Sebastian saß in der Küche des Gasthofes und leerte eine Bierflasche, als sich die Tür öffnete und Frau Huber herein kam.
Sie trut einen Bademantel über ihrem Nachthemd und ihre Füße steckten in Pantoffeln.
„Was....?“, begann sie und Sebastian sah sie um Entschuldigung bittend an. „Tut mir leid. Ich dachte, es wäre in Orndung, dass wir uns etwas zu trinken nehmen....ich bezahle das Bier natürlich auch....“
Die Gastwirtin schüttelte den Kopf und nahm Sebastian die Flasche aus der Hand. „Ich hab Licht gesehen, als ich zur Toilette ging. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn sich jemand ein Bier nimmt. Aber ich glaube du solltest das besser lassen. Du siehst nicht allzu gesund aus. Nimmst du im Moment nicht noch Schmerzmittel wegen deinem Arm? Nicht, dass es dir schlecht wird!“
Sebastian stellte die Bierflasche auf einen Tisch. „Sie haben ja eigentlich recht...aber....ich kann nicht schlafen...“
Mitfühlend sah Frau Huber den jungen Mann an. „Das kann ich schon verstehen. Du hast ja einiges mitgemacht in der letzten Zeit. Aber Bier ist eigentlich kein gutes Schlafmittel. Ich mache dir einen schönen heißen Tee, der wirkt beruhigend und ist sicherlich besser als das da!“
Sie deutete auf die Bierflasche, aber Sebastian schüttelte den Kopf. „Sie wären nicht so nett zu mir, wenn Sie wüssten, was ich alles verbockt habe....eigentlich so ziemlich alles. Ich hab die Bilder gelöscht....“
„Was denn für Bilder?“, erkundigte sich Frau Huber. „Wir sollten uns vielleicht einmal in mein Wohnzimmer setzten. Dort ist es ein wenig gemütlicher als in der Küche....“
Zögernd folgte Sebastian Frau Huber, er hatte das Gefühl, als habe es wenig Sinn, der resoluten Gastwirtin zu widersprechen.
Kurz darauf saßen sie sich im Wohnzimmer gegenüber und Sebastian nippte an einer Teetasse.
„Der ist wirklich....gut. Sonst mag ich Tee nicht so gerne....“
„Mein Tee wird brav getrunken! Das muss ich Gerrit auch immer wieder sagen, wenn er mal wieder eine seiner Erkältungen hat. Da leidet der Arme immer wieder drunter, aber es wird ja langsam besser,“ antwortete Frau Huber lächelnd und bemerkte, dass ihr Gast bei der Erwähnung des Namens ihres Schützlings zusammen zuckte.
„Hast du ein Problem mit Gerrit? Das würde mich wundern, er ist eigentlich niemand, mit dem man leicht Streit bekommt. Im Gegenteil, er lässt manchmal ein wenig zu viel mit sich machen, aber genauso wie seine Erkältungen wird das auch langsam besser....“
Sebastian befürchtete, dass Frau Huber ihm den Tee ins Gesicht schütten würde, wenn er nun zugab, wie er und Gerrit zueinander standen, trotzdem gab er sich einen Ruck. Sein Leben lag momentan sowieso in Scherben vor ihm, also kam es darauf auch nicht mehr an.
„Ich hatte wirklich Probleme mit ihm. Ich dachte, wenn ich ihn töte, dann sterben auch die Henker und der Direktor. So wäre es auch möglich gewesen, ihn zu besiegen...und da hab ich auf ihn geschossen. Das wird er Ihnen sicherlich erzählt haben!“, gab Sebastian zu und die Augen der Gastwirtin blitzten tatsächlich kurz wütend auf.
„Nun, das hat er erwähnt. Allerdings nicht, wer es war. Eine Narbe hat er leider zurück behalten, als hätte er davon nicht schon genug, damit meine ich nicht nur seinen Körper! Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“
Sebastian blickte zu Boden.„Ich dachte, er sei doch eigentlich sowieso kein Mensch mehr, jedenfalls nicht so wie ich oder Jonas oder Dennis....ich dachte, es wäre das kleinere Übel. Im Nachhinein hat es mir ja auch ein wenig leid getan....“
„Gerrit ist ganz sicher ein Mensch und nichts anderes,“ nahm Frau Huber ihren Schützling in Schutz.
„Und immerhin hat er dich gerettet, obwohl du ihn so schlecht behandelt hast. Wie genau er das gemacht hat weiß ich allerdings noch nicht. Da muss noch einiges geklärt werden....Vielleicht solltest du dich einmal entschuldigen. Es verlangt keiner von dir, dass du dich mit ihm anfreundest, ob er das umgekehrt möchte, wäre sowieso noch die Frage. Aber du solltest dich entschuldigen!“
„Sie haben ja recht,“ murmelte Sebastian müde.
„Und was war das für eine Sache mit den Bildern, die du gelöscht hast?“ fragte Frau Huber nun neugierig. „Was meintest du damit?“
Sebastian unterdrückte ein Gähnen, der Tee schien zu wirken und er fühlte sich mit einem Mal schläfrig. „Ich hab immer wieder Fotos von dieser Statue gemacht. Und auf den letzten war sie dann zu sehen, das war kurz bevor sie das erste Mal wieder auftauchte. Ich hab die Bilder dann gelöscht. Ich dachte, wenn sie weg sind, dann ist es nicht wirklich wahr....ich weiß, das war kindisch. Aber ich mache nun einmal alles falsch. Ich schieße auf ein Dämonending...Entschuldigung, auf Gerrit, lasse meine Wohnung vermüllen, verliere meinen Führerschein, schieße mir im Suff selbst ins Bein und sogar meine eigenen Eltern wollen mich in die Klapse stecken. Und ich laufe nur mit Socken aus dem Haus. Also viel mehr kann eigentlich nicht mehr schief gehen. Und jetzt sitze ich hier und hab so ziemlich alles verloren. Nach Hause kann ich nicht, da ist der Dämon. Meine Eltern halten mich ja auch noch immer für verrückt, mein Arm ist gebrochen und ich suhle mich im Selbstmitleid....“
Frau Huber lächelte mit einem Mal und tätschelte Sebastians gesunden Arm. „Nun, da ist doch fast nichts dabei, das sich nicht wieder in Ordnung bringen ließe! Was Gerrit angeht, entschuldige dich. Glaub mir, er ist kein Dämonending. Er ganz sicher nicht. Lass das Bier weg, ich sag nicht, dass du damit schon ein Problem hast. Aber es könnte bald so weit sein. Also lass es besser. Was deine Eltern angeht, nun, die machen sich sicherlich noch immer die größten Sorgen. Julia sagte, sie hätten dich auch schon als vermisst gemeldet. Ruf sie wenigstens an und sag ihnen, dass es dir gut geht. Schuhe kann ich dir geben, Gerrit kam damals mit weniger hier an. Und dein Arm wird auch wieder verheilen....“
Sie seufzte. „Das einzige deiner Probleme, das wirklich schwerwiegender sein dürfte ist der Dämon. Ich weiß nicht, wie Jonas es schaffen soll, ihn zu besiegen. Sie haben nicht viel erzählt, nur, dass dieser ihm übel mitgespielt hat und relativ leichtes Spiel hatte....“
Sebastian nickte. „Ich habe nicht so viel davon mitbekommen, aber er sah echt übel aus, als er an der Kirche ins Auto stieg. Er hatte ein paar blaue Flecke. Aber die sind mittlerweile verschwunden. Vielleicht hab ich mir die auch nur eingebildet....“
„Nun, das zu erzählen ist die Aufgabe von Jonas. Aber es ist nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest! Und jetzt solltest du vielleicht doch noch ins Bett gehen!“, schlug Frau Huber vor, ehe sie ernst werde. „Und lass Gerrit in Ruhe!“
„Ich habe nicht vor, ihm noch mal was zu tun,“ sagte Sebastian und erhob sich. Zum ersten Mal seit längerer Zeit fühlte er sich nicht mehr ganz so hundeelend....
![](https://img.wattpad.com/cover/20528060-288-k633198.jpg)
DU LIEST GERADE
Dämonische Statuen - Teil II
غموض / إثارةDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...