Kapitel 45

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(Roman)

Mittlerweile sind nach Mia ihrem Verschwinden, ihrer Entführung, was auch immer, vier Tage vergangen und Łukasz geht es sichtlich schlecht. Er isst nichts mehr, trinken tut er auch nicht genug und liegt den ganzen Tag auf der Couch . Ich gehe jeden Tag nach dem Training zu ihm und versuche ihn etwas aufzubauen. Natürlich hat er mir von seinem Traum erzählt. Seitdem will er keine Zeitung mehr lesen, weil er Angst hat, es könnte wirklich irgendwann so ein Artikel drinnen stehen.
Beim Training kann ich mich kaum konzentrieren, weil ich mir Sorgen um ihn mache, obwohl ich genau weiß, dass er nur auf der Couch liegt. Das Problem ist, dass die Jungs anfangen wilde Spekulationen zu äußern, was denn mit ihm Łu sein könnte. Deswegen bin ich vor kurzem zu Lucien gegangen und habe versucht ihm klar zu machen, dass es Łu aktuell einfach dreckig geht. Er hat natürlich Verständnis dafür gehabt und ist meinem Wunsch, nicht genauer nachzufragen, nach gegangen. Er meinte nur, dass die Jungs wissen sollten, dass er auf unbestimmte Zeit ausfällt. Damit die Spekulationen aufhören. 

Jetzt stehen wir vor Trainingsbeginn in einem Halbkreis um Lucien, der uns mit einem Blick anschaut. "Guten Morgen Jungs. Bevor es mit dem Training los geht, müssen wir noch etwas klären. Wie ihr schon mitbekommen habt, ist Łukasz seit einigen Tagen nicht mehr beim Training. Und ich weiß, dass es hier einige Theorien und Spekulationen existieren. Ich möchte das jetzt klar stellen. Łukasz geht es aktuell sehr schlecht, und wir wissen nicht wann es ihm wieder besser gehen wird. Ich bitte euch einfach darum, ihn nicht zu bedrängen und nachzufragen, was er denn hat. Diesen Stress kann er nicht gebrauchen. Ich weiß von seinem Zustand auch nur von einer anderen Person. Das war es eigentlich schon, ihr dürft jetzt trainieren.", sagt Lucien und die ersten Jungs fangen an ihre Runden zu laufen. "Aber...am Wochenende ist das Derby. Wir brauchen Łukasz da!", platzt es plötzlich aus Marco raus. Mit großen Augen schaue ich ihn an. "Das ist doch nicht dein Ernst Marco?", frage ich geschockt. Doch er schaut mich nur schulterzuckend an. "Ist doch wahr. Es ist Derby-Zeit und ihm geht es auf einmal nicht gut. Das ist doch kein Zufall, oder?", sagt er und ich muss aufpassen, ihn nicht am Kragen zu packen und ihn durch die Luft zu werfen. "Sag mal bist du komplett bescheuert? Du hast doch gehört, was Lucien gesagt hat. Łukasz geht es schlecht und du denkst nur an dieses beschissene Derby! Was stimmt mit dir nicht?", sage ich laut und stelle mich unmittelbar vor ihn. "Roman hör auf. Das ist es nicht wert.", versucht Julian mich zu beruhigen, "Geh zu den Torhütern und reagier dich ab!" Ich werfe Marco noch einen bösen Blick zu, bevor ich mich in Bewegung setze. "Super Kapitän bist du. So richtig einfühlsam. Ich hoffe, du hast den Sarkasmus raus gehört.", meine ich noch, bis ich endgültig zu meinem Training gehe. 

Als das Training endlich vorbei ist, fahre ich sofort zu Łu. Vor seiner Tür zöger ich kurz. Lass es ihm heute bitte besser gehen. Leise schließe ich die Tür auf und gehe hinein. Sobald ich im Flur stehe, höre ich ein Schluchzen aus dem Wohnzimmer. Vorsichtig begebe ich mich ins Wohnzimmer und sofort zieht sich mein Herz wieder mal zusammen, als ich ihn zusammen gekauert auf der Couch liegen sehe. Ich setze mich zu ihm und streichel über seine Schulter. "Łuki. Das bringt doch nichts. Du liegst seit Tagen hier herum, du isst nicht, du trinkst nicht. So kommt Mia auch nicht wieder!", sage ich in einem härteren Ton als ich eigentlich wollte. "Wenn sie überhaupt wieder kommt.", gibt er emotionslos von sich und macht nicht mal Anstalten mich anzuschauen. "Łukasz Piszczek! Hör auf hier wie ein Häufchen Elend herumzuliegen. Beweg deinen Hintern und hol sie dir wieder!", werde ich nun etwas lauter und stehe von der Couch auf. Auch Łukasz steht jetzt auf. "Was soll ich denn machen? Habe ich ihre Adresse? Nein! Reagiert sie auf Anrufe? Nein! Wird diese komische Tante vom Jugendamt mir sagen, wo sie wohnt? Nein! Also sag du es mir. Was soll ich machen, außer hoffen, dass es ihr gut geht?", sagt er mit zitternder Stimme und schaut mich mit einem leeren Blick an. Erst jetzt fällt mir wirklich auf, wie schlimm er aussieht. Zersauste Haare, total blass, riesige Augenringe. Seine Schultern hängen schlaff nach unten, seine Augen sind rot vom ganzen Weinen. Sein Shirt, was sonst immer seine Muskeln definiert, hängt wie ein Sack an ihm herunter. "Łuki bitte. Ich weiß, dass es dir weh tut. Aber deswegen kannst du dich doch nicht so hängen lassen. Das würde Mia nicht wollen. Denk mal daran.", sage ich sanft und lege meine Hand an seine Wange. Sie ist eiskalt. "Du hast ja recht.", haucht er und lässt sich gegen meine Brust fallen. Mit ihm an meiner Brust setze ich mich wieder auf die Couch. Łu legt seinen Kopf auf meinen Schoss und schaut mich müde an. Ich kraule durch seine Haare, bis ihm langsam die Augen zufallen. "Ich vermisse sie so, Romi!", nuschelt er, bevor nur noch ein gleichmäßiges Atmen von ihm zu hören ist. "Sie kommt wieder. Da bin ich mir sicher.", sage ich leise und hauche ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann bringe ich ihn ins Bett und decke ihn zu. Leise gehe ich wieder raus und gehe in Mia ihr Zimmer. Ich setze mich auf ihr Bett und schaue mich um. "Oh Mia, komm bitte schnell wieder. Łu braucht dich!"



Ich hoffe ihr hattet einen schönen Nikolaus.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
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~M💛

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