Kapitel 26

1.3K 56 22
                                    

(Łukasz)

Mit einem Puls von 180 laufe ich die Straße entlang. Diese Ungewissheit, ob es jetzt der richtige Weg ist oder nicht macht mich wahnsinnig. Warum muss ich auch Mia auch dafür bestrafen, weil ich mit meinen Gefühlen nicht richtig klar komme? Warum habe ich so wenig Vertrauen und habe Angst, sie würde es ihm sagen? Oh man! 
Irgendwann bleibe ich einfach stehen. Meine Atmung ist hektisch, mein ganzer Körper zittert, aber ich hab sie immer noch nicht gefunden. Hoffentlich ist Roman bei seiner Suche erfolgreicher. Wie aufs Stichwort klingelt mein Handy. Als ich Roman seinen Namen auf dem Display sehe, keimt Hoffnung in mir auf. "Roman?", frage ich aufgeregt. "Łukasz, komm schnell her. Ich...ich hab sie gefunden.", sagt er mit zittriger Stimme. Oh nein, warum ist er so fertig? Was ist mit Mia? Bevor ich ihn das fragen kann, hat er schon aufgelegt und mir seinen Standort geschickt. Sofort mache ich mich auf den Weg und hoffe einfach, dass nicht Schlimmes passiert ist. 

Als ich an besagter Stelle ankomme, bleibt mir vor Schock der Atem weg. Krankenwagen, Blaulicht, ein aufgelöster Roman, aber keine Spur von Mia. Auf weichen Knien nähere ich mich Roman, der mich ebenfalls geschockt anschaut. "Roman? Was...?", presse ich heraus, schaffe aber nicht mehr zu sagen. Wortlos hält er mir Mia ihre Trainingstasche und eine Flasche hin. Sie hat getrunken? Warum? 
"Wir fahren los!", meint einer der Notärzte, worauf wir beide nur stumm nicken können. Wenige Sekunden später stehen Roman und ich alleine auf der Straße, keiner sagt einen Ton. Ich würde mich jetzt gerne an ihn drücken, aber das wäre nach alldem wahrscheinlich eine schlechte Idee. Letztendlich laufen wir schweigend zurück zum Parkplatz, wo jeder in sein Auto einsteigt. Bevor ich ins Krankenhaus fahre, hole ich noch ein paar Sachen von Mia. Sie wird bestimmt ein oder zwei Tage da bleiben müssen. 
Zu Hause werfe ich schnell etwas in ihre Tasche und laufe dann wieder zum Auto. Schnell fahre ich zum Krankenhaus. Dort wird mir schnell gesagt, wo ich Mia finde. Vor ihrem Zimmer fange ich einen Arzt ab und informiere mich über ihren Zustand. Zum Glück ist ihr nichts schlimmeres passiert. Das hätte ich mir sonst nie verziehen. 
In ihrem Zimmer nehme ich sofort ihre Hand. Und so sitze ich da, eine Stunde, zwei Stunden, bis sie nach drei Stunden langsam wieder zu sich kommt. Als sie mich dann anschaut fällt mir ein Stein von Herzen. Kurz erzähle ich ihr, was passiert ist und spreche sie ruhig auf den Alkohol an. Sie entschuldigt sich sofort und will mir alles erklären, findet aber keinen richtigen Anfang, weshalb ich dieses Gespräch auf einen späteren Moment lege. 

Lange bleibe ich dann auch nicht mehr. Mia braucht jetzt einfach Ruhe. Ich verabschiede mich von ihr und fahre wieder zurück nach Hause. Vor meiner Haustür möchte ich dann meinen Schlüssel aus meiner Tasche holen, finde ihn aber nicht. Nachdem ich ihn auch im Auto nicht gefunden habe, fällt es mir wieder ein. Ich habe ihn in die Tasche von Mia gesteckt. Also fahre ich wieder ins Krankenhaus. Die Dame an der Rezeption wirft mir einen verwirrten Blick zu. Irgendwie verständlich, schließlich war ich erst vor einer dreiviertel Stunde hier. Mia wird bestimmt schlafen, deshalb öffne ich leise die Zimmertür. Aber als ich dann ihre Stimme höre, glaube ich einfach nicht, wer bei ihr ist. "Roman, ich muss dir was sagen...", fängt Mia an, doch soweit lasse ich es nicht kommen. Mit lauten Schritten betrete ich das Zimmer und Mia schaut mich überrascht an. "Bloß gut ich habe mein Schlüssel vergessen. Ich will nicht wissen, was du sonst noch alles erzählt hättest.", sage ich gereizt und hole schnell meinen Schlüssel. "Piszczu beruhige dich. Was soll sie denn schon erzählt haben?", fragt Roman und versucht ruhig zu bleiben. "Ach tu doch nicht so.", gifte ich ihn an, "Am Besten kommst du jetzt gleich mit raus und lässt sie in Ruhe!" Ohne auf eine Reaktion zu warten, verlasse ich das Zimmer. "Łukasz, was ist dein Problem?", fragt mich Roman, der hinterher gekommen ist und sich gerade seine Jacke anzieht. Ich halt es nicht mehr aus. "Du bist mein Problem, Roman!", meine ich und laufe aus dem Krankenhaus. So schnell es geht, fahre ich nach Hause, öffne die Tür und werfe mich auf die Couch. 

Ein paar Minuten später höre ich Schritte. "Łukasz?", ertönt Roman seine Stimme, "Deine Tür stand noch offen." Ich stehe von der Couch auf und warte, bis er im Wohnzimmer vor mir steht. Man sieht dieses riesige Fragezeichen in seinem Gesicht. "Łu, rede bitte mit mir. Ich verstehe dich einfach nicht. Ich will dir doch nichts Böses, ganz im Gegenteil. Ich will, dass es dir gut geht. Ich mach mir Sorgen! Versteh es doch endlich und lass mich dir helfen.", bettelt er schon fast. Er kommt näher zu mir, doch ich weiche zurück. "Roman hör auf! Ich...ich kann dir das nicht erklären. Du würdest es nicht verstehen!", sage ich leise und Tränen bilden sich in meinen Augen. "Ich kann es nicht verstehen, wenn du es mir nicht wenigstens versuchst zu erklären. Was kann denn so schlimm sein, das du dich so sehr dagegen wehrst?", fragt Roman, dessen Ratlosigkeit immer größer wird. "Ich...ich.... Kocham cię!", sage ich und fange dann richtig an zu weinen. Roman sagt nichts, er schaut mich nur verwirrt an. "Siehst du! Du verstehst mich nicht!", schluchze ich. "Ich kann dich auch nicht verstehen, wenn du polnisch mit mir sprichst. Łukasz, konzentriere dich. Was hast du nur?", versucht Roman ruhig zu bleiben, "Und vor allem was habe ich dir getan, dass du so komisch zu mir bist?" "Man Roman, du hast mir komplett den Kopf verdreht! Es gibt keinen Tag mehr, an dem ich nicht an dich denke. Jede deiner Nachrichten zaubert ein Lächeln in mein Gesicht. Dein Lächeln wärmt mein Herz. Immer wenn du mit mir redest bekomme ich Herzklopfen, mein Bauch kribbelt und ich will, dass solche Momente nie enden. Verdammt Roman, ich liebe dich!", platzt es aus mir heraus und jetzt bricht einfach alles in mir zusammen. Tränen fließen, meine Knie werden weich und ich muss mich bemühen halbwegs gerade zu stehen.

Roman schaut mich einfach nur an. Auch ihm laufen Tränen über die Wangen. Warum steht er immer noch da? Warum ist er noch nicht abgehauen? Aber anstatt wirklich abzuhauen kommt er auf mich zu, bleibt direkt vor mir stehen. Plötzlich fällt er mir um den Hals und drückt sich an mich. Was er dann sagt, lässt mein Herz kurz aussetzen.
"Ich liebe dich doch auch Łu!"



Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛

Wie ein Vater!? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt