Kapitel 25

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In dieser Nacht fand Gerrit lange Zeit keinen Schlaf und auch Jonas kam nicht wirklich zur Ruhe.

Nervös ging er in seiner Wohnung auf und ab und starrte von Zeit zur Zeit zur Tür.
Fast schien es als fürchte er, dass der merkwürdige Fremde, dieser Freund von Engelmann, hereinstürmen und sie angreifen würde.
Vor allem um Gerrit machte er sich Sorgen. Dieser saß auf dem Sofa und hatte ein Kissen an sich gedrückt.

Schließlich schaltete Jonas den Fernseher ein und bereute es fast sofort. Eine Reporterin stand vor einem Absperrband, in einiger Entfernung ragte der Kirchturm der St. Andreas Kirche empor.....
„.....Die Polizei gibt keine Auskunft, aber Gerüchten zufolge soll eine Statue, die früher einmal über der Kirche stand und im letzten Jahr zerstört aufgefunden wurde, wieder erschienen sein. Sie sprang angeblich von ihrem ehemaligen Platz über der Kirche herab und tötete die zweiundsiebzigjährige Rentnerin Maria K. Mehrere Zeugen wollen dies beobachtet haben....“

Ein Polizist trat neben die Reporterin und diese hielt ihm ihr Mikrofon unter die Nase. Der Beamte zuckte zurück. „Ich muss Sie bitten....“
„Wie ist der neueste Stand der Ermittlungen? Geht die Polizei auch von einer Statue aus, die plötzlich erschien und.....“, fragte die junge Reporterin, aber der Polizeibeamte schüttelte den Kopf. „Ich werde hier keine Stellungnahme abgeben, es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Ich bitte Sie und Ihre Kollegen nun, sich zurück zu ziehen. Sie stören hier die Ermittlungen!“

Die Reporterin warf dem Polizisten einen bösen Blick zu, ehe sie sich wieder an ihren Kameramann wandte. „Wir müssen uns nun leider zurück ziehen, aber wir werden an dem Fall dran bleiben....“

„Ja, von Ihrem Fernsehstudio in Hamburg, Köln, Berlin oder wer weiß wo aus!“, sagte nun ein anderer Polizist, der ins Bild trat und sich an die Reporterin wandte. „Ich darf Sie wirklich bitten, hier nicht mehr länger im Weg herum zu stehen!“

Empört wandte die Reporterin sich ab und es wurde zurück ins Fernsehstudio geschaltet.
„Offenbar wurden sämtliche Berichterstatter gebeten, sich zurück zu ziehen und ein Kollege des niederländischen Fernsehens, der ebenfalls für seinen Sender anwesend ist, sagte gerade zu unserer Mitarbeiterin, dass da wohl ein größerer Einsatz vorbereitet wird.....was immer das auch bedeuten mag! Aber die Geschichte mit der Statue klingt einfach zu unglaublich. Auf alle Fälle haben wir es mit ungeklärten Todesfällen....“

„Ich frage mich, was die vorhaben!“, dachte Jonas beunruhigt. „Wollen die mit der GSG 9 die Kirche stürmen? Die mögen ja einiges drauf haben, aber mit einer Dämonenstatue können die es auch nicht aufnehmen!“

Jonas schaltete den Fernseher aus und versuchte Gerrit ein wenig aufzumuntern. „Wir sollten trotzdem versuchen, ein bisschen Schlaf zu bekommen. Morgen fahren wir in die Eifel und werden  diese Statue aufsuchen.....“




Die Augen der Göttinnen-Statue begannen grünlich zu leuchten, als der alte Mann die Kirche betrat. 

In seiner Hand hielt er ein silbern schimmerndes Schwert und er machte einen drohenden Schritt auf sie zu. 
„Du bist nur das Abbild einer Göttin! Du wirst mir nicht im Weg stehen und ich werde das tun, was getan werden muss um die Welt von diesem Unheil zu befreien!“, sagte er.

„Du willst das Gleiche wie ich auch! Du willst dass dieser Dämon vernichtet wird....“, antwortete die Statue, aber der Mann hörte nicht zu und im nächsten Augenblick fiel der Kopf zu Boden.

„Ich weiß, was nun getan werden muss. Der ehemalige Auserwählte wird nicht mehr benötigt, er könnte sogar zu einer Gefahr werden und der Zerstörung des Dämons unnötigerweise im Wege stehen! Du wirst ihm keine unnützen Ratschläge geben und ihm Dinge erzählen, die ihn nichts angehen.....“, sagte der Mann, als er den kleinen Raum verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
„Bald werden sie nach hier kommen und dann wird endlich alles wieder in Ordnung kommen. Jonas kann seinen Fehler wieder gut machen, auch wenn es lange dauern wird! Ich muss ihn nur noch davon überzeugen, das Richtige zu tun. Das dürfte schwierig werden....“



Am nächsten Morgen fand man die sterblichen Überreste von fünf Polizeibeamten, die die Kirche durchsuchen wollten, auf dem Vorplatz. Zweien hatte man die Beine gebrochen und einem von ihnen fehlten drei Finger einer Hand. Sie alle starrten mit weit aufgerissenen Augen in den trüben, Wolken verhangenen Himmel.

Drei Pistolen lagen herum. Hatten diese Beamten noch ihre Waffen gezogen und geschossen? Das würden die bereits benachrichtigten Beamten der Spurensicherung noch klären müssen. Aber auf wen oder was hatten sie geschossen?

Über der Kirche trohnte die Statue, als sich einige Polizisten über ihre toten Kollegen beugten. Ein lautes, höhnisches Lachen erklang und die Beamten blickten entsetzt auf.

„Dieses Ding....was ist das?“, fragte einer von ihnen erschrocken, als die Statue mit der Mauer zu verschmelzen schien und schließlich verschwand.

„Ihr habt das jetzt auch gesehen, oder?“, fragte der Polizeibeamte sichtlich erschüttert. „Ich habe keine Hallzuzinationen, oder? Das war eine Statue.....“

„Die, die eigentlich schon seit langem verschwunden ist. „Wir sollten sehen, dass wir hier weg kommen. Und wir sollten den Ladenbesitzern in der Nähe empfehlen, ihre Geschäfte in der nächsten Zeit geschlossen zu halten. Hier geht irgend etwas vor sich.....ich kann es mir einfach nicht erklären!“, antwortete einer seiner Kollegen verunsichert.




Frau Igel betrat ihre 10. Klasse und blickte kopfschüttelnd auf ihre Schüler. Lutger schnippte gerade eine Papierkugel auf Mirkos Tisch, während Nadja und ihre Freundinnen in Modezeitschriften blätterten.
Andy saß neben Sabrina und sie blätterte in einer Zeitschrift, die die Lehrerin bereits in ihrer Jugend gelesen hatte.
„Die gibt es also immer noch......,“ murmelte die Lehrerin und schluckte ein paarmal, ehe sie ein wenig lauter als notwendig die Tür schloss.

Die Schüler sahen auf. „Ich muss etwas mit euch besprechen! Eure Mathebücher könnt ihr direkt wieder weg räumen.“

„Was hat sie denn?“, erkundigte sich Andy leise bei Sabrina, aber diese schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Heute Morgen sahen die Lehrer alle schon so bedrückt aus und ein Polizist war bei der Direktorin im Zimmer. Ich hab ihn da raus kommen sehen!“

„Ihr wisst sicherlich alle, dass es in der letzten Zeit einige Todesfälle in der Stadt gegeben hat!“, begann Frau Igel das Gespräch und die Schüler nickten.
„Ja, voll krass. Die sind alle voll tot,“ sagte Lutger, und Frau Igel warf ihm einen bösen Blick zu. „Lutger, auf so eine flapsige Art und Weise sollte man nicht darüber sprechen.“

Verständnislos sah Lutger die Lehrerin an. „Aber....das ist doch auch krass, wenn die tot umfallen....“

Frau Igel ging nicht weiter auf den ihrer Ansicht nach dümmlichen Schüler ein. „Heute Morgen war ein Polizeibeamter in der Schule und hat lange mit der Direktorin gesprochen. Das gleiche ist auch bei anderen Schulen geschehen und man hat sich auch schon an das Kultusministerium gewandt. Auf alle Fälle wird der Unterricht bis auf weiteres ausfallen und ihr werdet gebeten, zu Hause zu bleiben.....“

„Schulfrei, klasse!“, rief Lutger und auch die anderen Schüler sahen nicht wirklich traurig über diese Nachricht aus. Lediglich Nadja fiel etwas Unschönes auf. 
„Aber warum sollen wir denn zu Hause bleiben? Ich will Shoppen gehen. In der Nähe von dieser Kirche hat eine neue Boutique aufgemacht. Mädchen mit einer guten Figur können da einkaufen gehen. Natürlich haben die nichts für Schwabbelweiber wie Sabrina.....“

„Blöde Ziege,“ murmelte Sabrina und Frau Igel machte den Eindruck als sei sie kurz davor, Nadja das Klassenbuch um die Ohren zu schlagen.
„Ihr werdet alle zu hause bleiben und die Innenstadt meiden! Auf gar keinen Fall werdet ihr in die Nähe dieser Kirche gehen und schon gar nicht allein! Die Polizei rät sogar, dass diejenigen, die Verwandte außerhalb der Stadt haben, vorübergehend bei diesen unter kommen sollten!“

„Cool, dann besuche ich meinen Onkel Paul in Bonn!“, lachte Lutger. „Da kann man noch shoppen gehen, ohne gemeuchelt zu werden. Und da kommt ein cooler Film von einer Mumie, die zum Leben erwacht und alle killt. Ich war lange nicht im Kino!“

„Ja, das letzte Mal wahrscheinlich in „Der kleine Eisbär“. Aber den hast du wahrscheinlich nicht verstanden, da er zu kompliziert für dich war!“, sagte Andy und Lutger warf ihm einen bösen Blick zu.

Die Schüler packten ihre Bücher zusammen und verließen kurz darauf die Schule. Andy und Sabrina gingen ein Stück des Weges gemeinsam.
„Ich wüsste mal gerne, was dahinter steckt. Es hat irgend was mit dieser Kirche zu tun!“, sagte Sabrina nachdenklich. „Die, wo mal eine Dämonenstatue stand!“

Andy verdrehte die Augen. „Jetzt fang du nicht auch noch mit diesem Quatsch an! Jessica hatte diesen ganzen Mist doch mal durchgeackert, und wir haben uns das auch angesehen. Diese Kirche samt Statue war die Lebensaufgabe von meinem Opa! Lucas glaubt auch an den Mist. Ich glaube ja eher, dass ein durchgedrehter Serienmörder umgeht!“

„Ja, das ist wirklich viel besser,“ sagte Sabrina ironisch, fügte aber ernst hinzu: „Also ich werde die nächsten Tage zu meiner Oma fahren. Die wohnt in der Eifel, in einem kleinen Dorf. Ist zwar ein wenig langweilig da, aber immer noch besser, als tot im Park oder vor einer Kirche zu liegen!“

„Ich denke gar nicht daran, mir Angst machen zu lassen!“, widersprach Andy. „Ich glaube, ich gehe trotzdem weiter in die Stadt. Disko ist nicht, zum einen ist mein Vater dahinter gekommen und hat Theater gemacht, und zum anderen machen die momentan bestimmt auch nicht auf. Aber ich werde trotzdem weiter einkaufen gehen und so. Außerdem haben die da in der Nähe von der Kirche einen Laden mit Computerzubehör und ich will mir da ein neues Spiel kaufen.“

„Geh besser nicht in die Stadt,“ sagte Sabrina ernst, aber Andy schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Geister!“

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt