Kapitel 8.2 - Die Hochzeit

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„Alexander!" sagte William äusserst erfreut und schüttelte ihm die Hand „Die Damen hatten schon befürchtet, dass der gefragteste Junggeselle nicht hier auftauchen würde!" lachte er und führte ihn in den Salon „So fängt es an" meinte William und setzte sich in einen Sessel und hob seinen Becher an die Lippen „Glaub mir, erst Maximilian und dann werdet auch ihr James, Rickard und mein Sohn Robert nicht mehr um eine Hochzeit drumherum kommen". Alec lächelte etwas verhalten und nahm ebenfalls einen Becher.
„Er hat recht" sagte John, der soeben eingetreten war. „Die Damenwelt weiss wie sie eingeschworene Männertruppen auseinander zieht, nicht wahr William?" Dieser begann zu prusten und nickte zustimmend.
„Schön hier zu sein" meinte Alec und versuchte das Thema zu wechseln „Es ist schon lange her und ich habe die Pracht von Carew Castle beinahe vergessen"
„Es ist wunderbar, nicht?" sagte John, als er sich gerade in einen Sessel neben sie beide setzte.
„Ich habe in den letzten Jahren einiges verbessern lassen... und meine Catherina liebt dieses Anwesen. Sie ist zum grössten Teil hier aufgewachsen. Pembroke Castle hätte natürlich mehr Platz geboten, aber sie hatte sich Carew gewünscht... und ein Vater kann dies seiner lieben Tochter nicht abschlagen" seufzte er.
„Das kenne ich" meinte John wissend.
Ah hier versteckt ihr euch" sagte Suzanne und trat in den Salon. Die Männer erhoben sich „Alexander wie schön dich zu sehen". Alec nickte. „Dein Gemach ist eingerichtet, wenn du möchtest?" fragte sie und deutete auf die Tür „Unser Diener wird es dir zeigen"
„Sehr gerne Suzanne" er entschuldigte sich bei den Herren und folgte dem Diener zu seinen Räumlichkeiten. Er wusch sich in seinem Zuber und kleidete sich dann pflichtbewusst an. Da die Hochzeit bereits am nächsten Tag in der Kapelle von Carew stattfand, gingen alle Gäste sehr früh in ihre Gemächer und Alec war dies nur recht. Er legte sich in seine Kissen und verspürte den dringlichen Wunsch sich an eine dunkelhaarige, kleine, grünäugige Gestalt zu kuscheln und mit ihr einzuschlafen. Die Nacht verflog und am Morgen machte sich Alec eilig daran sich einzukleiden. Seine Beinlinge waren eng und aus feinster Seide. Sein Hemd und das Wams schmiegten sich sanft an seine Brust. Seine Stiefel glänzten im Schein der Sonne. Er hatte sich in die Reihe mit seinem Bruder, James, Robert und Philipp gesetzt und lauschte dem Priester, welcher verschiedene Psalme niederrung. James wippte verheissungsvoll mit den Augenbrauen und lehnte sich wieder in seinen Stuhl. Ja es war seltsam den Ersten aus ihrer Gruppe an die Ehe zu verlieren, aber irgendwie beneidete er Maximilian. Er konnte die Dame seines Herzens ehelichen und sie würde ihm Kinder schenken... Er blickte den Gang hinab und sah wie Catherina aufgeregt ihre Worte aufsagte. Sie trug ein tailliertes hellgrünes Brokatkleid. Der Schleier bedeckte ihr gesamtes Gesicht und fiel ihr bis zur Taille. Über dem Kleid auf ihren Schultern hing ein Umhang, eine Houppelande. Sie war aus cremefarbener Seide und Samt. Die Ränder trugen einen weissen Pelzkragen, ebenso wie an den bauschigen Ärmeln und der langen Schleppe. Maximilian hatte seinen Backenbart gestutzt und trug ein enggeschneidertes dunkelblaues Wams mit hohem Stehkragen, schwarze Kniehosen mit einem ebenfalls dunkelblauen Einzug links und rechts. Seine Strümpfe waren satt blau und seine schwarzen Lederschuhe trugen goldene Schnallen. Er klammerte sich an Catherinas Hand und stülpte ihr den Ring über. Der Priester verband ihre beiden Hände mit einem langen Seidenband und sprach
„Dieses Paar wurde nun gesegnet und das Band, welches sie nun verbindet soll die Symbolhaftigkeit der kirchlichen Ehe wiederspiegeln. So gehet nun dahin und lebt ein christlich ehrfürchtiges Leben". Maximilian nahm ihre Hand und führte sie nach vorne, hob ihre Hände in die Luft und sagte zu Catherina
„Ich heisse dich in der Familie Beaufort willkommen, meine Liebste" er lächelte ihr glücklich entgegen, lüftete den Schleier und küsste sie auf die Stirn. Alec liess die beiden und ihre Familien durchgehen, bevor er sich selbst erhob. Die anderen hatten es ihm gleichgetan. Er sah den Blick, der Rickard dem Brautpaar verstohlen zu geworfen hatte. Er schien nicht der Einzige zu sein, der diese ganze Sache etwas wehmütig betrachtete. Als sie die Kirche verliessen und den Innenhof ansteuerten, sah Alec wie viele Gäste sich eingefunden hatten. Der halbe Hof war voll mit Leuten aus der Peerage, die sich bereits eilig anstellten um dem Brautpaar zu gratulieren. Als die Meute sich allmählich gelichtet und Alec den beiden ebenfalls gratuliert hatte, ergriff William das Wort
„Liebe Gäste" rief er über die tosende Menge „das Brautpaar ist nun soweit ihre Insignien zu tauschen". Maximilian und Catherina standen etwas erhöht vor ihrem Tisch. Sie griff an ihren Hals und zog den Torques, eine Art Halsreif aus Gold und Edelsteinen, ab. Es war ein typisches Schmuckstück der Waliser, Frauen wie Männer trugen ihn um den Hals.
„Mit diesem Schmuckstück möchte ich dich meinen Ehemann, im Land der Cymru willkommen heissen. Es soll ein Zeichen für jeden Cymry sein, dass du von heute an zu uns gehörst". Sie hängte ihm den Reif um den Hals. Maximilian lehnte sich nach vorne und küsste sie auf den Mund. Die Waliser johlten auf. Solche direkten Liebesbekundungen waren in der englischen Peerage nicht gern gesehen und eher verpönt. Aber die Waliser hatten ihre eigenen Regeln und die setzten sie durch. Alec schmunzelte, als er neben sich eine ältere Matronin sah, die nahe einer Ohnmacht stand. Sie fächelte sich heilig Luft zu und schnappte empört auf. Maximilian schien dies nicht im Entferntesten zu stören, denn seine Hände legten sich besitzergreifend auf die Hüften seiner Frau. Erst als William sich geräuschvoll räusperte trennten sich die beiden.
„Nun gut gut gut... ihr müsst euch noch gedulden" sagte er wissend. Er winkte einem Bediensteten. Dieser kam gefolgt von drei weiteren mit Samtkissen auf Maximilian zu und sie alle blieben in einer Reihe neben ihm stehen. Die Sonnenstrahlen wurden von glitzernden, glänzenden Dingen auf den Kissen reflektiert. Maximilian Schritt zum Ersten und nahm etwas vom Polster. Er trat vor Catherina
„Mein liebes Eheweib, mit diesen Schmuckstücken erweise ich dir meine Ehre und zeige dir, dass du niemals in Armut leben wirst und ich als Beaufort mich um dich kümmern werde". Er hängte ihr eine Perlenkette mit filigranen kleinen Edelsteinen um den Hals. Er schritt weiter zum nächsten Samtkissen und entnahm ihm weitere Kostbarkeiten. Er behängte Catherina mit allerlei wertvollen Perlen, Edelsteinen und kunstvoll gearbeiteten Reifen und Ringen. Als er fertig war, trat William wieder in den Vordergrund
„Ich weiss nun meine Tochter ist in der Familie Beaufort sehr gut aufgehoben" sagte er mit wippendem Schnurrbart „doch nun folgt die alte Tradition unserer Familie. Maximilian" sagte er und lief voran durch die Menge, während der Bräutigam ihm folgte. Die Gäste teilten sich und liessen sie passieren. Im hinteren Teil des grosszügigen Innenhofes waren einige Dinge aufgestellt worden. Die Gäste folgten den beiden Männern. Alexander sah eine Art Parcours. Es erinnerte ihn stark an sein Trainingsgelände in Carlisle. Maximilian begann sein Wams aufzuknüpfen und übergab es einem Dienstboten. Mit wehendem Seidenhemd stellte er sich nun neben seinen Schwiegervater. William nickte und sprach „Bei uns Walisern gibt es seit langer Zeit die Tradition, dass der zukünftige Bräutigam, bevor er die holde Maid wirklich ehelichen kann, erst seine Manneskraft und sein Geschick beweisen muss. Damit der Vater wusste, dass seine Tochter in sicheren Händen war. Wir halten diese Tradition in Ehren und nun Maximilian" sagte William „bist du bereit?" Er nickte und drehte den Gästen den Rücken zu. Alexander war überrascht. Natürlich jede Familie hatte ihre Traditionen, aber Maximilian war weniger ein Krieger. Er war wie William in der Politik. Alec schnappte sich eine Erfrischung und stellte sich etwas seitlich der Menge auf. James folgte ihm und grinste breit
„Ich bin gespannt, wie er dies meistert". Sie richteten ihren Blick in die Mitte. Catherina hatte sich am ganz anderen Ende des Innenhofes aufgestellt und hatte ihren Blick zum Geschehen gerichtet. Sie sahen, dass Maximilian zu dem Bogen griff, den Pfeil einsetzte und die Sehne spannte. Der Strohmann stand ungefähr zweihundert Yards entfernt. Die Menge war verstummt. Alexander beobachtete Maximilian. Er schloss seine Augen und atmete ruhig aus. Er liess die Finger seiner rechten Hand los. Die Sehne schleuderte den Pfeil aus dem Bogen. Kurz darauf traf er den Strohmann in die linke Schulter. Alec fand dies recht passabel und James klatschte anerkennend, wie auch William. Er sah, wie erleichtert Maximilian sich umwandte und den Bogen sinken liess. Ein Dienstbote nahm sich dem Bogen an und Maximilian schritt weiter. Ein ziemlich grosser Stein stand nun vor ihm. Er ging in die Knie und hob den Stein hoch. Sein Gesicht war von der Anstrengung stark verzehrt und als er ihn aus der Hüfte wegschleuderte, schrie er kraftvoll auf. Die Menge jubelte und feuerte ihn an. Maximilian wischte sich die schweissnasse Stirn und ging weiter. „Verdammt" sagte James und pfiff durch die Zähne „Hätte ich nicht gedacht. Falls mit der politischen Laufbahn nichts wird..." lachte er und Alexander musste zu stimmen. Maximilian war nicht gebaut, wie sie. Er war sehr gross, aber auch sehr schlank. Das solch eine Kraft in ihrem Freund inne wohnte, hätten sie nicht für möglich gehalten. James wurde ernster und sah dann rasch zu Alec „Hast du schon die letzten Vorbereitungen getroffen?" fragte er mit gedämpfter Stimme.
„Ja... Anfang Juli reiten wir nach Carlisle... wann wirst du eintreffen?"
„Vermutlich etwas vor dem König... ich dachte so an Mitte August. Duke Northumberland war nicht gerade erfreut, als er die Nachricht erhielt, dass die Truppen auf seinem Gelände Schutz suchen würden" auf Alecs Blick hin fügte er hinzu „aber ich werde diejenigen in Schach halten, so gut es geht. Natürlich konnte ich ihm keine volle Garantie liefern"
„Ich denke du und John könnt für Sicherheit sorgen... so gut es möglich ist" meinte Alec etwas bitter. Natürlich war er auf seinem Land auch nicht gefeit davor, dass einige sich auch bei ihm Freiheiten herausnehmen würden, aber seine Bewohner waren es sich gewöhnt. Sie wussten, Alec würde sie dafür entschädigen, solange sie dafür sorgten, dass sie am Leben blieben. Ein erregtes Raunen ging durch die Menge und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Maximilian. Er galoppierte soeben mit einem Pferd auf Catherina zu. Als er sie erreicht hatte verlangsamte er den Galopp und streckte seine Hand aus. Catherina ergriff sie und schwang sich mutig hinter ihm aufs Pferd. Die Leute waren begeistert. Natürlich kannten die Waliser ihre Sitten, aber die englische Peerage hatte noch nie solch ein Spektakel erlebt. Maximilian ritt mit seiner Frau auf William zu, der seiner Tochter hinunterhalf und seinen Schwiegersohn stolz anlächelte
„Ein Mann nach meinem Geschmack! Ich darf beruhigt feststellen, dass meine Tochter in deinen Händen gut aufgehoben ist!" Maximilian reichte das Pferd einem Stallburschen und trat neben die beiden. Während William rief „Esst Leute. Esst!" Die Diener warteten auf und reichten einen walisischen Fleischeintopf. Angezogen von dem Duft, stellten sich auch James und Alec zu den Gästen und schnappten sich eine würzige Schüssel. Die Gäste genossen die Sonnenstrahlen, das Essen und den Wein. Die Beauforts und die de Clares hatten nichts ausgelassen. Musiker spielten fröhliche Melodien, währenddessen Schausteller und Feuerschlucker ihre Kunststücke vorführten. Alec sah, wie Maximilian seine Catherina zur Musik herum schwang und ihre schwarzen prachtvollen Haare locker um ihren Rücken tanzten.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt