Kapitel 47

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Jonas, Julia und Gerrit saßen nach ihrem Kampf gegen den Schlangendämon erleichtert im Wohnzimmer der alten Frau Bergbaum.
Die alte Dame stellte ein paar Tassen mit dampfendem Tee auf den Tisch. „Ich habe nach Stefan gesehen, er schläft. Ich schätze einmal, morgen müssen wir uns mit einem unhöflichen jungen Mann auseinander setzen, der uns allen noch sehr viel Ärger machen wird. Aber ich kann ihn ja nicht schon wieder im Keller einsperren!“

„Nein, noch mal glauben deine Enkelkinder diese Geschichte mit der Wette bestimmt nicht!“, stellte Bruno mit einem schwachen Grinsen im Gesicht fest. „Dann stecken die mich gleich mit in ein Heim!“

„Dann sollten sie sich da ein schönes Doppelzimmer nehmen,“ dachte Julia mit einem Lächeln.

„Wir werden morgen früh aufbrechen, wir müssen nach Bayern zurück kehren. Aber vorher habe ich noch eine Frage, es geht um diesen Dämon, Meliock,“ sagte Jonas, an Frau Bergbaum gewandt.

Die alte Dame griff nach dem noch immer auf dem Tisch liegenden Buch. „Was möchtest du wissen? Wie du diesen Dämon besiegen kannst? Ob es da ein paar hilfreiche Hinweise gibt?“

Jonas nickte, während Frau Bergbaum bedauernd den Kopf schüttelte. „Leider gibt es keine Hinweise. Hier steht nur, dass er immer mächtiger werden wird, bis er dann von einem Auserwählten im Kampf besiegt wird. Dann wird er endgültig verschwinden und niemals zurück kehren!“

„Also kein Hoffnungsschimmer. Das heißt, Gerrit wird es irgendwie hin bekommen müssen!“, stellte Julia mit einem mitleidigen Blick auf den Betroffenen fest.
„Es wird schon irgendwie gehen!“, sagte dieser leise und bedrückt, schien sich seiner Sache aber mit einem Mal nicht mehr so sicher zu sein.

Mit einem Mal kam Julia ein Gedanke, der ihnen vielleicht weiter helfen konnte.

„Das mit der Schlange hast du doch auch sehr gut hin bekommen. Sie war mit Jonas beschäftigt und du konntest dich an sie heran schleichen und sie enthaupten. Vielleicht geht das mit deinem Dämon ja auch. Er wird abgelenkt, mehrere Dämonenjäger stürzen sich auf ihn, und dann schleichst du dich an ihn heran. Gut, das ist nicht fair. Aber bei Dämonen sollte man da nicht kleinlich sein!“, schlug Julia vor und versuchte optimistisch zu klingen.

„Nein, wirklich nicht!“, sagte Jonas mit einem schwachen Lächeln, während Gerrit bedrückt zu Boden sah.

Am liebsten hätte Jonas sich neben ihn gesetzt, ihn ein wenig getröstet und gesagt, dass es schon werden würde....aber hätte er damit nicht gelogen? Zwar hoffte der darauf, aber sicher er war er sich nicht.

Glücklicherweise ging dieser Moment der Selbstzweifel, in dem alle Blicke auf Gerrit gerichtet zu sein schienen, recht schnell wieder vorbei. 
„Eigentlich sollten wir uns doch jetzt freuen. Wir haben diese Schlangen besiegt und es gibt insgesamt drei Dämonen weniger. Und....so schwer war es auch nicht....ich meine, wenn sogar ich...“
„Nein, wir haben es gut hin bekommen!“, stellte Jonas fest. „Jeder hier, der mehr oder weniger regelmäßig mit Dämonen zu tun hat, hat eins von den Viechern erledigt.“

„Stimmt, so schlimm war es nicht!“, antwortete Julia. „Stefan wird es überleben, drei Dämonen wurden besiegt und jetzt fahren wir nach Raichelbach zurück und dann bringst du Gerrit ein wenig den Schwertkampf bei. Vielleicht sorgt diese Auserwähltensache ja dafür, dass er es auch verhältnismäßig schnell lernt. Vielleicht....gehört das ja dazu....“

„Danke, lieb von euch, dass ihr mir alle helfen wollt. Ich höre jetzt auch auf.....“, sagte Gerrit, beendetet den Satz aber nicht.
„Denkt er, er jammert uns die Ohren voll? Das ist nicht so,“ dachte Jonas, als er kurz darauf die Schwerter in den Kofferraum von Georgs Wagen räumte.

Aber Gerrits Selbstzweifel waren bei weitem nicht so groß, wie Jonas und auch Julia vermuteten. 

