Kapitel 71

59 5 1
                                    

Zwei Wochen waren seit dem Sieg über den Höllendämon vergangen und einiges hatte sich seither geändert.
In die verlassene Stadt kehrte so nach und nach das Leben zurück, irgendwie schienen viele Menschen zu spüren, dass sich etwas verändert hatte. Das Gefühl der Bedrohung war gewichen und die meisten waren sich nicht mehr sicher, dass es niemals wirklich existiert hatte.

Gerüchte machten die Runde, wonach die Polizei den Mörder gefasst oder sogar, bei einem erneuten Überfall, erschossen hatte.

Zwar dementierten die Beamten alle Gerüchte, aber sie wollten nicht verstummen. Oder hatte es sich um verschiedene Täter gehandelt? Auf jeden Fall schien die Gefahr gebannt zu sein.

Johanna Schneider atmete erleichtert auf, als sie an einem schönen Frühlingstag vor ihr Wohnhaus trat. In den Vorgärten blühten die Schneeglöckchen und die Krokusse und die Luft war mild und klar.
„Jetzt wird es Frühling! Und bald kommen Georg und die Jungen wieder nach Hause! Das wird auch Zeit! Und die Nachbarn sind auch wieder aus dem Urlaub zurück! Irgendwie wirkt alles viel freundlicher!“

Sie seufzte. Auch die Kranken aus der Psychiatrie würden zurück kehren und sie würde ihre Ex-Schwiegertochter irgendwann in der nächsten Zeit einmal besuchen müssen. Dies war sie ihr nach all der Zeit, in der sie eine Familie gewesen waren, schuldig.

Sie hoffte, dass ihr Enkel Jonas keine zu großen Schwierigkeiten bei der Arbeit bekommen würde, der er aus ihr unerfindlichen Gründen so lange fern geblieben war.

„Das hätte es in meiner Jugend nicht gegeben,“ dachte sie seufzend, lächelte dann aber, als sie einen Nachbarn sah, der ein paar Stiefmütterchen einpflanzte.

„Hedwig-Blumen! Aber sie sind trotzdem sehr schön,“ dachte die alte Dame.


Am übernächsten Tag würde die Schule wieder beginnen, aber am heutigen Abend würden sich Lucas, Jonas und die anderen noch einmal zu einem reichhaltigen Abendessen in Frau Hubers Gaststube treffen.
Sie würden noch einmal ein wenig ihren Sieg feiern und sich dann, in den nächsten Tagen, auf den Weg nach Hause machen.

„Wir hätten schon früher fahren sollen,“ seufzte Britta. „Aber jetzt im Frühling ist es hier in den Bergen so schön und bei deiner Arbeit fangen sie ja auch erst in ein paar Tagen wieder an, Dennis!“

Dieser nickte, während er seiner Tochter, die auf dem Bett lag, die Windeln wechselte. Die kleine Anna-Lena war nun beinahe drei Monate alt und hatte sich zu einem pausbäckigen, lachenden Baby entwickelt.
Sie gab ein paar glucksende Geräusche von sich, als Dennis ihr einen gelben Strampler anzog und darüber nachdachte, ob es Sinn machte, ihr für den Sommer ein paar niedliche Kleidchen zu kaufen. Oder war sie dazu noch zu klein?

Britta nahm ihrem Mann die Kleine ab, als sie sich auf den Weg zu ihrer Siegesfeier machten. „Tut mir irgendwie leid für Stefan. Der hat gar nichts davon. Und ob er wirklich dieses Frau getötet hat? Ich weiß nicht so recht....Jonas meinte, es müsse eher eine Art Unfall, an dem Stefan aber nicht gänzlich unschuldig war, gewesen sein!“

Dennis nickte. Zwei Tage nach ihrem Sieg über den Höllendämon war ein Fernsehbericht über Stefans Festnahme gelaufen. „Nach mehrmonatiger Flucht wurde der mutmaßliche Mörder gefasst.....“

Man hatte ein Bild von Stefan gezeigt und erwähnt, dass er sich freiwillig in der Wohnung seiner Ex-Freundin gestellt habe.

„Alles weitere wird ein Verfahren ergeben,“ dachte Britta, als sie die Gaststube betraten.

Die junge Mutter seufzte. Nicht nur Stefan fehlte, sondern auch von Sebastian gab es keine wirkliche Spur. Er hatte sich bei seinen Eltern gemeldet und diese hatten ihm seine Scheckkarte und ein wenig Geld an eine genannte Adresse in der Nähe von Toulouse geschickt.

Nun, gegen Sebastian lagen weder ein Haftbefehl noch sonstige strafrechtlichen Dinge vor, daher gab es für die Polizei keinen Grund, ihn festzunehmen. Und seine Eltern hatten auch nicht gewollt, dass er völlig mittellos dastand. Daher hatten sie ihm das Gewünschte geschickt.

„Ich hoffe, er kommt klar und verletzt nicht aus Versehen sich selbst oder jemand anderen mit seinem Bogen,“ dachte Britta besorgt.
„Zuzutrauen wäre es ihm. Aber er weiß ja gar nicht, wie man damit umgeht. Wahrscheinlich wird er es sich zur Sicherheit neben sein Bett legen! Trotzdem war es keine feine Art, so einen Abgang zu machen. Aber auch er muss merken, dass sich was geändert hat. Dass das Leben in seine Heimat zurück kehrt.....“

Britta und Dennis setzten sich neben Jonas und Julia an den Tisch, auf der anderen Seite hatten Lisa, Gerrit und Lucas Platz genommen.

„Wer soll das alles essen?“, fragte Julia leise und kicherte, als sie auf die riesigen Fleischplatten, die Frau Huber serviert hatte, blickte.

„Ich zum Beispiel! Ich habe Hunger!“, ließ sich Georg vernehmen. „Ich brauche Kraft für die Heimfahrt morgen! Ich hab mit meinem Chef telefoniert, übermorgen fangen wir wieder an! Da ist viel Arbeit liegen geblieben!“

Jonas nickte. „Ich fange auch übermorgen wieder an. Aber ich kann für die nächsten drei Jahre wahrscheinlich meinen gesamten Urlaub vergessen und jeden Tag mindestens zwei Überstunden machen. Na ja, das mache ich freiwillig. Ich hab auch einiges nachzuholen. Und die nächste Beförderung kann ich auch vergessen. Aber immer noch besser, als gar keinen Job mehr zu haben und mein Boss, der Cremer, war wirklich sehr tolerant und hat viel mitgemacht. Da hätte jeder andere mich schon längst raus geworfen!“

„Jetzt wird nicht an die Arbeit gedacht, sondern gegessen!“, mahnte Frau Huber ihre Gäste und stellte jedem ein Glas hin. „Für die Kleinen gibt es nur Saft, für die Großen war richtiges!“

Sie blickte Lucas an, der die Achseln zuckte. „So lange bin ich auch nicht mehr klein....das wird sich schon noch geben! Und Anna-Lena ist noch kleiner....“

„Stimmt,“ stellte Britta fest und nahm ihre Tochter auf den Schoß, nachdem sie an Dennis Schulter ein Bäuerchen gemacht hatte. „Sie ist noch sehr klein und darf nun in einer schönen, Höllen-Dämon-freien Stadt aufwachsen. Das sind doch eigentlich sehr gute Zukunftsaussichten!“

Dieser Ansicht schienen auch die anderen zu sein und sie ließen sich ihre große Fleischplatte, zu der Frau Huber nach und nach noch einiges an Gemüse auftischte, schmecken.

Jonas betrachtete seinen Bruder und seinen Vater. Noch immer stand nicht alles zum Besten zwischen ihnen, aber dies würde sich mit der Zeit sicherlich weiter verbessern. So langsam wurden sie wirklich zu Vater und Sohn.

Sein Verwandter aus einem früheren Leben, Gerrit, saß am Tisch und schenkte seiner Freundin Lisa einen lächelnden Blick, als er ihr ein Glas Limonade hin schob. Die beiden würden auch miteinander zurecht kommen und konnten ihre Beziehung nun hoffentlich in Ruhe genießen. Jonas gönnte es ihnen.

Er selbst würde gemeinsam mit Julia in ihre Kölner Wohnung zurück kommen. Vollständig würden die Dämonen ihn sicherlich auch in Zukunft nicht in Ruhe lassen, da machte er sich nicht wirklich etwas vor. Aber eine große Gefahr war gebannt und sie konnten damit beginnen, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen.

Ende


Diese Geschichte ist nun zu Ende. Aber in nicht zu ferner Zukunft werden noch zwei weitere Dämonengeschichten starten. Diese Geschichten heißen:

Dämonische Statuen – Zwei Feinde (die man am ehesten als eine direkte Fortsetzung bezeichnen könnte, auch wenn neue Figuren dazu kommen)
und
Dämonische Statuen – Feuerdämon (man erfährt unter anderem, wie es mit Stefan weitergeht).

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt