herzlos

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Ob Menschen herzlos waren, wusste ich nach Mats' Aktion nicht. Obwohl ich um alles in der Welt gewettet hätte, dass gerade der Dunkelhaarige einer dieser herzlosen Menschen dieses Planeten war. Wieso wusste ich selbst nicht, vielleicht war ich einfach viel zu verletzt und vielleicht urteilte ich mittlerweile viel zu früh und eventuell setzte mir die Spanische Frühlingsprise auch ziehmlich zu.

Ich wusste auch nicht, wieso mein Herz jedesmal komplett ausrastete, wenn irgendetwas mit Mats passierte. Das ganze Gefühlschaos wird für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben und ich werde immer der Antiheld dieses traurigen Dramas bleiben.

"Leo, wir müssen reden." Mats kam angelaufen und sah mich scharf an. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und jedes Mal wenn er das machte, konnte ich im Boden versinken. Jedes mal, wenn er so nah neben mir stand, hätte ich stottern können und meine schlotternden Knie gegen eine Wand knallen können und ohne diese weiter machen können.

"Müssen wir das?" Murmelte ich ganz stark, sah den Verteidiger nichtmal mit dem Rücken an und lief ganz tapfer weiter in Richtung Mensa. Es gab nämlich essen und ich hatte extremen Hunger. Wahrscheinlich nur, weil mein Stoffwechsel momentan gar nicht mehr wusste wo oben und unten war, aber Hunger war Hunger und deshalb wollte ich mich auch nicht aufhalten lassen.

"Ja!" Bestimmte er, schubste mich nach links in eines der Zimmer und stellte sich so gegen die Tür, dass sie sich schloss. Er atmete laut aus, sah mich charmant an und legte dann seinen Kopf überlegene schief.

"Zählt das schon als Freiheitsberaubung?" Fragte ich ihn und zog dabei skeptisch eine Augenbraue nach oben. Ich ging einige Schritte von ihm weg und setzte mich auf eines der Betten.

"Ich hoffe nicht." Murmelte Mats leise und sah mich immer noch eindringlich ein, was mich verrückt machte. Ich mochte es nicht, angestarrt zu werden und erstrecht  mochte ich es nicht, von Mats angestarrt zu werden.

"Was machst du nur mit mir?" Flüsterte Mats dann mehr zu sich selbst, als zu mir und fuhr sich wieder durch die Haare. Ich denke, das war so eine Art Stressbewältigung für ihn.

Ich zuckte mit den Schultern, sah ihn an und versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu wirken. Dass mein Körper gerade explodierte und dass mein Herz kurz vor einem Kollaps war, musste ihm ja nicht auffallen.

"Verdammt, was mache ich hier?" Fragte sich Mats dann, setzte sich auf das Bett mir gegenüber und sah mich an, als hätte er mich gerade entführt. "Geh, wenn du willst."

Nein. Ich wollte nicht. Ich wollte jede Zeit mit ihm verbringen, die ich hatte und wenn er das auch wollen würde, wäre ich der glücklichste Mensch dieser Welt. Dass Liebe aber auf Gegenseitigkeit beruht, war mir klar und dass er seine Cathy so sehr lieben musste, das Er uns sogar verlassen würde, zeigte mir, dass ich hier komplett fehl am Platz war.

Ich nickte also mit dieser Erkenntnis, stand langsam auf und betete dafür, dass Mats irgendetwas sagen würde. Etwas ganz Kleines sagen würde, dass mir befahl hier zu bleiben. Dass er mir zeigte, dass ich ihm wenigstens noch etwas bedeutete. Doch als ich mit der Hand die Türklinke erreichte und dass er immernoch stillschweigend auf dem Bett saß, ohne mir einen letzten Blick zu schenken, sagte mir, dass ich jetzt gehen konnte.

Können oder wollen. Eigentlich wollte ich doch hier gar nicht raus und eigentlich wollte ich mich neben ihn setzen, ihn anlächeln und mit ihm die Tage hier verbringen. Dass das Können dabei die wichtigste Rolle spielte, war mir aber so glasklar, dass ich wieder einfach so nickte, ohne drüber nach zu denken und die Klinke runter drückte.

Dieses kurze Klacken tat mir so sehr weh, dass ich mit den aufkommenden Tränen kämpfen musste, als ginge es hier um Leben und Tod. "Denk das nächste Mal, wenn du mich ansprichst daran, dass du damals gegangen bist und nicht ich." Nuschelte ich noch auf den Boden, ehe ich den Raum komplett verlassen hatte und ich in Tränen ausbrach.

Wieso waren Menschen so Verdammt herzlos?

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt