Wie ein Vater!?

Kapitel 54

(Mia)

Schon kurios. Ich bin den ersten Tag wieder in der Schule und werde auf einmal Klassensprecher. Das ist schon eine coole Sache, aber Harry toppt einfach alles. Die Umarmung war schon überraschend genug, aber dann noch das Händchen halten. Es war so unglaublich. Das erste Mal habe ich das Gefühl, das mich jemand mag. Also jetzt von den Mitschülern her. Da ist Harry der erste, der mich mag. Oder würde er sonst die ganze Zeit meine Hand halten? Die restliche Englischstunde nehme ich gar nicht wirklich war. Am liebsten würde ich mich einfach an ihn lehnen und so an die Tafel schauen, dann wäre es wenigstens bequemer. Eigentlich voll die schöne Vorstellung, wenn mir die Schulklingel keinen Strich durch die Rechnung machen würde. Ich will seine Hand jetzt nicht loslassen. Das merkt er anscheinend auch. "Only two minutes and then I hold your hand again.", zwinkert er mir zu und sofort werde ich rot und fange total an zu grinsen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und laufe schnell zu meinem Spind, räume mein Zeug rein und warte dann, bis Harry wieder kommt. 

Auf dem Schulhof setzen wir uns in eine ruhige Ecke. Jetzt kann ich mich auch an ihn anlehnen und es einfach genießen. Harry hat seinen Arm um mich gelegt und es fühlt sich so mega gut an. "I'm glad you're back.", sagt er leise und ich spüre sein leichtes Grinsen, "But what does it mean? You will never go again?" 
Oh man, wie sage ich das jetzt kurz und bündig? Und vor allem mit meinem Englisch. Ich setze mich gerade hin, atme noch einmal tief ein und fange dann an zu erzählen. Davon, dass meine Eltern mich vernachlässigt haben, wie ich aus dem Urlaub abgehauen bin, das ich bei jemandem wohne, der wie ein Vater für mich ist. Das es Łukasz ist sage ich nicht. Das, würde jetzt vom Thema ablenken. Harry weiß bestimmt, wer Łu ist und ich möchte nicht, dass dieser Fakt irgendwas zwischen uns ändern würde. Wobei, was ist das zwischen uns überhaupt? 
Als ich mit dem Erzählen fertig bin, herrscht Stille. Vorsichtig schaue ich zu ihm und direkt in einen verwirrten Blick. Hat er mich nicht verstanden? War mein Englisch doch so schlecht? "Was my english so bad?", frage ich unsicher. Harry schüttelt schnell den Kopf. "No. But what is that?", fragt er leise und wischt mir eine Träne aus meinem Gesicht, "No Mia. You're crying!?" 
Ich habe das gar nicht mitbekommen, das sich Tränen in meinen Augen gebildet haben. Und jetzt, wo es einmal angefangen hat, laufen die Tränen unaufhörlich. "It was hard wasn't it?", fragt er vorsichtig weiter. "It was horrible!", hauche ich und sofort zieht er mich in seine Arme. Ich will vor ihm jetzt nicht weinen. "Everything will be fine. You are not alone.", flüstert er mir ins Ohr. Stumm nicke ich und drücke mich enger an ihn, egal wie komisch das jetzt sein mag. So sitzen wir da, bis es zum nächsten Unterricht klingelt. Aber wirklich konzentrieren kann ich mich nicht mehr, in mir fahren gerade drei Achterbahnen gleichzeitig. 

Als die Schule dann endlich vorbei ist, schnappe ich mein Board und will so schnell es geht nach Hause. "Mia! Wait a minute!", ruft mir Harry hinterher. Sofort drehe ich mich um und schaue in seine grau-blauen Augen. "Should I take you home?", fragt er lächelnd. Oh nein, ich kann doch jetzt nicht einfach nein sagen. "You can accompany me for a while, but then I really have to hurry!", sage ich und zusammen gehen wir dann Richtung mein zu Hause. Als es noch fünf Minuten von zu Hause weg sind, trennen sich unsere Wege. "Thank you very much.", sage ich und schaue ihn an. Er macht es mir nach und wir schauen uns echt lange an. Dann drückt er mich einmal ganz fest und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Und schon ist er verschwunden. Wow, was war das denn? Ist das gerade wirklich passiert? Ich könnte platzen, es ist so mega. Mit einem breiten Grinsen fahre ich nach Hause. Wie immer hat Łu den Schlüssel draußen hingelegt, sodass ich schnell reinkomme. Im Wohnzimmer sitzen Łu und Roman auf der Couch, wobei es liegen besser beschreiben würde. "Hey ihr zwei. Euch geht's gut?", frage ich mit strahlendem Gesicht. "Sieht man doch, oder etwa nicht?", lacht Łu, "Aber dir scheint es ja auch blendend zu gehen. Also was ist passiert?" "Ich bin jetzt Klassensprecherin.", meine ich, doch zufrieden gibt sich Piszczu damit nicht. "Das ist nie im Leben der einzige Grund. Irgendwas ist da doch noch!", fragt er weiter. "Łuki denk doch mal nach. Der Grund fängt bestimmt mit "H" an und hört mit "arry" auf.", grinst Roman und auch bei Łu geht jetzt ein Licht auf. "Achso. Ja was ist denn da? Bist du verliebt?", lacht er mich an. "Ihr seid so doof.", sage ich und fange dann an zu lachen, "Ich gehe hoch in mein Zimmer. Bis später ihr zwei." 

Oben in meinem Zimmer werfe ich mich auf das Bett und starre an die Decke. Meine Gedanken kreisen nur um eins, beziehungsweise um einen. Was ist das zwischen Harry und mir? Ich fühle mich in seiner Nähe total wohl und er macht es anscheinend auch. Oh ha, ich glaube Łu hat Recht. Ich bin verliebt. 

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