Kapitel 8.6 - Ein Abschied für immer

596 42 18
                                    

Am Sonntag stand Isabella früh auf und erledigte diverse Aufgaben für Molly, wozu sie auch ins Dorf musste. So hatte sie die Gelegenheit sich über das Schiff noch ein letztes Mal zu erkundigen. Das Schiff würde am Montag am Dock zwölf einlaufen. Die Passagiere, die mitreisen wollten, sollten sich dort um neun Uhr abends einfinden. Isabella hatte alles vorbereitet, sie würde als junger Mann auf das Schiff gehen. Als Frau wäre es zu riskant. Sie hatte sich daher Stallhosen von Walther geborgt und ein Hemd. Ausserdem hatte sie einen Hut, den sie sich in die Stirn ziehen konnte und ein scharfes Messer. Sie würde mit einer Ausrede am Mittag das Haus der de Warennes verlassen und in Richtung Brighton reisen. Gleich hier im Dorf hatte sie sich von einem Bauer ein Pferd besorgt. Er würde es ihr bereitstellen und einer seiner Stallburschen würde es am Hafen wieder abholen. Sie bräuchte somit ungefähr vier Stunden bis sie Brighton erreichen würde. Erst dort würde sie sich in einer Seitengasse umziehen. Am Nachmittag kam ihre Ladyschaft mit Unmengen von eingekauften Dingen nachhause und verlangte sofort danach alle Pakete auszupacken und in ihre Gemächer zu schaffen. Möbel und weitere Tischlereien würden in den kommenden Tagen von London hierhergebracht werden. Spät am Abend ging Isabella in die Bibliothek und suchte mit dem Kerzenhalter Bücher über Schwangerschaften. Leider hatte sie nichts dergleichen finden können und verliess daraufhin die Bibliothek leise. Auf dem Flur kam ihr Alexander entgegen. Er preschte auf sie los, nahm sie in den Arm und küsste sie ohne Zögern auf den Mund
„Ich habe schon überall nach dir Ausschau gehalten!" sagte er freudig „Geh in mein Gemach... jetzt... ich werde gleich kommen" meinte er geheimnisvoll und mit einem weiteren Kuss auf die Lippen, ging er den Gang hinunter. Isabella stieg in den dritten Stock und als sie sich sicher war, dass niemand in der Nähe war, schlüpfte sie in sein Gemach. Das Zimmer war mit Kerzen hell erleuchtet und sie setzte sich auf einen Sessel in der Nähe des Kamins. Es brennte zwar kein Feuer darin, doch war sie hier näher an der Tür. Sie musste eine Zeit lang warten, doch dann öffnete sich die Tür und er trat ein. Er kam auf sie zu und goss beiden etwas von dem Würzwein ein, den er mitgebracht hatte. Die Leidenschaft zwischen ihnen war jedoch grösser, sie hielten es nicht lange getrennt auf den Stühlen aus. Alexander zog sie in eine heisse Umarmung und küsste sie ausgehungert. Isabellas Körper reagierte bei der kleinsten Berührung und die Stelle zwischen ihren Beinen begann zu brennen. Mit schnellen Handgriffen hatte er sie ausgezogen, auf die Arme gehoben und marschierte auf das Bett zu. Er stellte sie vor sich auf die Matratze und kam so leicht an ihren intimen Bereich. Genüsslich küsste er ihre empfindlichste Stelle und sorgte für wellende Wogen in ihrem Körper. Er forderte sie heraus bis sich ein Schrei aus ihrer Kehle gelöst hatte. Sie liess sich in die Kissen nieder. Alexander hatte sich im nu entkleidet und kroch über das Bett auf sie zu. Sie hielt ihm ihre Arme entgegen und zog ihn auf sich. Er küsste sie heiss und verführte ihren Mund so zärtlich, dass Isabella seufzen musste. Er wanderte mit seinem Mund zu ihren Hügeln und eroberte ihre Spitzen, eine nach der anderen. Er sog daran. „Sie sind so fest und hart heute" meinte er nachdenklich. Isabella war sich sicher, dass dies ein weiteres Anzeichen für eine Schwangerschaft war, doch sie kannte keine Hebamme, die sie danach fragen konnte. Sie wollte versuchen sein nachdenkliches Gesicht auf andere Gedanken zu bringen
„Siehst du was du mit mir anstellst? Jedes Haar und jede Spitze, die ich habe, reckt sich dir entgegen... nur dir" sagte sie verführerisch und liess ihre Hände über seinen Rücken zu seinem Po gleiten. Er lächelte und küsste sie bedingungslos auf den Mund, während er in sie drang. Isabella versuchte jeden einzelnen Moment in Erinnerung zu behalten und sich jedes Gefühl zu merken. Sie fuhr mit ihren Händen über seinen männlichen muskulösen Körper, biss ihm zärtlich in die Schulter und schmeckte seine Haut. Versuchte die rhythmischen Bewegungen zu verinnerlichen und ihn tief in ihrer Brust zu verschliessen. Er gab alles und bewegte sich stürmisch auf und ab. Zog sich zurück und stiess mit neuer Kraft in sie hinein. Isabella schloss ihre Augen und versuchte nur mit ihren Sinnen ihr Liebesspiel wahrzunehmen. Sie hörte sein kräftiges Atmen und spürte seine Wärme. Ihr Körper antwortete auf jede seiner Berührungen und sprühte vor Feuerkraft. Sie fühlte, wie er sich anspannte und sich ein tiefes Knurren von seiner Kehle ausbreitete und in einem starken Brüllen endete. Sie blieben vereint und er rollte sich mit ihr auf die Seite und hielt sie in seinen Armen fest. Sie liebte diesen Mann und nichts auf der Welt könnte das ändern... Sie schloss ihre Augen. Konnte ihre Tränen allerdings nicht mehr ganz zurückhalten, sie schlüpften aus ihren Lidern und bedeckten ihre Wangen.
„Sch sch sch... was ist los? Wieso weinst du?" sagte er erstaunt und wischte ihr sachte die Tränen weg. Sie konnte nichts sagen, sonst würde sie ihm alles erzählen und der Damm der Tränen würde sich vollends lösen. Sie hielt ihre Augen fest geschlossen und lehnte sich an ihn. Er nahm sie in die Arme und strich ihr über das Haar „Rose was ist los?" drängte er. Er schien verwirrt. Sie schüttelte eisern den Kopf und brachte kein Wort heraus. „Ich habe dich noch nie weinen gesehen und nun, nach dem wir uns geliebt haben, musst du weinen? Habe ich dich verletzt?" fragte er sichtlich besorgt. Wieder schüttelte sie ihren Kopf. Isabella versuchte den Rest ihrer Tapferkeit zusammenzunehmen und sich eine Geschichte für ihre Tränen zu überlegen. Was konnte sie bloss sagen?! „Was ist es dann meine Liebe?" fragte er und setzte sich halb auf. Isabella schluckte ein paar Mal und sagte etwas undeutlich
„Carlisle". Sie kam sich ziemlich dumm vor, doch dies war das Einzige was ihr eingefallen war. Er murmelte
„Carlisle..." und dann etwas lauter „Carlisle! Du weisst davon?" sagte er überrascht. Isabella schniefte dann
„Thomas"
„Tja das hätte ich mir denken können. Er kann einfach nie sein Mundwerk halten". Er schüttelte missmutig den Kopf „Rose... es ist nicht wie es aussieht. Ich muss nach Carlisle im Auftrag des Königs... allerdings" und hier lächelte er verschmitzt „wirst du mit mir kommen". Hätte Isabella nicht vorher schon ihre Tränen hinuntergeschluckt, so wäre nun der Moment gekommen. Sie öffnete ihre Augen und blickte ihn entgeistert an
Ich? Nach Carlisle?" ihr fehlten die Worte. Alexander machte ein tadelndes Gesicht
„Ja. Ich habe es so entschieden und es gibt keine Widerrede" sagte er streng „Ich weiss du willst nicht, dass ich dir helfe, doch du wirst in meiner Nähe sein, ob du nun willst oder nicht. Hier hast du leider keine Entscheidungsgewalt" sagte er bestimmt. Isabella war verblüfft. Mit einem solchen Angebot, auch wenn es gezwungen war, hatte sie nicht gerechnet. Überrascht fragte sie
„Und was tue ich in Carlisle? Etwa Häkeln?" meinte sie provokativ. Er schien darauf vorbereitet zu sein
„Mir" und er kam wieder näher „ist es vollkommen egal was du tust. Du kannst den Haushalt führen, die Schweine schlachten, von mir aus die Burg auseinandernehmen. Aber du bleibst bei mir". Sie war überwältigt und hatte plötzlich ein wohliges und frohes Gefühl in sich. Das lag bestimmt an ihren Schwangerschaftsgefühlen. Sie strich sich nachdenklich über die Stirn. Der Gedanke, dass eine Zukunft mit ihm so nah war, sie aber doch nicht annehmen konnte, betrübte sie. Er würde sie tatsächlich mitnehmen wollen und dann...
„Aber was... ich kann nicht mit dir und deiner Ehefrau dort leben" sagte sie ausweichend „das will ich nicht"
„Lass die Ehefrau meine Sorge sein. Momentan gibt es keine" sagte er. „Am Freitag werden wir aufbrechen. Ich bitte dich bis dahin deine Sachen zu packen". Dann sank er zurück in seine Kissen und Isabella legte sich in seinen Arm. Darauf gab es keinen Widerspruch. Wäre ihr Leben nicht so kompliziert und sie tatsächlich eine gewöhnliche Dienstmagd, würden sich nun ihre Wünsche erfüllen. Allerdings war sie das nicht und würde es nie sein. Sie musste der Realität in die Augen blicken. Sie hatte andere Pläne und vielleicht würde er ihr irgendwann verzeihen und vielleicht... wenn er dann immer noch nicht verheiratete wäre, könnten sie sogar eine Ehe in Betracht ziehen.

Am frühen Morgen erwachte sie und fühlte sich ungewöhnlich träge und schwach. Sie brauchte einen Moment um zu verstehen, wo sie war und dass heute ihr letzter Tag hier sein würde. Alexander war nicht mehr im Bett und sie fürchtete, dass sie ihn nicht mehr sehen würde. Es kam ihr so vor, als würde sie alles durch eine Art Schleier betrachten. Sie half das letzte Mal Molly und bereite das Essen mit Emil zu. Kurz vor Mittag schlich sie sich in den Stall und lief zu Arac. Einen saftigen Apfel aus der Tasche reichte sie ihm durch sein Stallfenster. Genüsslich biss er hinein und wieherte zufrieden.
„Auf irgendwann mein Freund" sagte sie traurig und lief ins Haus zurück. In ihrer Kammer zog sie die Briefe unter ihrem Kopfkissen hervor und betrachtete sie. Sie lief zum kleinen Tischchen, tunkte die Feder ins Bisterfässchen und schrieb mit der Feder einen letzten Satz. Sobald es getrocknet war, faltete sie den Brief erneut, zog ihren Beutel unter dem Bett hervor und schlüpfte in ihren Umhang. Da sie wusste, dass Molly erst sehr spät in ihre Kammer gehen würde, legte sie den Brief auf ihren Nachttisch. Sie hatte lange darüber nachgedacht, wo sie den Brief für Alexander hinlegen sollte und hatte sich am Ende für den Garten entschieden. Sie lehnte ihn an das kleine Kissen auf der Chaiselongue. Sie hatte Molly gesagt, dass sie noch kurz ins Dorf müsste und sie hatte nichts dagegen. Sie zog ihre Kapuze über und ging durch das Tor im Garten, durch das sie einst hier angekommen war.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt