was die Nacht so bringt

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"Max?" Flüsterte ich. Alles war dunkel und alle schliefen. Gut, bis auf mir. Ich hörte kein liebliches Schnarchen des Schalkers, weshalb ich davon ausging, dass auch er nicht schlafen konnte. Nach der ganzen Sache mit Leon war das auch kein Wunder.

"Max, schläfst du?" Flüsterte ich wieder und hörte dann ein Rascheln, was mir bewies, dass er zuhörte.

"Seit zwei Tagen nicht mehr." Er setzte sich auf, was ich gerade so erkennen konnte. Ich sah auf mein Handy. Es war vier Uhr morgens. Seit drei Stunden versuchte ich vergeblich einzuschlafen, aber momentan passierte einfach viel zu viel.

"Komm." Sagte ich, stand auf und schnappte mir einen Pullover. Es war ein Schwarzer, auf dem ganz groß und in Mattschwarz "BVB" stand. Den hatte ich mir vorgestern von Mario geklaut, weil ich zwar Sachen gesponsort bekomme, aber eben keine Männersachen. Da ich aber unglaublich gern T-Shirts und Hoodies von Jungs trage und gefühlt in der Männerabteilung zuhause bin, musste ich zu anderen Mitteln greifen.

Ich ging ohne auf Max zu warten Richtung Tor. Bei dem Schalker war ich mir sogar ziehmlich sicher, dass er mitkommen würde, einfach, weil er so verzweifelt klang. Die letzten Tage waren für ihn sicher noch schwerer, als für mich. Am Platz angekommen, visierte ich direkt meinen geliebten Pfosten an, kletterte hinauf und ließ die Beine baumeln. Hier konnte man einfach man selbst sein.

"Ich bevorzuge es, unten zu bleiben." Grummelte der Schalker, der einen Blauen Schalke-Hoodie trug. Ich musterte ihn ein wenig angewidert und er lachte leise auf. "Du siehst auch nicht gerade besser aus." Grummelte er lachend, zog sich den Hoodie über den Kopf und hielt ihn mir hin.

Ich versuchte wirklich nicht zu sabbern, weil ein junger Mann, mit durchtrainiertem Körper gerade vor mir stand, aber ich riss mich zusammen, guckte dümmlich angeekelt und legte den Kopf schief. "Was wird das, wenn's fertig ist?" Fragte ich dann und er lachte nur.

"Ist doch auf 'ne L die du da trägst, oder nicht?" Murmelte er und lächelte. "Komm, in der Farbe getrennt, in der Sache vereint." Erklärte er mir und ich war sehe beeindruckt. "Wird Zeit, dass man etwas passiert."

Ich nickte nur und zog mir den Pulli auch über den Kopf, warf diesen dann runter und nahm Max' Hoodie an, der unglaublich gut doch. "Ich glaubs nicht." Murmelte ich. "Ich bin so eine Schande in Blau." Beschuldigte ich mich selbst und lachte dann.

"Du bist nur ein unglaublich starkes und ehrliches Mädchen." Stammelte Max und kam dann doch auf das Tor geklettert.

Lächelnd sah ich zum Schalker. "Das wird schon wieder alles." Murmelte ich zumutend und legte dem Schlumpf dann die Hand auf den Rücken.

Er seufzte aber nur hoffnungslos und zuckte dann mit den Schultern. "Weißt du, er ist mein bester Freund und zieht so 'ne Scheiße durch." Trauerte er und sah mich dann an. "Sowas kann er doch nicht einfach so bringen? Das kann er mir nicht antun." Seine Stimme wurde brüchig, doch er kontrollierte sich und seine Gefühle.

"Ich verstehe Menschen genau so wenig, Max." Meinte ich dann, seufzte auch und dachte an Mats' Wechsel. Damals dachte ich an genau das selbe. Wie konnten Menschen jemandem so viel Schmerz bereiten?

"Menschen sind einfach Scheiße." Grummelte er dann und sah auf den Boden, um meinem Augenkontakt aus dem Weg zu gehen.

"Du hast so recht..." seufzte ich und dachte an die Zeit zurück. An die Zeit, in der ich mich mit Max angelegt hatte, weil er ein Schalker ist. Daran, wie dumm ich war und wie dumm es immer noch ist, die Jungs auf ihren Verein zu differenzieren. Wie dumm es war, sich nicht mit dem Jeweils anderen auseinander zusetzen. Denn jeder dieser Jungs war eigentlich besonders und ein Individuum, der es verdient hatte, sich mit ihm auseinander zu setzen.

"Wir sind alle einfach nur komplett feige." Murmelte ich dann, in dem Kontext, dass sich keiner traut, einen Schritt auf den anderen zu zumachen.

Max nickte nur stumm, drehte sich dann zur Tür der Unterkunft, die laut knallte. "HEY, TURTELTÄUBCHEN!"

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt