Britta saß, mit ihrer kleinen Tochter im Arm, auf ihrem Bett. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie gerade tatsächlich mit Dennis ein kurzes Telefonat geführt hatte.
„Sie sind auf dem Weg hierher, Anna-Lena, dein Papa kommt bald zurück,“ sagte sie und strich dem Baby über die Nase.
Anna-Lena öffnete ihre Augen und begann,mit ihren Beinchen zu strampeln. Sie trug einen dunkelblauen Strampler mit roten Streifen, Frau Huber hatte ihn gekauft und Britta geschenkt.
„Bald ist es so weit.....“
Tränen liefen über Brittas Wangen, mit einer solchen Nachricht hatte sie nicht gerechnet.
Im Geheimen hatte sie häufig befürchtet, ihr Mann könne tot sein. Und nun hatte sie sogar kurz mit ihm sprechen können....
Draußen herrschte dichtes Schneetreiben, auf einem kleinen Tisch neben dem Fenster stand ein Adventskranz, den Frau Huber ihr gegeben hatte, auch die Gaststube hatte die Wirtin am Tag zuvor weihnachtlich geschmückt.
„Wie es aussieht werden wir weiße Weihnachten in den Bergen feiern, zusammen mit deinem Papa!“,dachte Britta und legte ihre Tochter in ihr Kinderbett.
„Zeit für deinen Mittagsschlaf. In ein paar Stunden wirst du eine schöne Überraschung erleben. Hoffentlich erkennst du Dennis überhaupt noch....“
Andy saß zusammen gekauert auf seinem Bett, als seine Mutter herein kam. „Andy, was ist denn mit dir los? Du bist so....durcheinander, seitdem du aus der Stadt gekommen bist.“
Andy antwortete nicht, sondern starrte vor sich hin.
Seine Mutter setzte sich neben ihn. „Jetzt sag mir doch endlich, was mit dir los ist! Hast du dich mit jemandem gestritten? Mit einem Mädchen? Oder hat dir jemand etwas getan? Ich mache mir wirklich Sorgen.....“
„Ich will weg hier! Können wir nicht verreisen? Irgendwohin, wo...“, stammelte Andy und schwieg wieder. Er wusste, dass seine Mutter ihm nicht glauben würde. Wer würde schon an eine lebendig gewordene Statue glauben?
Seine Schwester hatte sich eher hobbymäßig mit den Ordnern seines Opas beschäftigt und würde alles ebenfalls für einen Scherz halten.
„Ob Lucas weiß, dass sein Bruder....aber er hat ja auch an Statuen, die lebendig werden geglaubt. Und ich hab ihn ausgelacht,“ dachte Andy, während seine Mutter über seinen Arm strich.
„Was machen wir nur mit dir?“
Am liebsten hätte Jonas die anderen Autofahrer auf der Autobahn an gerempelt, statt dessen beschränkte er sich auf leise Flüche.
„Jonas, wenn das deine Mutter hören würde....was würden denn die Nachbarn denken...“, wagte Georg einen schwachen Scherz.
„Dadurch, dass du allen anderen hier die Pest an den Hals wünschst, bessert sich das Wetter auch nicht. Gut, dass ich letzten Monat die Winterreifen drauf gemacht haben....“
Ein Stau hatte sie eine Stunde in der Zeit zurück geworfen und noch immer lagen ungefähr 250 Kilometer vor ihnen.
Es dämmerte bereits und Dennis, der in der Mitte der Rückbank saß machte sich Sorgen um Sebastian.
Dieser hatte seinen Kopf an die Autoscheibe gelehnt und hielt die Augen geschlossen. Er zitterte und er hielt seinen verletzten Arm fest.
„Kannst du die Heizung ein bisschen weiter auf drehen, Jonas?“, erkundigte sich Dennis, während er eine Decke, die Georg bei der letzten kurzen Rast aus dem Kofferraum geholt hatte, über die Schultern des Verletzten legte.
„Noch weiter aufdrehen geht bald nicht mehr,“ sagte Jonas und atmete erleichtert auf. „Es geht endlich weiter. Ich dachte schon, wir bleiben für immer hier stehen. Geht es da hinten bei euch noch einigermaßen?“
Dennis nickte. „Ja, einigermaßen, auch wenn wir ein wenig Essen vertragen könnten....“
„Wir machen so bald wie möglich eine Pause und dann besorge ich uns was von einer Raststätte. Ein heißer Kaffee und ein Brötchen tun uns wahrscheinlich allen gut!“, sagte Jonas.
Gegen 21 Uhr parkte Jonas endlich seinen Wagen vor dem Gasthaus in Raichelbach. Es herrschte dichtes Schneetreiben und ein Streuwagen fuhr an ihnen vorbei und räumte zumindest die Hauptstraße des Ortes frei.
„So viel Schnee ist doch wirklich ungewöhnlich. Ob das alles mit diesem Dämon zu tun hat?“, fragte Gerrit verunsichert. „Oder ist es normal, dass es hier so viel schneit? Bei uns war es ja nicht viel besser!“
„Das schlechte Wetter fing an, als er zurück kehrte. Aber in Bayern ist es nicht ganz so ungewöhnlich!“, stellte Jonas fest, als er aus dem Wagen stieg und im nächsten Moment von seiner Freundin umarmt wurde.
„Jonas! Wir warten schon den ganzen Abend....Britta ist so unruhig, sie hatte schon Angst, ihr hättet im letzten Moment noch einen Unfall gehabt....“
Jonas erwiderte Julias Umarmung. „Wir standen im Stau und wegen dem Schnee ging es nicht so schnell. Aber jetzt sind wir ja da und werden es die nächste Zeit über auch bleiben....“
Eine weitere Person umarmte Jonas und er drückte auch seinen jüngeren Bruder an sich. „Ich habe unseren Vater mitgebracht, Lucas, sein Betrieb macht Ferien, gewissermaßen haben sie Dämonenfrei!“
Georg drückte seinen jüngsten Sohn zur Begrüßung an sich. „Ich fürchte, jetzt muss ich auch an Dämonen glauben.....ich brauche dringend ein paar Tage Urlaub....“
Auch Dennis stieg aus dem Auto und sah sich suchend um. Dann entdeckte er Britta, die ein wenig verloren und in eine dicke Jacke gehüllt an der Eingangstür stand. So schnell er konnte lief er auf sie zu und schloss sie in die Arme. „Britta....“
Sie drückte ihren Mann an sich und schien ihn nicht mehr los lassen zu wollen, nicht einmal Frau Huber, die alle aufforderte, doch erst einmal herein zu kommen, konnte sie dazu bewegen.
Sanft strich Dennis durch Brittas Haar. „Geht es dir gut, Britta?“
Sie lächelte, während Tränen über ihre Wangen liefen. „Das fragst du mich?“
Endlich ließen sie sich durch Frau Huber, die Gerrit umarmte und nicht los lassen wollte, dazu bewegen, hinein zu gehen.
„Ihr seht alle halb verhungert aus,“ stellte sie fest. „Jetzt gibt es erst mal Abendessen!“
„Wo ist die Kleine?“, fragte Dennis und Britta führte ihn an der Hand in Frau Hubers Wohnzimmer. Dort lag Anna Lena auf einer dicken bunten Krabbeldecke auf dem Boden und schlief friedlich.
„Sie war so müde. Eigentlich muss sie ja jetzt schon ins Bett.....“
Dennis setzte sich neben seine Tochter auf den Boden und strich über ihren Kopf. Er schien ebenfalls den Tränen nahe zu sein.....
Unterdessen löste Jonas sich aus Julias Umarmung. „Ich muss noch einmal weg. Ich muss mit Sebastian ins Krankenhaus fahren. Es geht ihm gar nicht gut!“
Julia nickte. „Ich komme mit. So schnell wirst du mich jetzt nicht mehr los!“
Es war bereits mitten in der Nacht, als Jonas sich in die leere Gaststube setzte und Julia neben ihm Platz nahm. „Frau Huber meinte, wir könnten uns noch etwas zu essen oder zu trinken aus der Küche holen.“
Jonas schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen sonderlichen Hunger, ich hab doch im Krankenhaus das Brötchen gegessen, während Sebastian beim Arzt war. Aber gut, dass wir ihn wieder mitnehmen konnten, er hat sich schon Sorgen gemacht, dass es mit einem einfachen Gips nicht getan wäre und er eine OP brauchen würde...“
„Gut, dass ihm wenigstens das erspart bleibt,“ seufzte Julia und legte ihre Arme um Jonas. „Und wir sollten auch bald ins Bett gehen!“
Gerrit lag in seinem Bett, als Frau Huber noch einen Blick in sein Zimmer warf. Sie lächelte, auch wenn der Anblick des Schwertes, das an den Schrank gelehnt da stand, störte.
„Was will Gerrit nur damit? Er hat doch hoffentlich nicht vor, Jonas künftig häufiger zu unterstützten. Der Arme sollte jetzt endlich mal ein wenig zur Ruhe kommen.“, dachte die Gastwirtin besorgt.
Kopfschüttelnd schloss sie die Tür, um selber schlafen zu gehen.
Sebastian fand keinen Schlaf, auch wenn er unsagbar müde war. Er saß mit angewinkelten Beinen am Kopfende seines Bettes und starrte in die Dunkelheit.
Ein wenig Licht schien durch eine Straßenlaterne durch das halboffene Fenster. Wenigstens tat sein nun eingegipster Arm nicht mehr so weh und er hatte, zu seiner Erleichterung, nicht im Krankenhaus bleiben müssen.
Er schloss die Augen, sah aber im Geiste den Dämon vor sich. Waren sie nun wirklich in Sicherheit?
Auf den Fensterbrettern sämtlicher Zimmer, auch der anderer Gäste, standen mittlerweile Eisenkrautpflanzen, die einen gewissen Schutz vor Dämonen boten und ein wenig gaben sie Sebastian ein Gefühl der Sicherheit, während er an die Fotos dachte, die er gelöscht hatte.
„Ich dachte....wenn ich sie lösche ist es nicht wahr...hätte es etwas geändert, wenn ich es nicht gemacht hätte? Und was ist mit Gerrit? Warum hat er mir geholfen? Er ist doch nicht mal wirklich ein Mensch und ich....war auch nicht nett zu ihm...mach ich eigentlich alles verkehrt?“
Sebastian wusste, dass er keinen Schlaf finden würde und er beschloss, in die Gaststube zu gehen, und sich ein Bier zu holen. Hatte Frau Huber ihnen nicht erlaubt, sich Getränke zu nehmen?
Britta strich über das Haar ihres schlafenden Mannes und zog die Decke ein wenig höher. „Ich hoffe, er steckt es wirklich alles weg, die letzte Zeit war sicherlich sehr schwer für ihn.“
Die kleine Anna-Lena, deren Bettchen an Dennis Bettseite stand, gab ein leises schmatzendes Geräusch von sich, ehe sie wieder ein schlief.
„Ob sie merkt,, dass ihr Papa wieder da ist?“, dachte Britta und legte sich nahe zu Dennis und nahm ihn in die Arme.
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Dämonische Statuen - Teil II
Mystery / ThrillerDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...