Frühaufstehen muss gelernt sein

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Ich wachte auf, weil sich ein extrem angenehmer Geruch in meiner Nase ausbreitete. Langsam öffnete ich meine Augen und ging dann in die Küche.

Das erste, was ich feststellte war, dass ich die ganze Sache mit Jonas nicht geträumt hatte und ich wusste nicht wieso, aber das machte mich gerade einfach nur glücklich.

Das Zweite, was ich an diesem Morgen feststellte war, dass Jonas gerade oberkörperfrei in meiner Küche stand und Rührei und Speck kochte, was meinem hungrigen Ich zum Grinsen brachte.

Das Dritte dieses Tages war dann wohl oder übel, dass es schon beinahe acht Uhr Morgens war und ich nur noch dreißig Minuten Zeit hatte, um mich fertig zumachen, um meinen Koffer zu packen und um zum Vereinsgelände zu fahren.

"Fuck." Grummelte ich leise, rannte ohne Jonas zu begrüßen nach oben, stopfte etliche T-Shirts und Hosen in meine Tasche, rannte ins Bad, verzichtete auf die Dusche, zog ein Borussent-Shirt an. Darüber eine Traininfsjacke mit der Beflockung "Trainerin" und eine normale Pumajogginghose, meine geliebten Turnschuhe und fertig war ich.

Ich putzte meine Zähne, kämmte meine schulterlangen, dunkelbraunen Haare und packte alles Weitere ein. Ich schminkte nur meine Wimpern, trug ein wenig Concealer auf und binnen zehn Minuten war ich fertig.

Während ich durch den Flur von meinem Badezimmer in das Wohnzimmer ging, huschte ich an meiner Trikotwand vorbei. Eingerahmt waren einige Trikots. Zum Beispiel eines der Zwei von Marco, der Pullover von Mario, ein Trikot von Mats und auch eines von mir. Die Schuhe von Marco, die, wer hätte es gedacht, immer noch in meinem Besitz waren, hatte ich auf die Kommode darunter gestellt.

Ebenfalls lag auf der Kommode ein Trikot. Das Kölntrikot von Jonas, welches er mir damals in unserer heiteren Köln-Dortmund Diskussion gab. Letzendlich hatte ich es im Camp trotzdem immer und immer wieder getragen.

Ich wollte es einrahmen, aber ich wollte dann doch lieber, dass der Verteidiger, der mir gerade Eier kochte, etwas frisches zum Anziehen hatte.

"Jonas!" Ich lief samt meiner Tasche in die Küche, dann legte ich ihm einen Schlüssel auf den Tisch und warf ihm sein Trikot hin. Ich nahm mir eines seiner belegten Brote und stopfte es mir in den Mund. Ich legte einen Zettel mit meiner Handynummer auf den Tisch und winkte noch einmal schnell.

"Schlüssel liegt auf dem Tisch! Ich bin morgen Abend zurück!" Erklärte ich ihm, schlüpfte nur schnell in meine Schuhe und schloss schon wieder hinter mir die Tür.

Ob es eventuell ein wenig riskant war, zu gehen und einen Schlüssel einem  beinahe fremden Mann zu hinterlassen. Allein. In meiner Wohnung? Eventuell.

In schnellen Schritten ging ich zu meinem Auto. Der Verkehr war um diese Zeit zum Glück weniger groß, weshalb ich im Nu am Trainingsgelände ankam.

Einige Eltern waren schon da. Es kam sicherlich nicht super gut an, direkt als neuer Trainer in der neuen Saison beim ersten Auswärtsspiel zu spät zu kommen, aber einiges, was gestern passierte, war ungeplant und das frühe Aufstehen musste nunmal gelernt sein.

Die letzte Saison unter der alten Trainerin lief nicht sehr gut, weshalb ich nun hier stand. Als Trainerin für die F-Jugend des Boussia Dortmund. Es war kein leichter Job, aber es machte mir unglaublich Spaß. Wir spielten heute den Fünften Spieltag und waren Vierter unserer kleinen 'Bundesliga'.

Als wir dann alle im Bus waren, die Sachen verstaut hatten und alle Mädels ihren Sitzplatz gefunden hatten, gab ich das Zeichen zum los Fahren.

Ich stellte mich in die Mitte des Busses, sah meine Mädchen an und musste bei ihren Anblick schmunzeln. Sie sahen alle ziemlich aufgeregt aus, was man ihnen nicht übel nehmen konnte.

"Ok, Mädels. Ruht euch aus! Spielt nicht zu viel UNO!" Leise lachte ich und setzte mich dann auf meinen Sitzt.

Jetzt ging es los. In die Stadt, die mir meine beste Freundin und meine Liebe des Lebens nahm.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt