(Roman)
Schnell, aber mit unsicheren Schritten gehe ich zu mir nach Hause. Ich konnte da jetzt nicht einfach sitzen bleiben. Mich verstecken, solange Harry da ist aber auch nicht und mit dabei sitzen erst Recht nicht. Ich frage mich sowieso was das jetzt auf einmal soll. Die Frage wann wir es öffentlich machen geht doch nun wirklich nur Łukasz und mich was an. Wir haben nie wirklich drüber geredet und jetzt will er das unbedingt wissen. Ihm scheint das anscheinend nichts auszumachen, sonst hätte er mich nicht nochmal danach gefragt. Ich kann das einfach nicht. Warum soll ich es öffentlich machen, wenn es noch nicht mal meine Familie weiß. Ich hab ja schon Angst vor ihrer Reaktion. Immer wieder kamen sie an mit "Du wirst schon die Richtige finden." Toll, jetzt habe ich aber den richtigen gefunden, aber das kann ich doch nicht einfach so sagen. Sie werden geschockt sein. Was ist wenn sie mir versuchen das auszureden. Ich meine, drei Monate Beziehung ist jetzt noch nicht wirklich eine Zeit, nach der Mann sagen kann, dass man den Rest seines Lebens miteinander verbringen will. Oder doch? Ich kann mir ein Leben ohne Łu nicht mehr vorstellen, aber ich habe einfach Angst. Angst vor dem Moment, wenn es die ganze Welt weiß. Wenn ich hässlich wäre, dann okay, aber ich bin nunmal der Traum von vielen Mädchen. Es gibt so viel die mich anhimmeln und dann hau ich raus, dass ich glücklich an einen Mann vergeben bin. Was werden die denn dann von mir denken? Und dann habe ich von Natur aus noch diese Hater. Die werden sich dann doch auch wieder melden. Ich hatte das letzte Mal schon Probleme, damit klar zu kommen. Ein zweites Mal will ich das nicht durchstehen müssen. Und was ist wenn Łu dann auch soviel von diesem Hass abbekommt? Das verdient er einfach nicht.
Als ich endlich zu Hause bin setze ich mich auf die Couch und starre nach unten. Warum muss das nur so kompliziert sein? Warum ist Homosexualität so ein sensibles Thema? Warum bin ich anders, wenn ich sage, dass ich einen Mann liebe? Und warum kann ich nicht einfach dazu stehen? Nur wegen unserer scheiß Gesellschaft! Und dann kommt der Faktor Profifußballer noch hinzu. Das macht die Sache nicht einfacher.
Plötzlich klingelt mein Handy und ich bin mir sicher das es Łu ist. Aber auf dem Display steht ein anderer Name.
R: Hallo Marco. Was gibt es denn?
M: Hallo Lieblingsbruder. Ich wollte mal fragen wie es dir geht?
R: Marco ich bin dein einziger Bruder. Mir geht es ganz gut und dir?
M: Na und, du bist trotzdem mein Lieblingsbruder. Mir geht es auch gut, aber dir glaube ich nicht, dass bei dir alles gut ist. Du hast irgendwas!
R: Ja okay, ich bin gerade ein bisschen verwirrt. Aber nein ich möchte nicht darüber reden. Ich muss selbst erstmal alles ein bisschen ordnen. Sorry Kleiner.
M: Nenn mich nicht Kleiner. Das habe ich dir schon so oft gesagt. Aber ja, verstehe ich. Wenn du reden willst, ruf einfach deinen Bruder an.
R: Du meinst meinen Lieblingsbruder?
M: *lacht* Genau den. Aber ich wollte, beziehungsweise muss dir eigentlich was sagen.
R: Was denn? Wechselt du zu mir zum BVB?
M: Schön wär's. Nein, ich soll dir von Mama und Papa sagen, dass wir dich nächste Woche besuchen kommen. Wir wollen am Mittwoch kommen und dann den Tag nach deinem Spiel erst wieder fahren.
R: Ähm..das ist ja..toll.
M: Klingst ja sehr begeistert.
R: Ich freue mich wirklich. Es ist nur..äh..bei mir sieht es gerade aus wie im Saustall.
M: Haha bloß gut, dass ich dich vorgewarnt habe. Dann fang schonmal an aufzuräumen. Ich muss jetzt auch wieder los. Bis Mittwoch!
R: Ja bis Mittwoch.
Scheiße! Oh man ey. Warum müssen die denn jetzt kommen wollen? Und das es bei mir aussieht wie im Saustall ist auch die größte Lüge gewesen. Ich war fast gar nicht mehr hier, es kann also nicht unordentlich sein. Seufzend schaue ich auf mein Handy. Eine neue Nachricht wird angezeigt. Łu hat versucht mich anzurufen und eine Nachricht hinterlassen. "Roman, was ist denn auf einmal los mit dir gewesen? Ich wollte doch nur deine Meinung dazu hören. Wenn du dachtest ich will dich jetzt zu einer Entscheidung drängen, dann hast du das völlig falsch verstanden. Ich weiß es doch selbst nicht mal. Komm bitte wieder zurück. Du musst dich auch nicht verstecken, oder nur rein zufällig da sein. Harry ist etwas dazwischen gekommen, er kann doch nicht kommen. Bitte Roman, wir müssen trotz alledem darüber reden. Ich will dich doch voll und ganz verstehen können. Bitte."
Oha, er hat total das schlechte Gewissen. Seine Stimme war so voller Angst und Verzweiflung. Schnell schreibe ich ihn eine Nachricht, dass ich in 15 Minuten bei ihm bin. Dann ziehe ich meine Schuhe und meine Jacke an und mache mich auf den Weg. Es ist schon dunkel draußen, man merkt dass es Herbst ist. Nichts ahnend laufe ich meinen Weg entlang, bis ich das Gefühl habe beobachtet zu werden. Ich drehe mich herum, sehe aber nichts und als ich wieder nach vorne schaue, stehen zwei Leute mit Masken vor mir. Schnell will ich zurück rennen, aber hinter mir stehen auch zwei. Wo kommen die denn jetzt her?"Hast du Kohle dabei?", fragt der eine. Ich schüttelt den Kopf, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entspricht. "Dann musst du eben anders bezahlen.", meint der eine hinter mir und als ich mich fragend umdrehe, spüre ich schon seine Faust in meinem Gesicht. Taumelnd falle ich in die Arme der anderen zwei. Auch die haben ihren Spaß daran zu zuschlagen und so geht das hin und her, bis ich mich nicht mehr auf meinen Beinen halten kann und zu Boden gehe. Dann machen sie mit ihren Füßen weiter und treten auf mich ein. "So Jungs, dass reicht. Der hat seine Lektion gelernt. Lasst abhauen.", sagt der eine und sofort sind sie weggerannt. Ich Versuche aufzustehen, schaffe es aber nicht. Es tut zu sehr weh. Ich sehe immer verschommener, eine unermessliche Angst breitet sich in mir aus, der Geschmack von Blut wird immer intensiver. Die Schritte die auf mich zu kommen nehme ich nur noch gedämpft war. Moment mal, Schritte?
"Scheiße Roman. Hey, bleib da, bleib bei mir. Du darfst nicht die Augen zu machen.", sagt eine Stimme und schlägt sanft gegen meine Wange. Irgendwie schwindet gerade meine ganze Kraft, ich kann meine Augen nicht mehr offen halten, aber diese Stimme, diese noch schwach zu sehende Silhouette. Das kann nur einer sein.
Łuki!Ein Kapitel zum Vormittag. Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag. Ich werde ihn auf jeden Fall haben. Es geht nach Leipzig ins Stadion, dem BVB hoffentlich beim Gewinnen zuschauen😍
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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Wie ein Vater!?
FanfictionMia, ein Mädchen mit 15 Jahren hält es im Familienurlaub nicht mehr aus. Sie haut ab! Erst als sie realisiert, was sie getan hat, trifft sie auf eine ihr nicht unbekannte Person. Wie ein Vater beschreibt das wachsende Vertrauen zwischen zwei Mensch...