Kapitel 23

1.3K 58 11
                                    

(Łukasz)

"Hilfe, wie siehst du denn aus?", fragt mich Mia erschrocken. Das ist mal eine wunderschöne Art begrüßt zu werden. "Wunderschön wie immer.", gebe ich leise zurück und gehe ins Bad. Als ich in den Spiegel schaue, erschrecke ich mich vor mir selbst. Das sieht ja richtig scheiße aus. Aber so fühl ich mich auch. Richtig scheiße. Nachdem ich mich halbwegs fertig gemacht habe, schleiche ich in die Küche und würde mich am liebsten einfach auf den Boden legen. Mia möchte, dass ich zu Hause bleibe und bleibt auch hartnäckig, als ich ihr das Gegenteil klar machen möchte. Dann schaut sie mich mit ihrem Hundeblick an. Wie kann ich denn da jetzt noch "nein" sagen? Seufzend gebe ich mich geschlagen, womit Mia zufrieden ist und sich auf den Weg zur Schule macht. Ich mache mich wieder auf den Weg in mein Bett. Währenddessen schreibe ich schnell Bescheid, dass ich heute nicht kommen werde. Danach schalte ich mein Handy aus, da ich keine Lust auf gespieltes Mitleid habe oder auf Nachrichten im Sinne von "Männergrippe?" oder so habe. Die Jungs wissen eigentlich ganz genau, dass ich dieses Klischee nicht erfülle. Ich werfe mich aufs Bett und versuche nochmal zu schlafen.

Als ich wieder wach werde geht es mir irgendwie noch schlechter. Tierische Kopfschmerzen und mir tut alles weh. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es vielleicht ganz gut wäre, mal etwas zu essen. Vielleicht wird es dann etwas besser. Aber nur wenige Minuten später wird mir klar, dass es eine schlechte Idee war, eine Kleinigkeit zu essen. Die blieb vielleicht fünf Minuten drinnen, bevor sie wieder raus wollte. Vom Bad schleppe ich mich wieder ins Bett und kuschel mich unter die Decke. Meine Gedanken gehen sofort zu Roman. Was er wohl gerade macht? Ob bei ihm alles in Ordnung ist? Wie gerne würde ich mich jetzt an ihn kuscheln und ihm sagen wie sehr ich ihn brauche. Aber das werde ich wahrscheinlich niemals machen. Dazu habe ich zu viel Angst, dass er dann nie wieder was mit mir zu tun haben möchte. Stumm fangen an Tränen über meine Wangen zu laufen und so weine ich mich in einen unruhigen Schlaf.

Das nächste Mal als ich wach werde liegt Mia neben mir. Sie hat sich eng an mich gekuschelt und schläft seelenruhig. Ich bin wirklich froh das sie da ist. Wenn sie nicht wäre, dann wäre ich wahrscheinlich total abgerutscht. Aber mit ihr habe ich einen Grund mich irgendwie zu motivieren, weiter zu machen. Wie schön wäre es, wenn sie ganz offiziell meine Kleine sein könnte. Ich drehe mich um, damit ich aufstehen kann, als ich die Teekanne sehe. Ein leichtes Schmunzeln legt sich auf meine Lippen und ich schaue wieder zu Mia. "Danke, meine Kleine.", flüster ich, bevor ich mir die Tasse nehme und sie mit dem Tee befülle. Auf das es mir hoffentlich schnell besser geht.

Tatsächlich ging es in der Woche mit meinem Gesundheitszustand nur Berg auf. Die ersten zwei Tage hatte ich zwar Fieber und Mia hat sich immer aufgeregt, wenn ich durch das Haus gelaufen bin. Ich sollte mich ausruhen und ich bin froh, dass sie mich so gezwungen hat. Ab Mittwoch blieb auch das Essen wieder drinnen und die Schmerzen wurden auch erträglicher. Seit heute habe ich mein Handy wieder an und mir werden viele entgangene Anrufe von Roman angezeigt. Jeden Tag hat er mich mehrmals angerufen und jeden Tag hat er mir eine Nachricht geschickt, was denn mit mir los ist. Ist das süß von ihm. Sofort bekomme ich Herzklopfen und dieses Kribbeln im Bauch. Er hat ein neues Profilbild. Ich schaue es mir genauer an und liege so bestimmt 10 Minuten da. 

"Łu, hilfst du mir mal bitte in Ethik? Ich muss eine Art Umfrage machen.", kommt Mia ins Zimmer und setzt sich mir gegenüber. Schnell lege ich das Handy weg und schaue sie an. "Ja klar. Schieß los. Was möchtest du wissen?", frage ich neugierig. Mia schnappt sich ihren Stift und liest die erste Frage vor. "Wie definierst du Liebe?" Ich mache große Augen und überlege mir eine Antwort. "Naja, Es ist ein Verlangen nach einer bestimmten Person. Dieser Wunsch nach Zusammensein mit einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Schwierigkeiten zusammen überstehen und einfach für den anderen da sein. Also für mich jedenfalls.", sage ich und Mia notiert sich die Antwort. "Okay, und was sind für dich typische Anzeichen, dass man verliebt ist?" "Das was man immer hört. Wildes Herzklopfen, das Kribbeln im Bauch. Man ist nervös, wenn die Person in der Nähe ist und hat Angst sich zu blamieren. Und halt das reinste Gefühlschaos.", meine ich und muss die ganze Zeit an Roman denken. "Bist du der Meinung, verliebt sein ist Stress?", fragt sie ernst, schaut mich aber mitfühlend an. Ich schaue nach unten und seufze einmal. "Ja, schon irgendwie. Man zerbricht sich den Kopf, fast tagtäglich. Man fragt sich wie es ihm geht...oder ihr. Das stresst schon ganz schön, beziehungsweise kann stressen.", antworte ich und könnte mich dafür ohrfeigen. Im Prinzip habe ich mich gerade zweimal verraten. Mia durchbohrt mich quasi mit ihrem fragenden Blick. "Noch eine Frage?", lenke ich ab. "Äh ja, ich brauche noch deine Meinung zu Bi- bzw. Homosexualität.", fragt sie leise. Ich muss schlucken. Ich muss jetzt versuchen cool zu bleiben. "Das ist völlig legitim. Soll jeder den lieben, den er will.", sage ich schnell. Mia schreibt sich das auf, legt dann ihren Block weg und schaut mich ernst an. 

"Bist du in Roman verliebt?", fragt sie dann. "Was? Ich? Nein, wie kommst du da drauf?", frage ich überrascht. "Ach komm schon Piszczu.", meint Mia, "Du verhältst dich total komisch, wenn er in der Nähe ist. Wenn du alleine bist, starrst du die ganze Zeit Bilder von ihm an.Bevor ich rein kam, hast du sein Profilbild angestarrt. Hättest dein Handy vielleicht ausmachen sollen, bevor du es weg legst. Und von ihm geschwärmt hast du auch schon. Ich will dich nicht drängen oder so, aber Łukasz, bist du in Roman verliebt?"
Jetzt brechen meine Wände, die ich versucht habe zu bauen. Ich will vor Mia nicht weinen, aber jetzt ist es vorbei. Es geht nicht mehr. "Ja! Ja verdammt, das bin ich! Jetzt weißt du es. Und Roman soll es nicht wissen. Und damit du ihm das auch nicht sagst...", fange ich an und muss dann kurz Luft holen. Eigentlich will ich das nicht, aber im Moment sehe ich keine andere Möglichkeit. "Ich möchte nicht mehr, dass du mit Roman trainierst."



Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛

Wie ein Vater!? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt