Die Nacht zog sich, nach Julias Ansicht, endlos hin. Sie lag neben Jonas auf dem Bett, doch sie war sich sicher, dass auch dieser in die Dunkelheit starrte. Aber sah er im Dunkeln nicht wesentlich besser als sie? Was genau konnte er alles erkennen?
Julia schloss die Augen und rutschte näher an ihren Freund heran. Die vertraute Umgebung der gemeinsamen Wohnung, die sie mit ihm seit einigen Monaten teilte, konnte sie nicht wirklich beruhigen.
Im Wohnzimmer hörte sie leise Stimmen und sie wusste, dass auch die anderen vergeblich versuchten, in dieser Nacht Schlaf zu finden.
„Bestimmt werden sie auch kein Auge zu kriegen,“ dachte Julia und unterdrückte ein Zittern. Der Gedanke an den Kampf am nächsten Tag machte ihr große Angst. Sie wusste, dass es damit enden konnte, dass sie nicht alle am Leben blieben. Sie wusste, dass Jonas in dieser Beziehung nicht allzu viel Rücksicht auf sich selber nehmen würde.
„Wahrscheinlich wird er diesen Dämon mit allem, was er hat, angreifen und sich auf ihn stürzen. Obwohl er weiß, dass seine Chancen schlecht stehen und nicht er derjenige ist, der ihn letztlich besiegen kann....aber das will ich nicht. Und ich will auch nicht, dass dieses Ding einen der anderen tötet oder auch nur verletzt. Nicht mal Stefan gönne ich das,“ durchfuhr es ihre Gedanken.
Sie mochte den meist unfreundlichen Dämonenjäger nicht sonderlich, vor allem Lucas Entführung nahm sie ihm, ähnlich wie dieser auch, noch immer sehr übel. Trotzdem wollte sie, dass auch er überlebte.
„Julia, du kannst auch nicht schlafen, nicht wahr?“, fragte Jonas leise und legte einen Arm um seine Freundin. „Du hast Angst....“
„Ja, die habe ich!“, antwortete Julia genauso leise. „Ich habe sogar so viel Angst, dass ich mir am liebsten in die Hosen machen und mich wimmernd unter dem Tisch verkriechen würde!“
Jonas drückte sie an sich und strich über ihren Rücken. „Ich hab auch Angst. Aber das mit der Hose lässt du besser, nicht, dass der Dämon dich noch auslacht!“
Julia lächelte im Dunkeln und ging auf Jonas schwachen Scherz, mit dem er die Stimmung ein wenig heben wollte, ein. „Stimmt, das fehlte mir noch. Dass mich so eine dumme Steinfigur auslacht...“
„Genau! Eigentlich bist doch du die, die dumme kleine Jungs wie mich in der Schule immer ausgelacht hat,“ sprach Jonas die nicht so schöne gemeinsame Vergangenheit an, aber sein Tonfall verriet, dass dies nicht als Vorwurf gemeint war. „Du bist die, die die Leute und insbesondere Steinfiguren auslacht, und nicht umgekehrt!“
„Ja, so ist es,“ bestätigte Julia die Aussage ihres Freundes. „Ich bin diejenige, die in der Schule, gemeinsam mit Katja und Britta, das Sagen hatte!“
Sie lachte kurz auf und hoffte, dass sie mit ihrem folgenden Satz nicht zu weit ging, doch sie konnte ihn nicht zurück halten.
„Hey, ich hab es immerhin geschafft, dass ein künftiger Dämonenjäger Angst vor mir hat und sich kaum noch zur Schule traut! Da werde ich doch noch mit einer blöden Statue fertig werden und die dazu bringen, dass sie sich fürchtet!“
„Ja, das wirst du!“, antwortete Jonas und erleichtert stellte die junge Frau fest, dass Jonas ihr diese Bemerkung nicht übel nahm, auch wenn sie sich wieder einmal fragte, wie sie überhaupt jemals so gemein zu ihm hatte sein können.
Hatten sie damit nicht auch wertvolle Zeit, die sie gemeinsam hätten verbringen können, verloren?
Eine Weile lagen sie wieder schweigend nebeneinander und Jonas strich sanft über Julias Haar. Sie genoss die zärtliche Berührung, war sich aber auch bewusst, dass die Hände, die sie nun so sanft berührten, am nächsten Tag mit einem Schwert auf einen Höllendämon einschlagen würden.
„Wird es immer so bleiben?“, dachte sie bedrückt. „Selbst wenn wir das jetzt schaffen, wird es immer so weiter gehen?“
Die Antwort gab sie sich selber. Ja, es würde so weiter gehen. Höllendämonen, die so mächtig waren wie der der St. Andreas Kirche würde es für sie hoffentlich nicht mehr geben, aber es gab leider viele Statuen auf der Welt.
„Darum verlasse ich dich aber trotzdem nicht, Jonas,“ dachte sie mit einem schwachen Lächeln.
Sie würde für sich einen Weg finden, damit fertig zu werden. Voraus gesetzt natürlich, dass sie den morgigen Tag überlebte....
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Dämonische Statuen - Teil II
Mystery / ThrillerDieses Buch ist der zweite Teil von "Dämonische Statuen". Aufgrund der Länge habe ich die Geschichte in zwei Bände aufgeteilt. Erneut geschieht Unheimliches, die Dämonen sind nicht wirklich verschwunden...