Kapitel 2.6.1 - Ein elender Schürzenjäger

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Sein Blick streifte Rose und blieb dann an Rickard hängen. Rickard richtete sich auf

„Sei nicht so verstockt Bruder, ich wollte sie mir nur ansehen. Du kannst einem auch jeden Spass verderben. Besser du würdest die Freudenhäuser aufsuchen" sagte er herausfordernd. Alexanders Blick blieb unnachgiebig

„Was hast du hier eigentlich zu suchen?!! Ich habe dir vor fast einem halben Monat einen Auftrag von höchster Wichtigkeit erteilt". Rickards Lächeln verschwand

„Deshalb war ich auf dem Weg zu dir... ich habe dem fähigsten Mann die Führung überlassen und kam zurück, um dir eine Nachricht zu überbringen... von Jackson. Er lässt ausrichten, dass er gegen Ende dieses Jahres hierherkommen wird, um dir wichtige Dokumente und Informationen auszuhändigen... Nur deshalb bin ich zurückgekehrt". Rickard blickte seinen Bruder an. Alexander entliess ihn mit einem Nicken

„Wir sehen uns gleich im Arbeitszimmer Rickard". Rickard zuckte mit den Schultern, drehte sich um und lief den Gang hinunter. Isabella hatte absolut keine Lust mit dem Engländer alleine zu sein und wollte sich gerade aus der Gefahrenzone bringen. „Halt!" Sie raffte ihren Rücken und drehte sich wieder zu ihm um. Sein Gesicht war ausdruckslos. Sie konnte nicht erkennen was in seinem Kopf vorging. Mit zwei grossen Schritten war er bei ihr. Fasste ihr roh in den Nacken, griff nach ihrem Haar. Isabella hielt vor Schreck den Atem an. Wollte er sie jetzt dafür verprügeln? Er bog ihren Hals leicht nach hinten und küsste sie heiss auf ihren Mund. Sein Kuss war fordernder als jener in der Bibliothek. Er raubte Isabella den Atem und sie stiess ein Keuchen aus. Wie konnte sie ein Kuss nur so aus der Fassung bringen? Ihr fast den Verstand rauben? Sie hatte schon Küsse bekommen. Früher als ihre Eltern noch lebten und Feste und Bälle veranstaltet hatten. Dort hatte sie ab und an einen jungen Gentleman gefunden, der mit ihr die Kunst des Küssens erprobte, doch keiner dieser Küsse hatte sie jemals so aus der Bahn geworfen und sie in diesen schwächelnden Zustand versetzt. Diese Küsse waren unschuldig gewesen und das konnte sie bei diesem nicht behaupten. Ohne dass sie es bewusst wollte, hob sie ihre linke Hand und fuhr durch sein Haar. Es war so weich. Er trug es länger als die meisten Engländer. Seine Haut war leicht gebräunt. Er musste die meiste Zeit des Tages draussen in der Natur verbringen. Ebenfalls ungewöhnlich für einen Engländer. Plötzlich fühlte sie eine Hitze in sich aufwallen, die ihr unerklärlich schien in dem alten gelöcherten Gemäuer. Doch bevor sie dieses Gefühl weiter erforschen konnte, stiess de Warenne sie unerwartet grob von sich weg. Er sah sie abschätzend an und kehrte sich um, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen ging er Richtung Eingangshalle. Ihr Herz donnerte und sie fühlte sich als wäre sie soeben gerannt. Die Hitze erlosch und der Wind im Korridor liess sie beinahe frösteln. Was war soeben geschehen? Was hatte sie getan? Hatte sie wirklich sein Haar gestreichelt und sich ihm ergeben? Sie schlang hastig ihre Arme um sich. War sie vor ihm überhaupt noch sicher? Doch eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte etwas ganz anderes. Aber Isabella erstickte die feine Stimme sofort.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dastand, aber als Amelia und Dina den Gang entlangkamen, war es bereits dunkel. Die Beiden entzündeten gerade alle Kerzen. Amelia schenkte Isabella nur einen verächtlichen Blick und meinte dann halb laut

„Dina das ist Rose". Dina sah sie prüfend an und nickte. Es sah nicht so aus, als würde sich Dina noch an sie erinnern. Amelia hatte Dina überdies bestimmt mit genügend Klatschgeschichten über sie zu geschüttet. Doch ihr war es egal, sollten sie doch über sie herfallen.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt