Kapitel 45

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Am nächsten Morgen schlief Stefan noch, als Jonas einen Blick ins Gästezimmer warf. Das Gesicht des anderen Dämonenjägers war blass und er lag nahezu reglos da.
„Es wird wirklich Zeit, dass diese Schlangen erledigt werden. Ich muss aufpassen, sonst geht es mir, sollten die mich auch beißen, bald genauso wie Stefan. Und dann ist nur noch Gerrit da....“

Es hatte am Morgen bereits eine Diskussion darüber gegeben, ob Gerrit Jonas begleiten sollte. Es war offensichtlich, dass er sich bei dem Gedanken an die Schlangen alles andere als wohl fühlte, trotzdem hatte er erklärt, Jonas so gut es ging beizustehen.

„Was ist mit mir? Ich werde dich auch begleiten!“, sagte Julia in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. 
„Ich laufe dir auch nicht vor die Füße und halte mich dezent im Hintergrund. Und du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass du mich hinterher retten musst oder etwas in der Art.....“

„Auf diese Weise hat mich mein lieber Bruno früher auch immer begleitet,“ seufzte Marita Bergbaum und ihr langjähriger Jugendfreund, der mit im Wohnzimmer saß, warf ihr einen sanften Blick zu, der Julia nicht entging.
„Zwischen den beiden knistert es ganz schön. Die sind fast wie ein altes Ehepaar. Gleichzeitig benimmt sich Bruno wie ein verliebter Teenager, der sich nicht traut, seine Angebetete ins Kino einzuladen!“

„Na gut, komm mit,“ gab Jonas schließlich nach. „Aber bleib so weit weg wie möglich von diesen Schlangenviechern. Ich will nicht, dass es dir so geht wie Stefan. Und bei dir könnte es ja sogar noch schlimmere Folgen haben!“

Frau Bergbaum nahm unterdessen die beiden Schwerter, die neben dem Sofa auf dem Bußboden lagen, in die Hand. 
„Das sind sehr gute Waffen. Ich hatte auch mal so eins. Eigentlich habe ich es ja immer noch.....sie scheinen beide außergewöhnlich zu sein. Aber das sind die Waffen von Dämonenjägern ja immer.“

„Das, was Gerrit jetzt benutzt, hat ursprünglich einmal mir gehört. Angeblich stammte es von einem Engel. Vielleicht stimmt dies so sogar. Aber ich fürchte, wir sind vor kurzem einem begegnet und das war keine gute Erfahrung....“, sagte Jonas leise.
Marita Bergbaum sah sie fragend an. „Ein Engel? Nun, warum auch nicht. Wenn man ein paar von diesen Statuen gesehen hat, dann ist man geneigt, an alles zu glauben. Aber was war denn an diesem Engel, wenn es denn einer war, so grässlich?“

„Ich hatte mir Engel einfach.....netter vorgestellt. Eher so wie Michael Landon in „Ein Engel auf Erden“ oder etwas in der Art,“ antwortete Jonas mit einem Grinsen und Frau Bergbaum lachte. „Ja, so sind sie leider nicht....aber da kenne ich mich eigentlich auch nicht aus. Ich habe mein Wissen aus einem Buch bezogen....“

„Was für ein Buch?“, erkundigte sich Jonas mit einem Mal alarmiert. „Hat der alte Mann, was immer er auch war, nicht etwas über gewisse Bücher über Dämonen berichtet?“
„Hat er,“ bestätigte Gerrit, während die alte Dame aufstand. 
„Ich muss euch da mal etwas zeigen. Es könnte vielleicht ganz interessant für euch sein. Ich besitze etwas....das sich seit vielen Jahrhunderten im Familienbesitz befindet!“

Marita Bergbaum kehrte kurz darauf mit einem alten, in Leder gebundenes Buch, zurück. 
„Im Jahr 1789 hat einer meiner Vorfahren es neu binden lassen, es gab einen Buchbinder in der Familie, einem Fremden hätte man das Buch wohl kaum gezeigt. Man glaubte vereinzelt noch an Hexen und dergleichen.“

Gerrit begann in dem Buch, das die alte Dame auf den Tisch legte, zu blättern und hätte es am liebsten wieder zugeklappt. „Da sind Dämonenfratzen und solche Dinge drin zu sehen....das könnte wirklich eines der Bücher sein, von denen der alte Mann sprach. Werden da nicht auch Dinge über einzelne Dämonen erklärt?“

Die alte Frau nickte. „So ist es. Es gehörte einst der Freundin einer Vorfahrin von mir. Deren Name lautete Elisa....“

„Elisa! Der Name sagt mir was. Fand sie nicht ein schreckliches Ende in einem Kerker? Und schuf sie nicht noch einen Dämon, bevor sie starb?“, erkundigte sich Jonas und die alte Frau zuckte zusammen. 
„Sie starb wirklich in einem Kerker. Es heißt, sie verhungerte. Meine Vorfahrin und ihr Mann konnten ihr nicht helfen....und sie hatte sich zu einem Teildämon verändert. Bei ihr muss es, wenn man der Familienlegende glauben will, um einiges schlimmer oder vielmehr stärker als bei Stefan gewesen sein. Sie besaß auch die Fähigkeiten, Dämonen zu schaffen. Die muss sie aus diesem Buch erlernt haben. Aber dass sie vor ihrem Ende noch einen schuf....nun, das wussten meine Vorfahren nicht....war es wirklich so?“

Dämonische Statuen - Teil IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt