Kapitel 6.1 - König Henrys Plan

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Eine Stunde später ritten sie in ein Gasthaus in Molesham. Von hier aus bräuchten sie weitere knapp zwei Stunden um den Tower of London zu erreichen, allerdings wollten sie nicht in der Nacht eintreffen. Sie nahmen sich zwei Zimmer, assen und gingen dann zu Bett. Alec lag noch lange wach und versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen, wie eine gewisse grünäugige Schönheit in den Armen von Thomas lag. Am Samstagvormittag ritten Alexander und Jackson in den Hof der königlichen Ringburg ein. Zwei Stallburschen stürmten nach vorne, so dass Arac sich aufbäumte und Alec ihn erst beruhigen musste. Jackson schickte sie aber sogleich wieder weg, da sie ihre Pferde selbst unterstellten. Der oberste Butler zeigte ihnen ihre Kammern. Jackson und Alexander zogen sich zurück, um sich umzuziehen und trafen sich danach in der grossen Halle. Dort war schon eine grosse Anzahl der einflussreichsten Hauptmänner und ihre Sergeants versammelt. Er liess den Blick über die angesammelte Menge schweifen und entdeckte mehrere bekannte Gesichter. Ein Diener kam vorbei und brachte ihnen Erfrischungen.
„Right Honourable! Mister Jackson! Ich habe schon auf eure Ankunft gewartet". James de Ferres, der Marquess of Derby kam auf sie zu. Er war neben Thomas, einer seiner engsten Freunde. Er besass selbst Truppen und kämpfte meist neben Thomas und Alec im Krieg. Sie begrüssten sich, wie es sich am königlichen Hof gehörte. Alec und Thomas verneigten sich, da James gesellschaftlich höher stand als sie beide. James war etwa so gross wie Jackson, hatte schwarzes Haar, welches er kurz trug. Seine blauen Augen hatten ihn schon vor manchem Ärger bewahrt. Durch seine Kampfausbildung war er, wie Alec, robust gebaut. James hatte seinen Titel schon vor längerer Zeit von seinem Vater Robert geerbt, da dieser im Krieg gefallen war. Die Würde eines Marquess hatte sich seiner Zeit sein Vater verdient, als dieser in den Krieg für den verstorbenen König Henry VII gezogen war. „Habt euch aber verdammt viel Zeit gelassen. Wart ihr noch in einem Freudenhaus?" lachte James. Thomas stieg mit ein
„Tja leider hat es nicht gereicht, aber das können wir alle ja noch nachholen, nicht wahr?" Alexander blickte erneut umher
„Sind deine Brüder auch hier?" James hatte noch zwei jüngere Zwillingsbrüder Howard und Edward. Sie kämpften unter ihrem ältesten Bruder.
„Nein, sie haben keine offizielle Einladung erhalten. Ich denke nur die Befehlshaber und obersten Offiziere wurden eingeladen". James trank einen Schluck Bier aus seinem Kelch und fuhr dann fort „Habt ihr schon etwas in Erfahrung bringen können?" Alec antwortete
„Nichts von Belang. Auf wann ist die Ratssitzung angesetzt?" Weitere Herrschaften kamen an ihnen vorbei und sie begrüssten sich.
„Auf Montag. Wir sollen uns erst von den Strapazen der Reise erholen und uns amüsieren" sagte James.
„Hört hört!" sagte Thomas und hob den Becher. Der Abend folgte rasch auf den Nachmittag und nach dem üppigen Mahl erhob sich der König und hielt eine Ansprache. Es war nicht viel was er sagte, doch er forderte alle anwesenden Herren auf sich nun auf den freudigen Teil des Zusammentreffens einzulassen, bevor sie sich alle am Montag im grossen Rittersaal einfinden sollten, sobald die Sonne den Horizont erreicht hatte. Der König setzte sich und winkte einem Diener zu. Daraufhin erklang eine fremde Musik und verschleierte Tänzerinnen betraten die Mitte des Saales. Ihre Beine waren von luftigen Hosenstoffen bedeckt, aber ihre Taille und ihr Bauch waren frei von Stoff. Ihre üppigen weiblichen Rundungen waren verhüllt mit verschiedenen Stoffschichten und Federn. Im Gesicht trugen sie merkwürdige Tüchlein, die Nase und Mund bedeckten. Alec hatte von diesen Frauen schon gehört, sie aber noch nie gesehen.
„Tänzerinnen aus dem fernen Orient" flüsterte Jackson amüsiert. König Henry VIII hatte sich einiges einfallen lassen, um die Männer bei Laune zu halten. Nach der Aufführung verschwanden die Damen in der Menge und es wurde Wein, Bier und Whisky ausgeschenkt. Ausserdem wurden Kartentische aufgestellt, damit die Herrschaften sich dem Spiel widmen konnten. Jackson und James schlossen sich einer Gruppe junger Gentlemen an die zusammen gerade ein neues Spiel starteten. Sie spielten Brag, eine Kartenspielvariante in der man in drei Pots einzahlt und einen nach dem anderen gewinnen sollte. Der erste wird nach der höchsten Karte entschieden, während beim zweiten gewettet wird, wer das bessere Pair besitzt und den dritten Pot schnappt man sich, wenn man einunddreissig Augen, den Kartenwert, erreicht. James war nicht unbedingt ein guter Spieler und verlor all seine Einsätze. Jackson sicherte sich immerhin den zweiten Pot. Als die Runde zu Ende war wechselten die Spieler und zwei neue kamen hinzu.
„Lord Croft" sagte einer der Neuzugänger und setzte sich an den Tisch. Jackson stand auf und nahm sich einen Kelch, während James die Karten neu verteilte.
„Kein weiteres Spiel mehr?" fragte Alec eher beiläufig während er seine Augen im Saal umher schweifen liess. Jackson schnaubte
„Nicht wenn gerade der beste Spieler von London sich an unseren Tisch gesetzt hat" er nahm einen Schluck und warf einen Blick auf den Tisch. Alec runzelte die Stirn und sah sich Lord Croft an. Er kannte den Mann. Nicht persönlich, aber Jackson hatte seine Informanten und wenn man sich in diesen Bereichen bewegte, dann kam man nicht an gewisse Informationen ohne, dass William Netwon Crofts Name auftauchte. Gerade eben gewann Lord Croft den ersten Pot und sein lächeln wurde breiter. Er sah zu ihnen, ordnete seine Karten und sagte in überheblichem Ton
„Nicht der beste Spieler Londons" er warf die erste Karte der neuen Runde auf den Tisch und hob eine Augenbraue „der beste Spieler auf der ganzen verdammten Insel" lachte er. Alec wandte sich ab. Solche Arroganz war nicht sein Geschmack. Er verliess mit Jackson den Tisch und sie mischten sich unter die Offiziere. Als es Mitternacht wurde zog sich Alexander zurück. Jackson hatte sich gerade eine Dienstmagd mit ausladenden Hüften und grosszügigem Dekolleté auf seinen Schoss gezogen. Er würde wohl noch nicht so schnell seine Kammer aufsuchen. Er sah, wie auch Edmund seinen letzten Schluck trank und sie beide verliessen gemeinsam den grossen Saal.
„Gefährliches Spiel. Wir müssen darauf achten unsere Sinne beieinander zu halten Alec" sagte Edmund weise, bevor sie sich beim nächsten Gang trennten. Alec bog nach rechts ab und entdeckte eine kurvenreiche Rothaarige, die sich an die Wand lehnte. Henry hatte wirklich an alles gedacht, sogar Dirnen waren zur Zerstreuung der Lords eingeladen worden. Die Rothaarige blickte auf und sah Alec an. Sie trug einen dunkelgrünen Rock, der an der einen Seite etwas gerafft war und man so geschickt ihren Unterschenkel sah. Das Mieder war mit braunem Brokatstoff ausgestattet und hatte kleine neckische Bändchen an den Seiten. Ihre Schultern waren von feinem braunem Tüll bedeckt, so dass man ihre zarte Haut noch sehen konnte. Ihre rote Lockenpracht war nach hinten gezogen und durch eine Haarklammer fixiert. Ihre Brüste wogten und drückten gegen das Mieder, bei jedem Schritt.
„Na sie einer an. Auf genau so ein Exemplar hab ich schon den ganzen Abend gewartet" sagte sie lasziv und stellte sich vor Alec. Sie lächelte verschmitzt und strich sich mit einem Finger vom Hals her über ihre Brüste. Dann streckte sie beide Hände aus und legte sie auf Alecs Brust. „Hmmm... genau so habe ich es mir vorgestellt! Hart... und unnachgiebig". Sie liess ihre Hände nach unten wandern und faste ihm zwischen die Schenkel. „Jaa... ich kann dir genau geben was du brauchst, mein Lieber". Sie drückte ihren Busen an seine Brust, begann seinen Hals zu liebkosen und ihre Hüften kreisen zu lassen. Sie war hübsch und Alec liess sich erst dazu hinreissen. Er könnte sie jetzt sofort hier im Gang nehmen und all seine angespannte Energie damit loswerden. Er liess seine Hand an ihr herunter gleiten und kniff sie ihn ihren Po. Er war weich. Doch Alec seufzte, stiess sie von sich und ging ohne ein Wort in seine Kammer. Sein Phallus war hart und schmerzhaft. Wieso er das Angebot nicht angenommen hatte, war ihm schleierhaft.

Montag früh erschienen alle Peers im Rittersaal des Königs an einem langen Tisch. Der König nahm am Ende der Tafel platz und nach ihren Rängen und Positionen in der Abfolge die Peers. Alec und Thomas sassen weit oben beim König, obwohl Alec noch keinen so hohen Titel innehatte, war er doch der stärkste und erfolgreichste Hauptmann in der Armee des Königs und wenn Alec nun den König zufrieden stellen würde, könnte sein Titel erweitert werden. Es gab einige der älteren Lords, die einen höheren Titel innehatten, die über den Platz von Alec äusserst ungehalten waren. Sie liessen sich in der Anwesenheit des Königs aber nicht dazu herab Kritik zu äussern. König Henry VIII erhob seine Stimme
„Eure Lordschaften, ich habe sie herkommen lassen, um wichtige Entscheidungen zu verlauten und meinen besten Männern Aufgaben zu übergeben! Wie euch bekannt sein sollte, halten sich gewisse Schotten nicht an unsere Vereinbarung und plündern einige Dörfer an der Grenze zu England... Sie töten und brandschatzen! Dies können wir nicht so hinnehmen! Ich habe im Rahmen meiner Macht entschieden, dass es besser sein wird, wenn Schottland eingenommen würde! Ich weiss meine Herren, mein Vater Henry VII, Gott möge ihn schützen, hat anders darüber gedacht. Aber er war zu nachsichtig! Die Schotten haben sich Dreistigkeiten erlaubt und machen sich über uns Engländer lustig!" Er machte eine bedeutungsschwangere Pause, bevor er fort fuhr „Wir werden die Schotten vernichten und das Recht meiner Ahnen fordern, nämlich über ganz Britannien zu herrschen!" Henry VIII hob seinen Wein und die Peers taten es ihm nach. „Nun denn, ich habe eine verlässliche Quelle. Ich weiss, diese schottischen Barbaren planen einen Angriff. Zumindest einige von ihnen. Wie alle wissen sollten, haben diese heidnischen Clans selten ein gemeinsames Ziel vor ihren Augen... sie bekriegen sich gegenseitig, diese unzivilisierten Bastarde!" Einige Peers grinsten dabei.
„Sire" erklang eine Stimme. Es war der ältere Duke of Huntingdonshire, Remington Crandell, er erhob sich etwas unterhalb von Alec an der Tafel. Er war ein guter Freund und Anhänger des verstorbenen Königs gewesen. „Verzeihen sie mir die indiskrete Bemerkung, aber verstossen wir somit nicht gegen das Gesetz, welches ihr Vater erlassen hat? Euer Vater hat einen Vertrag mit den obersten Clans von Schottland unterzeichnet, dass von nun an Frieden zwischen den beiden Ländern herrschen sollte". Alexander sah, wie der König seine Kiefer aufeinander klemmte und in seinen Augen funkelte blanker Hass.
„Lieber Duke of Huntingdonshire... Remington. Wir haben den Vertrag nicht gebrochen... es sind die Schotten die dies taten, ohne Zweifel werdet ihr mir zustimmen, dass der unterzeichnete Vertrag somit seine Gültigkeit bereits verloren hat. Und ausserdem... Gesetze werden von Königen erlassen und Gesetze können von Königen geändert werden". Der Ältere, schon etwas betagte Remington Crandell setzte sich wieder auf seinen Platz. „Nun ich weiss, einige in diesem Saal sind nicht für einen Krieg. Ich am allerwenigsten". Henry VIII fingerte dabei an seinem dicken Rubinring herum „doch wir müssen unsere Pflicht tun. Ich erwarte von den Befehlshabern in den nächsten Tagen Vorschläge und Pläne". Er sah grimmig in das Gesicht jedes einzelnen Peers und dann setzte er ein freundliches, fast väterliches Lächeln auf „Und sonst amüsiert euch... Lordschaften, der Krieg wird erst in ein paar Monaten eine Angelegenheit sein". Der König erhob sich und alle Peers taten es ihm nach. Henry VIII verliess den Saal und liess die Peers mit ihren Sergeants alleine. Alexander, Thomas, James, Edmund und noch ein paar andere Peers setzten sich wieder. Alec übernahm das Wort und berichtete den anderen Befehlshabern was er bis jetzt an Erkenntnissen gewonnen hatte. Auch andere meldeten sich zu Wort und sie besprachen gemeinsam ihre Informationen. Am späteren Nachmittag zogen sich einige Peers und ihre Offiziere zurück, sodass nur noch sie vier zurückblieben. Edmund sprach
„Der König ist überzeugt, dass der Krieg der einzige Ausweg ist... da ist nichts zu machen". James de Ferres blickte ihn an
„Das war mir von Anfang an klar. Es wird Krieg geben... aber habt ihr bemerkt, für Einige war es ein Schlag ins Gesicht. Duke Crandell hätte nie damit gerechnet und so ging es auch anderen Herrschaften. Ich denke, wir gehören zu den wenigen, die sich darauf eingestellt haben" schloss James.
„Und uns darauf vorbereitet haben... so scheint es mir... Einigen schien die Angst ins Gesicht geschrieben, weil sie sich noch keine Strategie überlegen konnten" sagte Thomas etwas bedrückt.
„Das ist ja umso besser für uns" warf Alec ein „wir hatten Zeit uns Strategien zu überlegen und dies steigert unsere Chancen den Angriff zumindest ein wenig zu dominieren"
„Dann lasst uns den Abend mit Wein und Weib beenden und morgen dem König unsere Taktik vorlegen" lachte James de Ferres und stand auf.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt