Kapitel 36

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Nadja griff nach Andys Arm, was sie aber sofort zu bereuen schien, denn abrupt ließ sie ihn wieder los. 
„Schau mal, da drüben! Wir sind doch nicht die einzigen! Aber sehe ich das richtig? Der Typ hält ja ein Schwert in der Hand.....“

„Das ist doch....Jonas! Lucas älterer Bruder!“, stellte Andy kopfschüttelnd fest. „Er ist ein wenig seltsam, aber so was....“

Nadja lachte spöttisch. „Also wenn er der Bruder von Lucas ist, dann wundert mich gar nichts! Der hat sie ja auch nicht alle, es hat schon seinen Grund, warum er mit dir und nicht mit so coolen Typen wie Mirko befreundet ist!“

„Ja, mit jemandem, der sich auf einer Klassenfahrt voll laufen lässt und was von Geistern im Keller murmelt! Also wenn das cool sein soll, dann findest du Penner auf der Ratshaustreppe, die im Suff Aliens sehen, bestimmt ganz klasse und du willst mal einen heiraten!“, spottete Andy gehässig und Nadja sah demonstrativ in eine andere Richtung. „Ich sehe jetzt mal nach, wohin dieser Spinner mit dem Schwert läuft! Das muss ich wissen.....“

„Ja, um es in der Schule herum zu erzählen und Lucas damit als kleinen Bruder eines Verstörten dastehen zu lassen! Blöde Kuh!“, sagte Andy, beschloss aber, der Schulkameradin zu folgen.

Auch wenn er es nicht zugab, es interessierte ihn ebenfalls, was Jonas da trieb.



„Ist der Dämon irgendwo in der Nähe? Ich sehe ihn nicht, wenigstens ist er nicht sichtbar,“ erkundigte sich Jonas leise.
Sie hatten sich in einem Hauseingang verborgen, von dort aus konnten sie den Kirchenvorplatz und den Seiteneingang sehen, aber nicht gesehen werden.

Gerrit nickte. „Ja, er steht über der Kirche, so wie immer. Ich sehe ihn auch besser als früher, das dämonische ist besser zu erkennen. Entweder hat sich meine Sichtweise geändert, seitdem ich das Schwert habe, oder aber der Dämon ist stärker geworden!“

„Siehst du meine Energie denn auch stärker als vorher? Dann wissen wir ja, ob es an dir liegt oder an dem Dämon....“, erkundigte sich Jonas.
„Bei dir ist alles wie vorher,“ seufzte Gerrit. „Also ist er stärker geworden....aber neben dem Eingang ist auch ein rötlicher Schimmer zu erkennen....dort könnte dieser Eingang sein.....“

„Das erste sind ja keine guten Nachrichten, da kommt ja noch einiges auf uns zu,“ antwortete Jonas und deutete auf den Seiteneingang der Kirche. 
„Noch hat er uns nicht bemerkt...geh dort hin und warte ab, bis du siehst, dass ich mich irgendwie  mit dem Dämon anlege und ihn weg locke. Lauf dann durch die Kirche bis zum Haupteingang. In der Kirche selbst bist du hoffentlich sicher, wenn ich richtig liege, kann der Dämon nur zu seinen eigenen Orten gelangen. Vielleicht kannst du ja sogar von innen dort hinein kommen.....“

Gerrit nickte und beeilte sich, zum Seiteneingang zu kommen. Glücklicherweise war dieser nicht verschlossen, offenbar wollte man den Gläubigen auch in schweren Zeiten nicht die Hoffnung auf Trost in der Kirche nehmen...

Jonas atmete einmal tief durch, ehe er den Vorplatz der Kirche betrat, von dem Dämon war, zumindest für ihn, weit und breit nichts zu sehen. Glücklicherweise war auch sonst niemand in der Nähe, der ihn für verrückt hätte halten können....

Ein Schild war an einer Laterne angebracht worden.

Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht lange an diesem Ort aufgehalten. Wir bitten um Ihr Verständnis.



„Komm, zeig dich! Wir bringen es jetzt zu Ende!“, rief Jonas. „Ich weiß, dass du da bist.....nicht mal vernünftig unsichtbar machen kannst du dich, ich dürfte also durchaus eine Chance gegen dich haben.“

Ein Lachen erklang, das Jonas zusammen zucken ließ. „Da läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter....“

„Deine Seele kann ich nicht gebrauchen, du Teildämon!“, ertönte eine Stimme und der Dämon erschien über der Kirchentür.
„Aber ich kann mit dir abrechnen und dir ein angemessenes Ende bereiten! Ich habe lange genug gewartet, dich im Unklaren gelassen und wollte mir zuerst all deine Freunde holen. Zwei habe ich bereits, die anderen beiden werden noch folgen.....“

„Er meint Britta und Julia,“ fuhr es Jonas in den Sinn. „Wollen wir nun reden oder kämpfen?“

Der Dämon sprang von seinem Platz und beendete seinen Sprung unmittelbar vor den Kirchenstufen, dann lief er, mit erhobenem Schwert, auf Jonas zu. „Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst.....“
„Doch, einem Höllendämon!“, antwortete Jonas, während er einem Schlag der Statue auswich.....



Andy und Nadja starrten ungläubig und atemlos auf das Kampfgeschehen. „D....d...das ist ja schrecklich!“, stammelte Nadja. „D...das...ist eine Statue....“

Andy antwortete nicht, noch immer konnte er nicht wirklich glauben, was sich vor seinen Augen abspielte. 
Der Anblick war einfach zu beängstigend, vor allem, als die Statue Jonas kräftig gegen das Bein trat und dieser zu Boden stürzte. Mit einem Satz sprang die Statue auf ihn zu, aber Jonas rollte sich zur Seite.....

„Wir müssen weg hier,“ sagte Andy leise zu Nadja und griff nach ihrer Hand. „Dich anfassen?“, fragte sie empört, aber fasst gleichzeitig erwarten beide aus ihrer Ertarrung und rannten so schnell sie konnten davon.

Erst als sie die Fußgängerzone erreichten drängten sie sich in den Eingang eines Schmuckgeschäfst und schnappten nach Luft. „Mir ist ein Absatz abgebrochen....“, klagte Nadja und Andy hätte sie am liebsten geschüttelt, unterließ es aber, als sie zu weinen begann.
„Was war das denn nur? Das war doch ein Trick, oder?“

Andy schüttelte den Kopf. „Das war...diese Statue....es gab oder vielmehr gibt sie tatsächlich.....“

Mit einem Mal wollte Andy nur noch fort. „Was ist, wenn sei uns gesehen hat? Sie wird uns umbringen, genauso wei meine Tante. Und was ist mit Jonas? Wir haben ihn einfach da gelassen....“

„Mir doch egal,“ klagte Nadja. „Ich will weg! Lass uns schnell nach Hause gehen. Und ich will noch weiter weg, zu meiner Oma, nach Kiel! Das ist weit genug....hoffentlich....“



Gerrit stürmte durch die Kirche, während Jonas auf dem Vorplatz gegen den Dämon kämpfte.

„Ich muss gleich raus....und hoffentlich finde ich.....“,, dachte Gerrit, als ihm ein schwaches Leuchten an der Innenwand auffiel. „Es gibt einen Zugang, auch von innen.....hoffe ich jedenfalls....“

Vorsichtig näherte Gerrit sich dem rötlichen, für andere Menschen nicht wahrnehmbares Leuchten. „Hier muss sich so etwas wie ein Raum befinden. Ein Raum, der in unserer Welt liegt und nicht in unserer Welt liegt.....irgendwie in der Art...“

Er streckte den Arm aus und spürte zuerst überhaupt nicht, jedoch als er noch einen weiteren Schritt näher trat und sich auf das Leuchten konzentrierte fühlte Gerrit mit einem Mal so etwas wie einen Widerstand und er machte einen weiteren Schritt nach vorne.....


Sebastian starrte in die Dunkelheit und achtete nicht auf Dennis fast schon verzweifelte Stimme, während dieser auf ihn ein sprach. 
Warum gab Dennis sich überhaupt noch Mühe? Am liebsten wäre Sebastian eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Er fror, seine Füße, die nur in Socken steckten, fühlten sich kalt an und sein Arm tat fast unerträglich weh....
„Ich hätte die Bilder zeigen sollen....aber hätte das etwas geändert? Ich hätte vielleicht auch sofort, nachdem ich die Statue sah, in das nächste Flugzeug steigen sollen....aber da will ich nicht dran denken....“

Wieder waren Schritte zu hören und mit einem Mal stieß jemand gegen ihn. „Aua....was?“, fragte Sebastian, während jemand nach ihm tastete. „Dennis? Sebastian? Seid ihr hier?“, fragte eine Stimme, die ihm vage bekannt vor kam.

„Ja, wir sind hier. Aber wer bist du? Noch jemand, der dieser Statue in die Hände gefallen ist?“, fragte nun Dennis.

„Nein, haltet euch beide an mir fest und kommt mit...“, sagte die fremde Stimme und jemand zog an seinem verletzten Arm. „Der ist...gebrochen!“, klagte Sebastian, während Dennis versuchte, ihn auf die Füße zu ziehen.

„Jonas lenkt den Dämon ab, inzwischen können wir von hier verschwinden,“ sagte der Fremde nun und Sebastian krallte sich an dessen Schulter fest, während sie sich durch die Dunkelheit tasteten....und mit einem Mal stolperten und sich im Innern der St. Andreas Kirche wiederfanden.

Nun erkannte Sebastian, wer sie aus ihrem dunklen Verlies geholt hatte und erschrak. „Du....?“

Dennis hingegen zeigte sich ein wenig lebhafter, er half Sebastian beim Aufstehen und wandte sich an Gerrit. 
„Wo sollen wir lang gehen? Mir tun die Augen weh...hab länger nichts gesehen...und draußen ist es heller, da wird es noch schlimmer....“

„Wir müssen da hinten raus, Jonas Vater wartet mit dem Auto auf uns. Es ist nicht weit...“, sagte Gerrit und deutete auf den Seiteneingang.

Sebastian dachte flüchtig daran, ob man Gerrit, der doch irgendwie zu diesen unheimlichen Wesen gehörte, trauen konnte. 
Oder wollte er sich an ihm rächen? Aber Dennis zog ihn bereits hinter sich her und mühsam, seinen verletzten Arm an seinen Körper pressend, folgte Sebastian den anderen.....

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt