(Mia)
Ich wusste, dass es Papa schlecht geht. Aber das es am Ende so ausgeht, dass er ins Krankenhaus muss, hätte ich mir nicht vorstellen können. Diese Bilder wollen nicht mehr aus meinem Kopf. Wie er da stand, wie er geschrien hat. Das Chaos in dem er stand, dann dieser leblose Blick. Die Sekunde in der er zusammensackte. Alles spielt sich immer und immer wieder vor meinem geistigen Auge ab. Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe, einen klaren Gedanken zu fassen und Hilfe zu holen. Ich weiß auch nicht wirklich was passiert ist, nachdem ich den Krankenwagen gerufen habe. Ich glaube ich saß neben Papa und habe einfach nur geweint weil ich so eine Angst hatte. Angst davor, dass das jetzt öfter passiert. Angst davor, dass Papa ein komplett anderer Mensch wird, der niemanden mehr an sich heran lässt.
Jetzt sitze ich hier im Krankenhaus und warte. Ich hasse es zu warten, gerade in so einer Situation. Diese Ungewissheit, was denn jetzt ist, macht mich einfach fertig. Was ist wenn Papa nie wieder aufwacht? Nein, hör auf Mia! Sowas darfst du nicht denken. Irgendwann kann ich nicht mehr sitzen, weshalb ich immer hin und her laufe. Sobald sich irgendwo Türen öffnen oder Ärzte den Flur entlang laufen, bleibe ich kurz stehen und schaue erwartungsvoll in deren Richtung, mit der Hoffnung sie sagen mir endlich was los ist.
"Du bist Mia?", fragt mich plötzlich einer der Ärzte. Ich schaue ihn an, versuche aus seinem Blick irgendwas lesen zu können. Aber nichts, absolut gar nichts lese ich aus diesem Blick, was meine Angst nur noch mehr wachsen lässt. "J-ja bin ich. Was ist mit Papa?", frage ich leise und weiß eigentlich nicht mehr so recht, in ich das wirklich wissen möchte.
"Komm mit.", sagt er und führt mich in eines der Zimmer. Dort liegt Papa an ein EKG angeschlossen und mit einer Infusion versorgt. "Sein Kreislauf ist komplett zusammengebrochen. Sein Körper hat sich von jetzt auf gleich komplett verabschiedet. Hatte er Stress oder hat er sich aufgeregt oder irgendwie sowas?" "Er..er ist komplett ausgerastet und dann...dann ist er einfach zusammengebrochen. Von jetzt auf nachher. Als ob sein Körper gesagt hat "ich kann nicht mehr". Was passiert denn jetzt und wie geht es weiter?", frage ich und schaue ihn immernoch ängstlich an. "Wir werden ihn beobachten, bis er sich komplett regeneriert hat. Er wird viel schlafen, dafür werden sorgen. Je nachdem wie fit er ist, dauert es drei Tage bis eine Woche.", wird mir erklärt. Dann geht er aus dem Zimmer und ich bin alleine. Wobei nein, Papa ist bei mir. Ich setze mich auf den Stuhl neben dem Bett und schaue ihn einfach nur an. Er sieht so hilflos aus. Es tut so weh, ihn so zu sehen. Und alles nur weil Roman zu feige ist, zu ihm zu stehen. Eine Wut baut sich in mir auf, ich weiß nicht mal warum. Ich will das doch gar nicht. Was ist das? Ist das irgendwie ein Beschützerinstinkt? Egal was es ist, mit dieser Wut kann ich hier nicht bleiben. Ich gebe Papa einen leichten Kuss auf die Wange, sage ihm das alles gut wird und ich morgen wieder kommen werde.Ich lasse mir Zeit mit dem nach Hause laufen, irgendwie muss ich einen klaren Gedanken fassen, aber es funktioniert nicht. Diese Wut in meinem Bauch ist immer noch da und ich weiß nicht wie oder wo ich sie rauslassen soll. Doch diese Frage wird mir schnell beantwortet, als ich Roman auf den Stufen vor unserer Haustür sitzen sehe. Die Wut in meinem Bauch scheint sich explosionsartig auszubreiten und ich spüre es förmlich, dass diese Begegnung kein gutes Ende nehmen wird.
"Mia? Wo ist Łu?", fragt Roman als er mich sieht. "Nicht da! Siehst du doch, oder?", meine ich kühl und gehe an ihm vorbei, um die Haustür aufzuschließen. "Schon klar.", sagt er leise, "Aber sag mir bitte wo er ist!" "Nein mach ich nicht!", sage ich und betrete das Haus und merke wie Roman mir folgt und die Haustür hinter ihm schließt. "Das kannst du dich nicht bringen. Ich werde dich wohl wissen dürfen, wo mein Freund ist!", regt er sich auf. "Ach dein Freund also?", frage ich und werde langsam lauter, "Dein Freund, den du vor deiner Familie geleugnet hast? Dein Freund, bei dem du es nicht schaffst ehrlich zu sein? Dein Freund, der für alles Verständnis hat und dich nur verstehen wollte? Dein Freund, der..." "Hör auf!", schreit Roman und hält sich die Ohren zu, "Hör bitte auf!" "Nein ich höre nicht auf! Papa geht es schlecht, sehr schlecht. Er ist am Ende! Weil du zu feige bist zu ihm zu stehen.", schreie ich zurück. Roman schaut mich geschockt an und macht dann einen Schritt auf mich zu. "Du verstehst das nicht. Meine Eltern, die.." "Die werden dir nicht den Kopf abreißen, nur weil du jemanden liebst.", sage ich und raufe mir die Haare. "Aber selbst wenn. Wie stehe ich denn dann vor meinem Bruder da?", fragt er und ich würde ihm jetzt am liebsten eine klatschen. "Ach das ist also dein Problem!? Es geht dir um dein Ansehen vor deinem Bruder!", sage ich fassungslos. "Nein, dass habe ich doch gar nicht gesagt.", meint Roman, der wieder einen Schritt auf mich zu macht, doch ich weiche zurück. "Doch genau das hast du gerade gesagt.", schreie ich ihn an, "Dein Ansehen ist dir wichtiger als Łukasz, der wegen dem Mist den du verzapft hast im Krankenhaus liegt?" Roman geht auf Abstand. Seine Augen weiten sich vor Schreck. "Łu liegt im Krankenhaus?" Scheiße, jetzt habe ich mich verraten. "Verdammt!", nuschel ich und schaue ihn dann finster an, "Wag es dir zu ihm zu gehen. Er braucht jetzt Ruhe, muss sich komplett regenerieren. Also lass ihn in Ruhe!" "Mia ich...", fängt Roman an, stoppt dann aber ab. Ohne etwas zu sagen, verlässt er das Haus. Es vergehen einige Momente, bis ich realisiere, was gerade hier abging.
Was habe ich gerade gemacht?Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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Wie ein Vater!?
FanfictionMia, ein Mädchen mit 15 Jahren hält es im Familienurlaub nicht mehr aus. Sie haut ab! Erst als sie realisiert, was sie getan hat, trifft sie auf eine ihr nicht unbekannte Person. Wie ein Vater beschreibt das wachsende Vertrauen zwischen zwei Mensch...