Kapitel 2.4.1 - Rosen und Veilchen

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Er stand nahe eines grossen Baumes und die Sonne schien soeben unterzugehen. Im Gegensatz zu den anderen Herrschaften schien er ganz schlicht gekleidet zu sein. Er war fast ganz in schwarz gehüllt und der Mantel spielte um seine Knöchel. Das weisse Leinenhemd war halb offen und der V Ausschnitt zeigte etwas von seiner Brust. Er war stattlich gebaut, die breiten Schultern schien er schon in jungen Jahren gehabt zu haben. Er konnte hier nicht viel älter als siebzehn gewesen sein. Aber im Unterschied zu seinem Vater und Bruder waren seine Lippen geschlossen und ausdrucklos. Sein Blick war hart, unnachgiebig und verschlossen... genau wie sie ihn bisher erlebt hatte. Er war halb im Profil gemalt und dies sorgte dafür, dass er überheblich und stolz wirkte. Genauso wie sie ihn kennen gelernt hatte... sie kniff ihre Augen zusammen. Sie konnte sich nicht entscheiden... irgendwie mochte sie dieses Gemälde nicht und doch... doch hatte der Maler seine Augen, die Tiefen in denen sie einen grauen Schimmer ausgemacht hatte, so lebendig getroffen. „Alexander John Arthur" formten ihre Lippen fast lautlos. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon davorgestanden hatte, doch sie musste sich davon losreissen. Sie schritt von der Galerie und folgte dem langen Gang im ersten Stock in den viele kleine Seitengänge mündeten. Sie ging ihn entlang und bog beim vierten Gang rechts ab. Vor der riesigen Eichentür blieb sie stehen und blickte sich nochmals um. Weiter oben war gerade eine Tür geschlossen worden, aber niemand war zu sehen. Sie lehnte sich mit ihrer ganzen Körperkraft gegen die Tür, schob sie auf und trat in den hohen Raum, den duzende Regale säumten. Rundherum verliefen die Regale und liessen nur hie und da Platz für die grossen Holzfenster. Der Geruch war angenehm, dass hiess, wenn jemand diesen mochte. Jedes einzelne Buch, jede Schriftrolle, jede Fibel und jeder Gedichtband schien eine eigene Geschichte zu erzählen. An den hohen Regalen stand auf der linken Seite, gerade neben einem Holzfenster, eine verschiebbare Leiter. Sie reichte bis in die obersten Regalplatten. Rose schloss die Tür, ging Richtung Kamin und zur Sitzecke in welcher der braune Ohrensessel stand. Sie nahm ein paar Holzscheite und stapelte sie im Kamin zu einem Dreieck, warf ein wenig Schwarzpulver über die Scheite, schlug mit dem Feuerstein auf das Schlageisen und entzündete somit das Feuer. Die Wärme breitete sich nur zögernd in dem übergrossen Raum aus. Sie liess ihren Blick über die Regale schweifen und fand bald darauf was sie suchte. Sie holte die Leiter schob sie zum gewünschten Regal und kletterte die Stufen hinauf. Oben angekommen liess sie ihren Zeigefinger über die Rücken der Bücher fahren und formte tonlos mit den Lippen die Titel. Sie fand das Buch über die Reisen von John Maundevylle und als sie weiter suchte stolperte sie über die Legenden von Alexander dem Grossen. Sie kramte noch weitere Bücher hinaus und setzte sich dann mit einem Stapel in den Ohrensessel, der dem Kamin am nächsten war.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt