Kapitel 73

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(Mia)

Ich muss heute das Training für die Jungs übernehmen. Irgendwie bin ich schon nervös. Was ist wenn sie nicht auf mich hören, oder die Übungen nicht ernsthaft ausführen? Ich meine okay, es ist ein Lauftraining, aber ich habe mir echt Gedanken gemacht, dass es trotzdem lustig wird und Spaß macht. Ich will das Kind in den Jungs erwecken. Schließlich sind wir alle noch irgendwo Kinder und das muss man auch mal raus lassen. Genau das werde ich heute machen. Die Jungs sollen Spaß haben, damit sich die Stimmung auch wieder auflockert, nach dem Theater mit Marco. Ich mache mich schnell fertig und packe dann meine Sporttasche, schnappe mir einen Stift und meine vorbereiteten Karteikarten, damit ich unten beim Frühstück nochmal drauf schauen kann. Eigentlich möchte ich nichts mehr daran ändern, aber ich muss mir noch einen Plan B ausdenken, falls wir personell heute mehr oder weniger sein sollten. 

"Na, immer noch am Planen?", fragt mich Roman, der auf einmal hinter mir steht. "Gott, hast du mich erschreckt. Aber ja, ich weiß nicht wie viele mir heute zur Verfügung stehen. Kann ich Lucien mal kurz mit deinem Handy anrufen? Ich habe seine Nummer nicht.", frage ich ihn und bekomme wenige Sekunden später sein Handy in die Hand gedrückt. 

L: Roman?

M: Hallo Lucien. Hier ist Mia? Ich hätte da eine Frage wegen nachher.

L: Ach Mia, guten Morgen. Freust du dich denn ein bisschen? Und was willst du denn wissen?

M: Ja, das tu ich. Ich glaube, die Jungs werden sich auch freuen, auch wenn es Lauftraining ist. Ich wollte dich auch nur fragen, wie viele Jungs denn heute beim Training sind. Das wäre wichtig zu wissen.

L: Sehr gut Coach Mia. Gut nachgedacht. Dir stehen heute 20 Jungs zur Verfügung. Ich wünsche dir viel Spaß und komme dann mal schauen, sobald das Gespräch beendet ist. Also bis nachher.

M: Bis dann. 

Ich lege auf und gebe Roman sein Handy wieder. "Und? Weißt du alles, was du wissen musst?", grinst er mich an. "Ja, Coach Mia weiß Bescheid.", lache ich und gehe mir dann Schuhe und Jacke anziehen. "Drück Łu einmal ganz fest von mir.", sage ich und drücke Roman zum Abschied, bevor ich mich auf den Weg zum Trainingsgelände mache. Habe ich Łu gesagt? Ich hätte doch auch einfach Papa sagen können..wenn ich heute nach Hause komme. Dann hört er es live.

Ich bin überrascht, dass alle pünktlich auf dem Platz stehen. Ich war fest davon überzeugt, dass sie sich Zeit lassen. "Okay Jungs. Ich denke Lucien hat euch informiert, dass ich heute das Training übernehme. Freut euch nicht zu früh, wir laufen trotzdem! Ich weiß, dass die meisten jetzt wahrscheinlich keinen Bock darauf haben, aber ich weiß wie ihr euch fühlt. So geht es mir nämlich wenn ich Deutsch in der Schule habe.", sage ich und sofort werden Kommentare abgegeben.
"Deutsch geht doch voll klar." "Alter never, Mathe geht voll klar, aber doch nicht Deutsch." "Sport ist Beste!"
Ach du scheiße, ich muss die Kinder nicht raus lassen... die sind schon draußen. Ich puste einmal in die Pfeife, damit ich wieder die vollste Aufmerksamkeit habe. "Wir fangen jetzt an. Zum warm werden erstmal fünf lockere Runden. Und wenn ich sage wir fangen an, dann meine ich das auch so. Also los geht's!", sage ich und laufe voraus. Die Jungs schauen erst etwas komisch, bis sie dann auch starten. "Warum läufst du mit?", fragt mich Marwin, der auf einmal neben mir auftaucht. "Quasi als Motivation, oder Leidteiler. Oder doch als Vorbild? Naja irgendwie sowas halt.", meine ich. "Finde ich cool.", sagt Marwin ehrlich und gesellt sich dann zu den anderen. 

