Kapitel 24

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(Roman)

Łukasz ist endlich wieder beim Training und zeigt liefert seine Leistungen ab. Aber wirklich gut sieht er trotzdem nicht aus. Er sieht irgendwie zerbrechlich aus. Ich würde ihn am liebsten einfach mal in den Arm nehmen, aber ich traue mich einfach nicht. Das würde total komisch ankommen, zumal er sowieso auf Abstand geht. Was komisch ist, ist das er auf Nachrichten antwortet. Meistens sind es nur knappe Antworten wie "Ganz okay" oder "Alles Bestens, danke". Aber immerhin antwortet er mir und es zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Vielleicht sollte ich das Thema über WhatsApp besprechen, aber eigentlich möchte ich ihm das persönlich sagen, was in mir abgeht, wenn er in meiner Nähe ist. Wie gerne würde ich ihn einfach an mich drücken und nicht mehr loslassen. Aber wenn er immer auf Abstand geht, wie soll ich das machen?

Aus Mia ist beim Training auch nichts herauszubekommen. Sie konzentriert sich auf ihre Übungen und verschwindet nach dem Training sofort. Ein Mal habe ich sie nach dem Training zurück gehalten. "Mia, warte! Was ist denn los mit dir, dass du immer sofort abhaust?", frage ich besorgt. "Es ist nichts Roman. Ich will nur schnell nach Hause. Ich habe schließlich noch Schulaufgaben zu machen. Und das ist in letzter Zeit nicht wenig.", meint sie leise und schaut weg. Nicht mit mir, als ob sie sich wegen der Schule so verhält. "Du bist Klassenbeste. Und das warst du auch schon vor zwei Wochen. Es kann nicht sein, dass du auf einmal so viel machen musst. Du machst doch alles mit links.", versuche ich sie zur Wahrheit zu bringen. "Ja, und dafür muss ich auch was machen.", kontert sie und geht an mir vorbei. "Jetzt bleib stehen!", halte ich sie erneut zurück, "Es ist wegen Łukasz, oder?" Mia seufzt, und schaut mich dann an. "Ja, er möchte nicht mehr, dass ich mit dir trainiere. Aber wie du siehst, komme ich trotzdem.", sagt sie, "Und damit Łu das nicht mitbekommt, beeile ich mich nach dem Training immer nach Hause zu kommen. Sag ihm bitte nichts. Versprich mir das Roman!" Ich kann gar nicht anders als zustimmen. 

Von da an habe wir beim Training immer noch mehr aufgepasst, die Zeit nicht zu vergessen. Zwei Wochen geht das jetzt schon so. Aber trotzdem ist Mia ihr Verhalten nicht besser geworden. Im Gegenteil, es ist sogar noch schlimmer geworden. Sie steht völlig neben sich und scheint in letzter Zeit unkonzentriert. Wenn ich ihr Übungsabläufe erkläre, dann vergisst sie die Hälfte und macht einiges falsch. Ich will sie gerade darauf ansprechen, als eine Stimme hinter uns ertönt. "Mia! Warum? Warum tust du mir das an? Ich sage dir das doch nicht umsonst, dass du nicht mehr mit ihm trainieren sollst.", kommt Łukasz auf uns zu und scheint sichtlich sauer zu sein. Mia geht zu ihm, schaut ihn vorsichtig an und murmelt ein kurzes "sorry". Łukasz will wieder etwas sagen, aber ich komme ihm zuvor. "Sag mal, was stimmt mit dir nicht? Was hast du dagegen, dass Mia mit mir trainiert. Sie hat Talent, sie macht extrem große Fortschritte. Was ist also so schlimm daran? Hast du Angst, das ich sie dir wegnehmen will? Wenn ja, dann ist diese Angst total unbegründet. Ich weiß doch wie sehr du sie liebst und ich sehe auch wie sehr sie dich braucht. Also was ist es dann? Mensch Piszczu, ich mache mir Sorgen um dich! Und Mia auch! Siehst du nicht wie sie leidet?", rede ich auf ihn ein und werde zum Ende hin immer lauter. Ich zeige auf Mia, die mich nur mit großen Augen anschaut. Łukasz wird auch wieder laut. "Ach, jetzt gibst du mir die Schuld oder was? Halt dich einfach von ihr fern." "Jungs hört auf! Ihr habt doch keine Ahnung!", platzt es jetzt aus Mia heraus. Völlig überrascht schauen wir sie an. Bevor wir etwas sagen können, hat sie sich schon umgedreht und ist weg gerannt. Ihr Laufstil sieht heute auch irgendwie komisch aus.  

Łukasz schaut ihr hinterher. Tränen finden ihren Weg über seine Wangen und es zerreißt mir das Herz. "Łu, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anschreien und dir irgendwas unterstellen.", sage ich leise. Er dreht sich zu mir, seine Augen sind gerötet und er bekommt keinen ordentlichen Ton heraus. "Halt dich einfach von ihr fern, von uns...von mir. Bitte Roman.", haucht er und es werden immer mehr Tränen. Vorsichtig lege ich meine Hände auf seine Schulter und schaue ihm tief in die Augen. "Łu. Ich weiß nicht, was los ist. Aber reiß dich jetzt zusammen. Wir müssen Mia jetzt finden! Sie steht total neben sich.", sage ich ruhig. Łukasz nickt und so teilen wir uns auf und suchen in verschiedenen Richtungen. Ich laufe schnell die Straße entlang. Mit jeder Minute die vergeht, wächst die Panik in mir. Und sie erreicht ihr Maximum, als ich ihre Tasche am Straßenrand liegen sehe. Sie ist offen, ein paar Sachen liegen verstreut auf der Straße. Schnell sammel ich alles ein und möchte es wieder in der Tasche verstauen, als ich eine Flasche darin finde. Das kann nicht sein, das ist Alkohol! Die Flasche ist leer, wann hat sie das denn getrunken? Vorm Training schon? Das würde ihr Verhalten eventuell erklären. Schnell laufe ich weiter und rufe immer wieder ihren Namen. Immer schneller werden meine Schritte, bis ich eine Entdeckung mache, die mich komplett schockt. Schnell setze ich einen Notruf ab und wähle dann Łukasz seine Nummer.
"Łukasz, komm schnell her. Ich...ich hab sie gefunden."



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~M💛

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