Jonas und Gerrit hatten ihr tägliches Training, das nach wie vor zu Muskelkater bei letzterem führte, beendet und nun lehnten sie sich an einen Baum, der jene Waldlichtung, auf der sie trainierten, zurück.
Gerrit suchte nach einer bequemen Position und sah Jonas zweifelnd an. „Sag es ganz ehrlich....das gibt mit mir nichts. Das war richtig schlecht heute. Ich glaube sogar, ich werde immer schlechter und schlechter....“
Jonas konnte dem nicht mit gutem Gewissen widersprechen, zu allem Übel hatte Gerrit sich eine seiner für ihn so häufigen Erkältungen zugezogen und er hoffte, dass diese sich durch das andauernde Training nicht noch verschlimmern würde.
„Du brauchst einfach eine Pause. Sportler sollen auch nur nach einem bestimmten Plan trainieren, zu viel kann da sogar schaden,“ stellte Jonas ein wenig unsicher fest, denn von den Trainingsplänen, mit denen Fußballer, Boxer und andere Sportler sich herum schlugen verstand er nicht allzu viel.
„Vielleicht sollten wir es wirklich mit einer richtigen Kampfsportschule versuchen, da hab ich es zum Teil ja auch gelernt!“, schlug Jonas vor. „Das sind Profis! Die können es dir sicherlich wesentlich besser beibringen als ich!“
Gerrit nieste und suchte in seiner Tasche nach einem Taschentuch, mit dem er sich die Nase putzen konnte. „Vielleicht wird es ja besser, wenn meine Erkältung weg ist! Wir sollten nach Hause gehen....es ist eiskalt hier....“
Vor dem Gasthof saß Sebastian und zündete sich eine Zigarette an, als Jonas und Gerrit nach Hause zurück kehrten.
„Wie läuft es?“, erkundigte er sich, aber während Gerrit ins Haus schlich nickte Jonas ihm zu. „Es wird besser.....“
Dieser Ansicht war er tatsächlich, so schlecht wie Gerrit seine Fähigkeiten einschätzte waren sie nicht. Sicherlich, seitdem diesen erneut eine seiner Erkältungen plagte, lief es leider nicht so gut. Aber wenn er die auskurierte...
Jonas wünschte sich, sie hätten mehr Zeit. Mit einem länger andauernden Training wäre es durchaus möglich, aus Gerrit einen guten Kämpfer zu machen. Aber leider war Zeit genau das, was ihnen so sehr fehlte.
Er ahnte nicht, wie wenig Zeit ihnen wirklich noch bleiben sollte....
Johanna Schneider schlief unruhig in dieser kalten Winternacht. Sie hatte ihre Wohnung gut geheizt und ihre freundliche Nachbarin hatte ihren Kühlschrank mit genügend Lebensmitteln für die nächsten Tage gefüllt, trotzdem fühlte die alte Dame sich nicht wohl.
Sie hatte am Abend mit ihrem Sohn Georg telefoniert und dieser hatte ihr davon erzählt, dass er und ihre beiden Enkel sich in Raichelbach sehr gut erholten. Dann hatte sie auch mit ihrem jüngsten Enkel, Lucas, gesprochen. Dieser hatte ein wenig traurig geklungen, jedoch nicht das war es, was die alte Dame belastete.
„Es ist doch gut, dass Georg mit den Kindern Ferien macht, solange sein Betrieb geschlossen hat! Sie sollten viel mehr Zeit miteinander verbringen,“ dachte die alte Dame und drehte sich auf die andere Seite in ihrem Bett.
Sie tastete nach der Nachttischlampe und stieß dabei fast gegen den Blumentopf, in dem sich Eisenkraut befand.
Sie lächelte, ihr Enkel Jonas hatte ihr diese Pflanze bei seinem letzten Besuch vorbei gebracht und auch noch einen Topf in ihr Wohnzimmer auf die Fensterbank gestellt. Er hatte sie gebeten, diese Pflanzen als Glücksbringer zu behalten....
„Glücksbringer! Ich weiß noch, dass meine Oma mir immer erzählte, die würden böse Träume und böse Geister vertreiben! Aber dass sie auch Glück bringen sollen wusste ich nicht!“, dachte Johanna und schaltete das Licht ein.
Sie griff nach dem Buch, das neben dem Blumentopf und der Lampe auf dem Nachttisch lag.
„Rosen im Sommer der Liebe,“ stand auf dem Einband und sie seufzte. Ihre Nachbarin hatte ihr das Buch mit gebracht, offenbar glaubte sie, dass alte Leute so etwas gerne lasen, jedoch Johanna konnte mit rührseligen Liebesgeschichten nicht allzu viel anfangen.
Sie bevorzugte andere, für ihre Altersklasse eher unübliche Bücher und ihr Blick fiel auf das kleine Bücherregal, das an der Wand neben ihrem Bett angebracht worden war.
Dort befanden sich „Der Herr der Ringe“, „Eragon“ und „Der Drachenbeinthron“. Sie mochte Fantasy-Geschichten, auch wenn ihr dies ein wenig peinlich war und sie fürchtete, dass ihr Sohn und ihre Enkel darüber schmunzeln würden.
Ihre Schwiegertochter hatte einmal verächtlich den Kopf geschüttelt, als sie „Den Drachenbeinthron“ auf dem Wohnzimmertisch hatte liegen sehen und gefragt, ob Johanna sich nicht einmal geschmackvollerere Lektüre zulegen wolle....
„Was soll ich denn lesen? „Die richtige Pflege von Stiefmütterchen?“ Oder „Wie treibe ich meinen Mann aus dem Haus?“, dachte Johanna spöttisch. „Vielleicht hätte ihr auch ein guter Eheratgeber mal ganz gut getan!“
Aber Johanna las nicht nur Fantasy-Romane, sondern vor allem hegte sie eine Schwäche für alte Kinderbücher. Einige hatte sie bereits in ihrer Kindheit heiß und innig geliebt und neben den Fantasy-Büchern tummelten sich „Heidi“, „Nesthäckchen“ und „Der Trotzkopf.“
Nach letzterem Buch griff sie nun und begann, darin zu lesen, da sie spürte, dass sie so schnell keinen Schlaf finden würde.
Auf einmal hörte Johanna Schritte, sie klangen klar und deutlich und in keinster Weise durch den Schnee gedämpft.
„Das klingt so, als würde.....Stein auf Stein stoßen....unheimlich!“, dachte die alte Dame und zog die Decke bis zum Hals. Sie fühlte ein großes Unbehagen, das auch noch bestehen blieb, als die Schritte nach und nach verklangen.....
„Da....stimmt was nicht!“, dachte Johanna und wusste nicht einmal, was ihr so unheimlich vorgekommen war.
Aber als sie die Schritte hörte, hatte sie irgendwie ein Gefühl der Bedrohung gespürt, dass sie sich nicht erklären konnte.
Georgs Bitte, wegen der ungeklärten Mordfälle die Innenstadt und besonders die Umgebung der St. Andreas Kirche zu meiden kam ihr in den Sinn. Aber sie befand sich doch in einem Neubauviertel, weit entfernt vom Inneren der Stadt....trieb sich der Mörder nun auch hier herum?
Eine Straße von Johannas Wohnung entfernt stiegen Elke und Kurt Meier aus ihrem Wagen aus. Sie waren Gäste auf einer Hochzeit gewesen und kamen nun erst sehr spät in der Nacht nach Hause.
„Erst die Silvesterparty und jetzt keine vier Tage später diese blöde Hochzeit,“ fuhr Kurt seine Frau wütend an.
„Nie kann man einfach nur seine Ruhe haben und zu Hause bleiben!“
„Wir bleiben das ganze Jahr über zu Hause, du Trottel! Du hast dich unmöglich aufgeführt! Aber das kennt man von dir ja nicht anders!“, keifte Elke empört zurück und ihr Mann stöhnte. „Halt doch einfach deinen Mund! Ich hab Kopfschmerzen!“
Elke lachte kurz und bitter auf. „Kein Wunder, bei deiner Sauferei...“
Weiter kam sie nicht mehr, denn als die beiden auf ihr Haus zu gingen trat eine Gestalt aus den Schatten hervor und ihnen stockte der Atem.....
Elke wusste, wo sie diesen Mann oder vielmehr diese Kreatur, die sie und ihren Mann mit rot leuchtenden Augen anstarrte, schon einmal gesehen hatte....„Die Statue....an der Kirche....da....sie war weg...“
„Ich bin zurück! Und stärker denn je!“, erklang eine höhnische Antwort und Elke wollte davon laufen, jedoch die Kreatur, sie erkannte nun auch die Hörner auf dem Kopf, bewegte sich auf sie zu und griff nach ihr....
Kurt hörte seine Frau schreien und lief davon so schnell er konnte. Er lief an seinem Wagen vorbei und beschleunigte seine Schritte, so schnell er konnte.
Die Straßenlaternen tauchte die Straße in ein unheimliches Licht und Kurt hätte am liebsten um Hilfe gerufen, jedoch das hätte zu viel Atem gekostet und er bedauerte seine schlechte Kondition....
Er keuchte bereits, nachdem er die Hälfte der Straße hinter sich gelassen hatte und hörte ein kaltes Lachen, als er gepackt wurde und in die Augen dieses Mannes oder Wesens, das aussah, als käme es aus der Hölle, blickte....
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Dämonische Statuen - Teil II
Misteri / ThrillerDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...