Nach dem Einlaufen, einem kurzen Lauf-ABC und ein paar Dehnungsübungen, kann der Spaß jetzt richtig anfangen. "So wir bilden jetzt vier Teams mit jeweils fünf Leuten. Team eins sind die fünf, die Deutsch cooler finden als Mathe. Team zwei sind dann die fünf Mathefans.", teile ich ein und schaue dann, wen ich noch übrig habe. Irgendein Merkmal, was jeweils die Hälfte der Jungs haben? "Und hier Team gerade Rückennummer gegen Team ungerade Rückennummer.", teile ich, was die Jungs nur schmunzeln lässt. Kreativität ist auf jeden Fall da. 
"Die gebildeten Teams spielen jetzt Tic-Tac-Toe. Die ersten drei bekommen ein Leibchen und laufen einzeln zu dem aufgebauten Tic-Tac-Toe-Feld. Dort werfen sie das ab und laufen zurück, erst dann darf der nächste los rennen. Wenn alle Leibchen verbraucht sind und noch kein Gewinner fest steht, darf pro Läufer immer ein Leibchen verlegt werden. Das bedeutet Schnelligkeit und schnelles Denken. Wer als erstes zehn Spiele gewinnt, hat dann gewonnen. Danach spielen die Siegerteams und die Verliereteams nochmal gegeneinander. Startsignal ist mein Pfiff. Ihr könnt die Startreihenfolge vorm Start natürlich immer tauschen. Viel Spaß euch jetzt.", erkläre ich und lasse die Spiele dann beginnen. Damit es nicht zu öde wird, müssen sie noch einen Slalom laufen und über vier Hürden springen, bis sie das Feld erreichen. 

Mein Plan ging voll auf und die Jungs haben viel gelacht. Gewinner war am Ende Team Mathe, und Verlierer Team ungerade Rückennummer. Jetzt stehen noch Staffelspiele auf meinen Karteikarten, das bedeutet die Teams können bleiben. Ich habe mir einiges ausgedacht, damit es auch eventuell lustig aussieht. Natürlich wird die Schnelligkeit noch gekoppelt, mit schneller Reaktion und Geschicklichkeit. Bringt alles nur Vorteile, wenn beides gekoppelt funktioniert. Und vor allem haben die Jungs Spaß! Sie sind total dabei. Alle lachen, jeder wird angefeuert, auch wenn er nicht zum eigenen Team gehört. Und sie geben alles! Die Stimmung ist also bestens. 

"Das war ein klasse Training Jungs. Danke, dass ihr so stark mitgemacht habt. Habt noch einen schönen Tag und ab mit euch in die Kabine.", verabschiede ich die Mannschaft und stehe einen Moment später alleine auf dem Platz. "Die Jungs sehen glücklich aus. Obwohl sie laufen mussten. Mia, warum hast du dein Training so strukturiert?", fragt mich Lucien, lächelt mich aber an. "Fußball soll Spaß machen. Bei jedem von den Jungs war Fußball am Anfang ein Hobby, bevor es zum Beruf wurde. Aber auch im Beruf darf und soll der Spaß nicht verloren gehen. Und den Spaß hatten sie, obwohl sie im Prinzip die ganze Zeit gelaufen sind. Ich habe meine Aufgabe also erfüllt, sie sind gerannt und das nicht wenig.", sage ich und grinse ihn an. "Danke Mia. Übrigens sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass Marco für drei Monate ausgeschlossen wird. Er wird dennoch einen Trainingsplan erhalten, den er einhalten muss. Roman bekommt so einen nicht noch nachträglich. Ich denke, die drei Wochen bei Łukasz tun ihm gut. Und du darfst jetzt auch wieder zu deinem Papa. Meinen Glückwunsch übrigens noch. Roman hat es mir geschrieben, als ich ihn und Łukasz über Marco informiert habe.", zwinkert er mir zu. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und gehe mich schnell umziehen, damit ich schnell nach Hause komme. Papa wartet auf mich mich.



Seid ihr Team Deutsch oder Team Mathe? Also ich...kann beides nicht😂 aber sonst eher Team Mathe.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛

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