinkt sagte ihm, dass sein Beobachter kein menschliches Wesen war.
Er beschloss, den vermeintlichen Dämon ein wenig aus der Reserve zu locken und zu provozieren. Sollte „sein“ erster Dämon tatsächlich zurück gekehrt sein, so würde er diese Sache so schnell wie möglich wieder beenden.Flüchtig schlich sich der Gedanke ein, dass er nun ein anderes Schwert benutzte. War es überhaupt möglich, mit diesem den Dämon, für den doch eigentlich eine andere Waffe vorgesehen worden war, zu vernichten?
Aber Jonas verdrängte diesen Gedanken, auch wenn sie weiterhin im Stillen an ihm nagten.
„Ich bin es, Jonas. Du kennst mich auch noch als Simon. Aber das ist schon länger her. Das letzte Mal haben wir uns letztes Jahr gesehen. Du erinnerst dich? Du lagst bei unserer letzten Begegnung auf dem Boden und ich habe dir den Kopf abgeschlagen! Und seitdem ist es einigen deiner Artgenossen ganz genau so ergangen!“, rief er laut und sah auf den Platz über der Kirchentür.
„Aber feige warst du ja damals schon. Zeig dich endlich!“, rief Jonas noch ein wenig lauter. „Oder soll ich anfangen, Dreck oder Steine nach dir zu werfen?“
Es erfolgte keinerlei Reaktion und er kam sich ein wenig dumm vor. Wenn ihn nun jemand sah.....
„Jetzt denke ich schon wie meine Mutter, „was sollen denn die Leute sagen“? Und mein Schwert habe ich ausgerechnet in einen Stiefmütterchenkübel gelegt! Eigentlich brauche ich es nicht mehr zu verstecken, hier ist ja niemand, wenigstens kein Mensch!“, dachte Jonas und stellte sich das entgeisterte Gesicht seiner Mutter vor, wenn sie sah, dass er Stiefmütterchen quälte.....Jonas wartete ab und ging sogar einmal um die Kirche herum. Der Nebel lichtete sich ein wenig und das Gefühl, beobachtet zu werden, verschwand. Hatte im Nebel tatsächlich ein Dämon gelauert? Oder hatte ihm sein Gefühl einen Streich gespielt?
Warum zeigte sich der Dämon nicht, wenn er denn tatsächlich zurück gekehrt war? Jonas glaubte nicht ernsthaft, dass dies aus Angst vor ihm geschah und dass das Wesen einen Kampf scheute.
Seine eigenen, und auch Stefans Erfahrungen, hatten gezeigt, dass die Dämonenstatuen in der Regeln nicht mit einer allzu hohen Intelligenz oder Zurückhaltung gesegnet waren.
Diese Tatsache hatte er bereits mehrfach für sich nutzen können.
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Dämonische Statuen - Teil II
Mystery / ThrillerDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...