Im Grunde genommen war er mehr als zufrieden mit seinem Erfolg, den er gegen den Schlangendämon erzielt hatte. Aber war dies ein gesundes Verhalten? Stolz darauf sein, einen Dämon erledigt zu haben?
„Warum nicht? War doch gut so!“, sagte er zu sich selbst und griff nach Jonas Arm. „Wenn du willst, dann schauen wir noch mal nach Stefan. Ob seine Energie wieder mehr geworden ist.....“



Stefan hatte sich in seinem Bett aufgesetzt und wickelte den Verband von seinem Arm. Zu seiner Zufriedenheit stellte er fest, dass die Verletzung fast vollständig verheilt war. „Gut, das wäre....wieder in Ordnung. Und auch der Rest stimmt wieder.....hab ich tatsächlich da gestanden, aus dem Fenster gestarrt, weil ich eine Winterlandschaft sehen wollte....?“

Dieses Verhalten kam ihm mit einem mal ein wenig....albern vor. So schrecklich menschlich und schwach. Auf der anderen Seite hatte ihm die Landschaft wirklich gefallen und er erinnerte sich noch daran, wie er sich dabei gefühlt hatte.
„Ich muss damit aufhören! Sonst werde ich am Ende nie mehr ich selbst. Sonst bin ich irgendwann noch so weit, dass ich zur Polizei gehe und mich selbst anzeige. Dann erzähle ich denen noch, wie das wirklich mit Monika war. Entweder stecken die mich dann in den Knast, weil sie denken, ich wäre ein Mörder, der sich was ausdenkt, um besser davon zu kommen. Oder aber ich lande in der Klapse und komme da so schnell nicht mehr raus. Da geben sie mir dann irgend welche Pillen, damit ich keine bösen Dämonen mehr sehe....“

Stefan stand auf und zog sich seine Hose und seinen Pullover an, als sich die Tür öffnete. Gerrit und Jonas traten ein und wechselten einen Blick. Gerrit nickte dem anderen leicht zu. „Es ist wieder....“

„Ja, meine Dämonenenergie ist wieder da. Ich bin endlich wieder normal.....“, sagte Stefan, brach dann aber ab. Immerhin verdankte er Jonas einiges. „Danke noch mal....“

„Gerrit hat eine der Schlangen besiegt. Du solltest dich auch bei ihm bedanken....,“ antwortete Jonas mit einem seltsamen Unterton in seiner Stimme. Wollte er nun, da es seinem Gegner besser ging, mit ihm abrechnen?
„Danke, Gerrit!“, sagte Stefan und meinte es sogar ehrlich. „Die Schlangen waren nicht einfach....das hätte übel enden können!“

Dem konnte Jonas nur zustimmen. „Ja, hätte es wirklich. Aber jetzt, wo du wieder der alte bist....“

Mit einem Mal wurde Stefan unsanft aufs Bett zurück gestoßen und Jonas holte aus, doch statt ihm seine Faust ins Gesicht zu schlagen, ließ er es bei einer kräftigen Ohrfeige bewenden.
„Das ist noch wegen Lucas. Und wegen meinem Vater....“

Stefan hielt sich die Wange. „Also alles wieder beim Alten, was?“

„Ich fürchte ja!“, antwortete Jonas, während Gerrit sich überhaupt nicht wohl zu fühlen schien. „Muss das denn so sein? Du hast doch gezeigt, dass du nett sein kannst, Stefan. Warum....musst du dich wie ein....Arsch aufführen?“

Stefan stand auf und hielt sich immer noch die Wange. „Du schlägst ziemlich feste zu....du bist keinen Deut besser als ich...auch wenn du noch niemand auf dem Gewissen hast. Aber vielleicht kommt das noch mal....trotzdem helf ich dir, wenn es mal nötig ist. Du hast doch Ärger mit diesem Dämon über der Kirche, oder? Und ich bin nicht so ganz unschuldig dran, dass du jetzt nichts mehr gegen ihn machen kannst. Frau Bergbaum erwähnte da was, als ich in ihrem Keller saß!“

Jonas wollte etwas sagen, aber Gerrit kam ihm zuvor. „Ich kümmere mich jetzt um den Dämon.....“

Stefan sah ihn mit großen Augen an. „Du? Das ist jetzt nicht ernst gemeint, oder? Wie willst du denn....gut, die Schlange hast du auch erledigt. Aber dieser Dämon....vergiss es besser!“

„Du sagtest doch, du würdest helfen, oder?“, fragte Jonas und ging nicht weiter auf Stefans Bemerkungen ein. Was sollte er mit diesem über Gerrits Fähigkeiten diskutieren?

„Ja, mach ich. Wenn was sein sollte.....dann ruf an. Du hast meine Handy-Nummer....aber ich verschwinde jetzt! Und sagt auch Frau Bergbaum noch mal danke....“
Stefan drängte sich an Jonas und Gerrit vorbei und verließ den Raum, kurz darauf auch das Haus. Niemand hielt ihn auf.

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt