Kapitel 14

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Der Dämon blickte auf Jonas herab, bewegte seinen Arm und ballte seine Hand zur Faust. Doch dann erklangen Stimmen, eine Gruppe junger Mädchen betrat kichernd den Kirchenvorplatz und ahnten nichts von der Gefahr, in der sie sich am helllichten Tag befanden.

Jonas sah in ihre Richtung und rief ihnen zu: „Verschwindet von hier!“

Die Mädchen blickten zuerst ihn und dann sich erstaunt an. „Hat der sie noch  alle?“, fragte eine von ihnen und eine andere zeigte Jonas einen Vogel.

Jonas, der befürchtete, dass der Dämon sich auf die Mädchen stürzen könnte, sah zur Kirche zurück und verfluchte sich im Stillen, sein Schwert nicht mitgenommen zu haben. In diesem Augenblick wäre es ihm auch gleichgültig gewesen, hätten die Leute ihn für verrückt gehalten. Doch der Platz über der Tür war leer, der Dämon war verschwunden.

Fassungslos starrte Jonas an die Stelle, an der sich zuvor noch die Statue befunden hatte.

Die Mädchen gingen grinsend an ihm vorbei. „Magst wohl keine Mädchen, was? Zu viel gesoffen?“

Jonas ignorierte die Teenager. Würde der Dämon sich wieder zeigen, wenn er allein mit ihm war? Aber nichts dergleichen geschah. „Das habe ich mir nicht nur eingebildet! Er ist zurück gekehrt und steht am helllichten Tag da,“ dachte Jonas. „Wie ist das möglich? Dieser Dämon ist....anders! Er ist zurück gekehrt. Woran liegt das nur? Wie war das möglich?“

Jonas wartete eine halbe Stunde, von Zeit zu Zeit gingen Passanten vorbei und schließlich sprach ihn eine ältere Dame kopfschüttelnd an. „Sie machen einen etwas verwirrten Eindruck! Geht es Ihnen nicht gut?“

Jonas schüttelte den Kopf. „Nein, ich....fühle mich wirklich nicht so besonders!“

Die Dame nickte verständnisvoll. „So junge Leute sind manchmal ein wenig verwirrt! Neulich saß hier ein junger Mann, der trug nicht mal Schuhe und hatte keine Jacke an. Bestimmt hatte er die zu Hause vergessen! Und da sagt man uns alten Menschen immer nach, wir wären schusselig und vergesslich!“

„Ja, da haben Sie sicher recht....ein junger Mann ohne Schuhe, sagten Sie?“, fragte Jonas. War Sebastian nicht ohne Schuhe aus dem Haus gerannt?

„Er muss auch hier gewesen sein,“ dachte er bedrückt. 

Was hatte diese Statue Sebastian und Dennis angetan? Waren sie bereits tot? Aber dann hätte man ihre Überreste doch sicherlich mittlerweile gefunden, oder?

Jonas beschloss, zu Lucas zurück zu kehren und mit diesem zu Brittas Wohnung zu fahren.

Erschrocken drückte Britta ihre Tochter an sich. „Der Dämon ist zurück gekehrt und zeigt sich am Tage? Aber wie ist das möglich? Sicher, die Statue stand immer schon da. Jedenfalls war das früher so! Aber...“

„Sie ist anders als andere!“, antwortete Jonas, während Julia schweigend aus dem Fenster sah. Dann sprach sie leise. „Dann wird das Ding als nächstes hinter Britta und mir her sein! Wir müssen uns etwas einfallen lassen, sonst sind wir bald auch spurlos verschwunden oder tot, so wie Sebastian und Dennis!“

Jonas erhob sich und legte einen Arm um Julia. „Ich lass nicht zu, dass er dir was tut!“

„Dennis....ist nicht tot...,“ weinte Britta und die kleine Anna-Lena stimmte mit ein. Britta stand auf und begann, mit ihrer Tochter im Raum auf und ab zu gehen.

„Schon gut, Gnömchen, Papa kommt bestimmt bald wieder! Du musst keine Angst haben. Die böse Statue tut dir nichts....“

Sie wandte sich an Jonas. „Diese Statuen tun Babys doch nichts, oder? So herzlos kann doch nicht mal eine Dämonenstatue sein!“

Julia antwortete für ihren Freund. „Ich sage das nicht gerne, aber erinnert ihr euch noch an diese alten Aufzeichnungen? Früher sind die Bürger der Stadt auf diese Weise ihre unerwünschten Kinder los geworden. Sie haben sie vor der Kirche abgelegt und am nächsten Morgen.....“

„Hör bloß auf! Wie kann man nur so was machen? So ein armes Würmchen bei einem bösen Dämon ablegen! Diese Leute sollte man treten, auch wenn es schon lange her ist!“, antwortete Britta wütend.

Jonas sah von seinem Bruder zu Britta, dann auf Julia, die nun unglücklich auf Brittas Sofa saß und vor sich hin starrte. „

Als erstes solltet ihr aus der Stadt verschwinden! Ihr müsst weg von hier, irgendwo hin, wo dieses Statue euch nicht so leicht erreichen kann!“

„Aber wo sollen wir hin gehen?“, fragte Britta und schüttelte den Kopf. „Ich will auch Dennis nicht im Stich lassen! Ich glaube, dass er noch lebt. Und da kann ich doch nicht einfach davon laufen!“

„Britta, du würdest nicht davon laufen! Im Gegenteil, Dennis würde wahrscheinlich erwarten, dass du die Kleine irgendwo hin bringst, wo sie in Sicherheit ist!“, wandte Julia ein.

„Und was willst du machen, Jonas?“, erkundigte sich Lucas. „Wirst du gegen den Dämon kämpfen?“

„Darauf wird es wohl oder übel hinaus laufen,“ sagte Jonas leise, dann lächelte schwach. „Aber mir kommt eine Idee, wo ihr hin gehen könntet! Dort müsstet ihr eigentlich sicher sein!“

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt