Kapitel 48

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Am nächsten Morgen machten sich Jonas und die anderen nach einem kleinen Frühstück, dass Frau Bergbaum ihnen servierte, für den Aufbruch bereit. Doch zuvor äußerte der Dämonenjäger noch eine Bitte.
„Es geht....um Ihre Waffen....“

Die alte Frau nickte. „Ich habe auch schon daran gedacht. Komm doch bitte mit in meine Garage, da bewahre ich sie auf. Früher lagen sie bei Bruno, aber nach dem Tod meines Mannes konnte ich sie wieder bei mir unterbringen!“
„Dann hat Ihr Mann sich wirklich an der Dämonenjagd gestört?“, erkundigte Julia sich mitfühlend. „Das tut mir leid. Es war sicherlich nicht einfach, sich deswegen zu streiten!“

Die alte Dame lächelte. „Er wusste es nie wirklich, hat es glaube ich nicht mal geahnt. Aber es missfiel ihm, dass ich viel Zeit mit Bruno verbrachte und die Waffen waren ihm nicht so ganz geheuer. Er war der Ansicht, dass so was nicht gut für eine Frau sei!“
Sie lächelte ein wenig breiter. „Diese Meinung hatte er ja zu vielen Dingen, den Führerschein fand er unpassend für mich, genauso wie eine berufliche Tätigkeit. Er war halt noch jemand vom alten Schlag!“

Julia nickte höflich, fragte sich aber, ob sie eine solche Ehe hätte führen wollen. Sicherlich hatte es Frau Bergbaum doch belastet, niemals etwas gegen einen Dämon unternehmen zu können. Oder war sie so gut es ging absichtlich Nachrichten über sie aus dem Weg gegangen? Um keine Schuldgefühle zu entwickeln? Oder hatte es unterschwellig jahrelang in ihr gegärt?

„Ihr wollt die Waffen gerne haben, nicht wahr?“, erkundigte sich Marita Bergbaum nun und schüttelte den Kopf.
„Ich brauche sie eigentlich nicht mehr, hab immer gehofft, sie eines Tages jemandem übergeben zu können. Ich hoffte zuletzt sogar auf Stefan, aber er ist nicht der Richtige.....jedenfalls nicht so, wie er bis vor kurzem war...ein bisschen ist aus der letzten Zeit, in der er krank war, vielleicht hängen geblieben!“

„Ich hoffe auch, dass er nicht alles vergessen wird, was er während seiner Krankheit erlebt und gefühlt hat. Es könnte ihm gut tun. Und was die Waffen angeht....wir könnten sie wirklich gebrauchen. Es steht und noch einiges mit dem Dämon bevor...und je mehr Waffen wir haben, desto größer sind vielleicht unsere Chancen!“, sagte Jonas.

Frau Bergbaum nickte und griff nach Julias Hand. „Dann kommt mal mit. Ich hab sie wie gesagt in der Garage!“

Die alte Dame führte ihre Gäste in ihre Garage und Bruno, der sie wie stets begleitete, öffnete eine Kiste, die mit einem Vorhängeschloss verschlossen war.

Ein länglicher Gegenstand war in ein Tuch eingewickelt worden und Frau Bergbaum nahm ihn heraus, ehe sie ihn an Jonas weiter gab.
„Das ist mein ehemaliges Schwert. Es befindet sich in einem recht guten Zustand, ich habe es immer sehr gut gepflegt....aber Waffen dieser Art sind ja sowieso irgendwie recht haltbar und zeigen keine Alterungserscheinungen, so wie gewöhnliche, gleichaltrige Schwerter und dergleichen. Das gleiche gilt auch für diesen Bogen hier und die Pfeile!“

Sie zog einen weiteren länglichen Gegenstand aus der Truhe, diesen übergab sie an Julia. Die junge Frau wickelte ihn aus und zu ihrer Überraschung kam tatsächlich ein Bogen zum Vorschein, außerdem kullerten sieben Pfeile zu Boden.

„So eine Waffe habe ich für die Dämonenjagd noch nie gesehen. Aber wenn man damit schießen kann, könnte das wirklich praktisch sein! Man könnte einen Dämon auf Distanz halten!“, sagte Jonas beeindruckt, während Gerrit die Pfeile aufhob und sie bedauernd ansah. „Schade, dass das keiner von uns kann!“

„Nehmt sie trotzdem mit! Vielleicht könnt ihr ja damit üben! Die Pfeile gehen nicht kaputt, wenn man damit auf Bäume zielt und sie lassen sich überraschend leicht wieder hinaus ziehen. Man kann Dämonen damit sehr gut verletzten.....einige meiner Vorfahren haben damit sehr gute Ergebnisse erzielt!“, sagte Marita Bergbaum und strich noch einmal über das Schwert in Jonas Händen. „Ich gebe es nicht gerne her. Aber meine Zeit ist wohl wirklich leider vorbei! Und meine Familie....die kann man was Dämonen angeht, leider vergessen. Ist für sie natürlich besser....“

Julia nickte und wandte sich an Bruno. „Ich hab noch eine Bitte.....“

Der alte Mann schaute die junge Frau überrascht an. „Was möchtest du? Kann ich was für dich tun?“

Julia senkte die Stimme ein wenig und ging ein paar Schritte zur Seite. Der alte Herr folgte ihr verwundert. „Nicht für mich können Sie was tun....aber...heute morgen hat mir Frau Bergbaum was anvertraut, als ich ihr in der Küche beim Abtrocknen geholfen habe! Sie....würde sich freuen, wenn Sie einmal mit ihr essen gehen würden. So richtig schick, in einem schönen Lokal.....“

Bruno schüttelte ungläubig den Kopf, als Julia ihm ihre Lüge auftischte. „Wirklich? Das wünscht die Marita sich.....ich dachte immer, aus so was macht sie sich nicht viel.....aber ich hab sie auch nie gefragt.....ich wollte nicht aufdringlich wirken....“

Julia lächelte erleichtert, sie hatte bereits befürchtet, zu weit gegangen zu sein. „Keine Sorge, das wird sie sicherlich nicht. Ich hab eher den Eindruck, als würde sie sehr gerne mal mit Ihnen ausgehen und nur auf eine Einladung warten!“


Während der Heimfahrt nach Raichelbach berichtete Julia ihren beiden Begleitern von ihrem Kupplungsversuch. „Die beiden sind so umeinander herum geschlichen, dabei bemerkt doch selbst ein Blinder, dass die eigentlich ein Traumpaar abgeben würden! Leider hat Frau Bergbaum sich dann vor fünfzig Jahren oder so für einen anderen Kerl entschieden, der nicht mal was mit ihrer Dämonenjagerei anfangen konnte. Also in der Beziehung ein Fehlgriff. Und sie durfte auch nicht Auto fahren und arbeiten gehen....“

„Sie hätte den Bruno nehmen sollen!“, stellte Gerrit fest. „Und, lädt er sie jetzt wirklich zum Essen ein? Hoffentlich!“

Jonas lachte bei der Vorstellung, wie das ältere Paar verlegen am Tisch saß und nicht wusste, wie es sich benehmen sollte.
„Also die beiden machen mir irgendwie Mut. Ist doch schön, dass es auch in dem Alter noch so richtig kribbeln kann!“

Julia stimmte lachend zu.„Ja, das hat etwas Beruhigendes! Es ist also nie zu spät, um die große Liebe zu finden! Sagen sie das nicht auch in einem Film mit Walter Matheau? Wo es darum geht, dass zwei ältere Leute sich noch finden? „Es ist niemals zu spät, darum hat man den Tod erfunden.....“

„Ich hoffe, du hast den Richtigen schon gefunden und musst nicht bis Anfang siebzig warten,“ stellte Jonas mit einem Grinsen fest und Julia strich kurz sanft über seine Wange.
„Habe ich schon!“

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt