Kapitel 69

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Jonas hielt Julia noch immer im Arm, während Lucas, gestützt auf Gerrit, aus dem Geschäftseingang heraus humpelte. Lucas grinste Jonas kurz an und deutete auf sein Bein. „Das ist nicht so tragisch....hoffe ich jedenfalls. Aber ich will nachher im Auto ein Kissen haben!“

Jonas und Julia lösten sich voneinander und die junge Frau lief auf Dennis zu, der noch immer seinen Arm umklammernd, mittlerweile an ein Schaufenster gelehnt, da stand.
„Ein Wunder, dass das nicht zu Bruch gegangen ist,“ dachte Julia, auch wenn zerbrochene Scheiben ihr geringstes Problem waren.
Zwar wusste sie nicht, wie sie dies der Versicherung hätte erklären sollen. Schäden, verursacht durch dämonische Aktivitäten übernahmen sie wohl eher nicht....

Doch glücklicherweise kamen sie nicht in die Verlegenheit, etwas derartiges erklären zu müssen. Nicht einmal Überreste der Dämonenstatue waren übrig geblieben und mussten begründet werden.

Dennis Unterarm blutete ziemlich stark, aber er schenkte Julia ein zaghaftes Lächeln. „Ich glaube....ich muss Britta anrufen und ihr sagen, dass mit mir zumindest alles in Ordnung ist...aber Stefan....“

„Der wird sich wahrscheinlich eher erholen als du,“ stellte Julia fest und half Dennis, sich auf die Treppenstufen eines Hauseinganges zu setzten, während Jonas und Gerrit sich über Stefan beugten.

Sie ärgerte sich nun darüber, dass sie keinen Verbandskasten mitgenommen hatten, um zumindest notdürftig ihre diversen Blessuren verarzten zu können. Aber waren sie nicht im Grunde noch alle recht gut davon gekommen?

Stefan setzte sich ebenfalls auf, schien sich aber, im Gegensatz zu den anderen, noch nicht wirklich über den Sieg freuen zu können.
„Das hätten wir also geschafft! Gar nicht mal so schlecht...Gerrit!“, sagte Stefan und schloss die Augen. „Also heißt es jetzt ab in den Knast...ob das so viel besser ist?“

Jonas und Gerrit sahen sich an, sie wurden nicht wirklich schlau aus Stefans Worten. Jonas fasste sich an die Rippen, die sich nicht mehr so schlimm schmerzten wie zuvor. Ja, die Wunden von ihm und Stefan würden wahrscheinlich so verheilen, aber Dennis musste dringend zu einem Arzt.....

„Ihr habt es also tatsächlich geschafft!“, erklang eine Stimme und Jonas seufzte, als er den alten Mann auf sich und die anderen zu kommen sah.
Der Alte wandte sich an Gerrit. „Dann....hast du deinen Zweck doch noch erfüllt! Da hat ein böser Mensch wie Engelmann etwas Gutes vollbracht!“

An Engelmann wollte Gerrit in diesem Augenblick nicht erinnert werden. Warum musste der Alte ihm diesen kurzen Moment, in dem er einen Höllendämon besiegt hatte, verderben? Warum tauchte er überhaupt auf? Hoffentlich wollte er nicht sein Schwert haben....

„Wer genau ist das jetzt?“, fragte Stefan und hustete, während Jonas ihm nun half, sich aufrecht hinzusetzen.

„Das hat ein Geschöpf wie dich nicht zu interessieren!“, stellte der alte Mann mit einem bösen Blick auf Stefan fest, aber dieser zuckte die Achseln und schien sich nicht weiter aus der Ruhe bringen zu lassen.
„Du bist nicht der erste, der mir so was sagt. Ich musste mir schon schlimmere Beleidigungen als „Geschöpf“ anhören! Und weißt du was? Es hat mich noch niemals interessiert und interessiert mich auch jetzt nicht! Auf der anderen Seite.....sei froh, dass ich im Augenblick ein wenig friedlicher als gewöhnlich bin und dass mir meine Schulter weh tut...“

Der Alte ging nicht weiter auf Stefan ein, sondern beließ es dabei, ihm einen weiteren wütenden und verächtlichen Blick zu zuwerfen, den dieser erwiderte.

„Wenn er mich schon für das Letzte vom letzten hält, was denkt er dann erst über Stefan?“, fuhr es Jonas in den Sinn und er wandte sich an den alten Mann. „Der Dämon ist besiegt! Gerrit hat es getan, so wie es sein sollte.....“

„Eigentlich hättest du es machen sollen! Du weißt, dass es nur eine Art...Notlösung war!“, antwortete der alte Mann, hob aber die Hand, als Jonas ihn unterbrechen wollte.
„Aber der Dämon ist besiegt! Ich hätte nicht damit gerechnet, dass dieser schwache, kränkliche Junge es schaffen würde. Aber er hat es geschafft und ich bin zufrieden! Der Dämon ist fort und wird niemals zurück kommen. Auch wenn es nicht so war, wie es hätte sein sollen!“

Stefan lachte kurz und spöttisch auf. „Ach, die Show hat dem Herrn nicht gefallen? Das tut mir aber leid! Also ich fand es sehr...unterhaltsam! Aber er kann es ja nächstes Mal selber machen! Meine Schulter würde es ihm danken.“

