(Mia)
Łu ist während der Woche immer komischer geworden. Reden tut er auch nicht mit mir. Dabei würde ich ihm so gerne helfen, schon alleine weil sein Lachen total ansteckend ist und ich dann für einen Moment auch meine Probleme vergessen kann. Chloe ist einfach nur schlimm, sie kennt mich nicht und findet ein Opfer in mir. Und dann soll ich mich von Roman fernhalten, dümmer geht es wohl nicht. Er ist schließlich mein Torwarttrainer und ein super Kumpel. Die komische Tante kann mich mal, und wenn sie mich irgendwann umbringt. Vielleicht wäre das gar nicht mal so schlecht. Mich würde eh keiner vermissen. Meine Eltern sowieso nicht und Lu ist mit sich selbst beschäftigt. Roman würde mich früher oder später auch vergessen, von daher. Was spricht also dagegen, einfach zu gehen?
"Mia, hast du mir zugehört?", holt mich Łu aus meinen Gedanken. "Was? Nein, entschuldige. Ich war gerade woanders.", gebe ich leise zu. "Ich habe dich gefragt, ob du jetzt mitkommst oder lieber hier bleiben würdest.", sagt er und lächelt mich leicht an. Zumindest versucht er es. "Ich komme gerne mit, wenn du nichts dagegen hast.", meine ich. Er nickt und holt seine Tasche. Dann fahren wir zum Treffpunkt, wo wir mit zu den Letzten gehören, die ankommen. Als ich Roman sehe, gehe ich zu ihm und er zieht mich in eine Umarmung. Łukasz kommt hinterher und zwischen ihm und Roman ist es schon wieder so komisch. Sie sprechen ein paar Worte, bis Łukasz etwas murmelt und dann geht. "Was ist denn mit ihm los?", frage ich Roman, welcher ihm nur seufzend hinterher schaut. "Ich weiß es nicht Mia. Ich weiß es nicht.", sagt er leise. Ich lege meine Hand auf seine Schulter. "Es liegt bestimmt nicht an dir.", versuche ich überzeugend zu klingen. Er nickt leicht und geht dann mit den anderen in die Kabine. Ich gehe solange auf meinen Platz, den Łu noch für mich klar gemacht hat. Nah am Spielfeld und mit der Erlaubnis nach dem Spiel zu den Jungs zu gehen.
Das Spiel ist total spannend. Viele Chancen auf beiden Seiten und trotzdem steht es zur Halbzeit noch 0:0. In der Halbzeitpause schaue ich auf mein Handy und sehe das Chloe mir eine Nachricht geschickt hat. Die werde ich jetzt aber nicht lesen. Jetzt konzentriere ich mich auf das Spiel. Bloß gut, denn in der zweiten Hälfte ist richtig viel Action. Tore von Borussia Dortmund und Roman hält den Kasten sauber. Der Wahnsinn, was er macht! So gut möchte ich auch irgendwann sein. Ich mache ein paar Fotos und stelle eines davon in meine Instagram-Story. Danach schaue ich ganz gespannt die letzten paar Minuten des Spiels an, um dann mit den anderen Fans zu jubeln. Dortmund gewinnt 3:0. Einfach klasse, was die Mannschaft geleistet hat. Grinsend gehe ich nach unten, wo Łukasz vor der Kabine steht. Er schaut mich mit betrübten Blick an und mein Grinsen verschwindet. "Ich ziehe mich um und dann fahren wir nach Hause, okay?", fragt er leise, worauf ich nur nicke. Dann geht er in die Kabine und ich lehne mich an die Wand. Wann lacht er denn mal wieder. Ich vertreibe mir die Zeit mit meinem Handy, als mir die Nachricht von Chloe wieder einfällt.
Ich weiß zwar nicht, wie du es schaffst immer noch die Kraft zu haben zur Schule zu kommen. Normalerweise sind meine Opfer maximal vier Tage in der Schule, bevor sie wieder verschwinden. Aber du hältst dich hartnäckig. Umso besser für mich, dann habe ich noch etwas länger Spaß mit dir. Aber wenn du nur ein bisschen an deinem Leben hängst, dann wirst du in nächster Zukunft verschwinden. Sieh es als gut gemeinten Rat. Ich habe schon andere soweit gebracht, dass sie keinen anderen Ausweg mehr wussten, als es zu beenden. Deswegen rate ich dir einfach von der Schule zu verschwinden. Haha, dass du überhaupt den Mut hast, mir irgendwas zu sagen. Eigentlich müsste ich dich dafür ehren. Aber ich wäre ja nicht Chloe, wenn ich mich davon beeindrucken lassen würde. Also, noch ein schönes Wochenende. Genieße deine Zeit, bis ich dir am Montag das Leben wieder zur Hölle mache.
Ich kann es nicht glauben. Was soll das? Alle Erinnerungen kommen wieder hoch, dieses fiese Lachen, diese Beleidigungen, die bösen Spitznamen. Alles läuft so ab wie damals. Ich spüre den Schmerz in meinem Arm, als ich mich geritzt habe. Tränen fangen an über meine Wangen zu laufen. Ich weiß nicht, wohin mit meinen Emotionen. Ich habe sie immer wieder versteckt und zurück gehalten. Jetzt brechen meine Wände, die ich mir so lange aufgebaut habe. Ich schlage mehrmals mit der Faust gegen die Wand, bis mich jemand an der Schulter packt und zu sich dreht. "Mia, was machst du denn? Und warum weinst du?", fragt Roman erschrocken. Ich kralle mich in sein Shirt und weine einfach. "Was ist los, Mia?", fragt er noch einmal. "Ich kann nicht mehr!", presse ich heraus. Roman streicht immer wieder über meinen Rücken. "Ich will nicht mehr. Irgendwie ist alles so schwierig, gerade. Ich mache mir so Sorgen um Łukasz, dass ich meine eigenen Probleme vergesse. Ich sorge mich mehr um ihn, als um mich. Dann kommen noch andere Kleinigkeiten dazu, die mich belasten. Ich habe so Angst, daran zu zerbrechen. Roman, du glaubst nicht, wie sehr ich mich an Fußball klammer, um irgendwas zu haben, woran ich mich festhalten kann. Aber ich weiß nicht wie lange Fußball alleine noch reicht.", schluchze ich und merke wie meine Knie immer mehr nachgeben. Jetzt merke ich wieder, wie viel Kraft ich täglich aufbringe, um so zu tun als wäre alles okay. "Mia, beruhige dich. Egal was ist, ich stehe hinter dir. Łukasz tut das auch, das weiß ich. Es gibt nichts, was wir nicht hinkriegen würden, okay?", sagt er ruhig und wischt mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich nicke kurz, bevor er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn gibt. "Du bist ein starkes Mädchen. Glaub daran.", flüstert er mir zu. "Danke Roman." Meine Stimme ist nur noch ein Hauch, mir fehlt einfach die Kraft.
Roman wartet noch, bis Łukasz fertig ist. Solange hält er mich die ganze Zeit fest. Oh man, wenn das Chloe jetzt sehen würde. Sie würde mich wahrscheinlich auf der Stelle umbringen. Aber nicht wenn ich ihr irgendwann zuvor komme.Sorry, wenn es ein bisschen viel depri ist.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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Wie ein Vater!?
أدب الهواةMia, ein Mädchen mit 15 Jahren hält es im Familienurlaub nicht mehr aus. Sie haut ab! Erst als sie realisiert, was sie getan hat, trifft sie auf eine ihr nicht unbekannte Person. Wie ein Vater beschreibt das wachsende Vertrauen zwischen zwei Mensch...