„Aber der Dämon kommt wirklich, definitiv niemals wieder? Es gibt kein nächstes Mal, auch wenn Stefan da jetzt Witze macht?“, ergriff Julia ein wenig ungeduldig das Wort. „Er ist für immer besiegt? Er existiert nicht mehr? Die Hölle hat einen Dämon für immer verloren? Und die Erde auch?“

Der alte Mann nickte schweigend, ehe er sich doch noch zu einer Antwort durch rang. „Ja, er ist vernichtet! Es ist mit ihm vorbei, für immer und ewig. Meliock der Dämon ist nicht mehr....“

„Dann sollten wir uns darüber freuen und Sie sollten uns den Sieg nicht madig quatschen!“, stellte Julia zufrieden fest und legte ihre Arme um Jonas. „Er und Gerrit haben gute Arbeit geleistet!“

„Du, Dennis, Lucas und Stefan habt auch euren Teil dazu beigetragen!“, antwortete Jonas und wandte sich an den alten Mann.
„Jetzt sollten Sie uns allein lassen! Wir möchten uns über unseren Sieg freuen! Und wir müssen uns um Stefan und Dennis kümmern! Den beiden geht es nicht so gut!“

Der alte Mann zuckte die Achseln, wandte sich dann aber ab und ging davon. Niemand machte sich die Mühe, ihm allzu lange hinterher zu sehen.
„Ich wüsste schon gerne, wer oder was er war.....,“ dachte Jonas, wandte sich dann aber wieder zu Stefan, der sich gerade an einer Hauswand fest hielt und langsam aufstand. „Es geht schon wieder....geht ihr jetzt los und feiert euren Sieg. Ich....hab was zu erledigen!“

Stefan ging langsam, eine Hand auf die Schulter gedrückt, davon und seine Schritte wurden immer sicherer, trotzdem schien ihn etwas zu bedrücken und Jonas folgte ihm ein Stück. „Wo willst du jetzt hin?“

Stefan zuckte die Achseln. „Ich will zurück nach Stuttgart! Ich hab da noch was zu erledigen....mach es gut. Und....ach, vergiss es. Hoffen wir einfach, dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen, das ist das Beste für uns alle!“

Eigentlich wollte Jonas Stefan nicht einfach so davon gehen lassen, nicht, ohne ihm zumindest für die Hilfe gedankt zu haben.
Stefan schüttelte den Kopf. „Das war schon in Ordnung so. Ich hab es dir ja versprochen. Und das siehst du, selbst ich halte mich an so was. Ich zahle meine Rechnungen immer....“

Jonas wollte noch etwas erwidern, aber nun rief Julia nach ihm. „Wir müssen uns wirklich um Dennis kümmern. Der Schnitt an seinem Arm blutet ziemlich schlimm....“

Jonas blickte Stefan noch einmal nach, ehe er nun auch Dennis beim Aufstehen half. Langsam machten sie sich auf den Weg zum Auto und Julia sah zum Himmel hinauf. „Guck mal, das Wetter wird besser! Die Sonne kommt durch! Vielleicht ändert sich das jetzt auch!“

„Das wäre nicht das Schlechteste,“ murmelte Lucas, als er in eine Pfütze aus geschmolzenem Schnee trat.
„Ich glaube, wir kriegen Tauwetter! Es ist ein wenig wärmer geworden....und die Schule fängt auch bald wieder an! Schade!“

„Nun ja, da mussten wir alle durch!“, seufzte Julia ein wenig übertrieben. „Aber du bist durch den Dämon doch jetzt ein wenig abgehärtet, da wird es nicht mehr so schlimm werden!“



Am späten Nachmittag machten sie sich auf den Weg nach Raichelbach. Dadurch, dass nun eine Person weniger im Wagen saß, hatten sie ein wenig mehr Platz, auch wenn es immer noch recht eng war.
Dennis Verletzung war im Krankenhaus, in dem sich aufgrund der merkwürdigen Ereignisse in der Stadt nur eine Notbesetzung und kaum Patienten aufhielten, genäht und verbunden worden und da er, dank einer Spritze, die er mit Entsetzen angestarrt hatte, keine Schmerzen spürte, war seine Laune recht gut.

Er hatte mit Britta telefoniert und ihr von ihrem Sieg berichtet.
„In Raichelbach sind sie alle erleichtert! Frau Huber will einen Riesenkuchen backen, so einen mit Ananasstücken! Wer um alles in der Welt mag so was Scheußliches?“

„Ich!“, antwortete Gerrit und Julia nickte. „Ja, zumindest deinen Lieblingskuchen hast du dir verdient! Und wir können uns jetzt ein paar Tage wirklich noch mal ausruhen, bevor es wieder anstrengend wird....und es schneit auch nicht mehr! Der Himmel ist jetzt ganz klar!“

Als sie am frühen Abend, kurz vor Sonnenuntergang, eine kurze Rast einlegten, sahen Julia und Jonas, dass der Frühling tatsächlich langsam begann.

Hinter einer Bank auf einem Autobahnrastplatz wagten sich zwei gelbe Krokusse langsam heraus....

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt