weil du du bist

347 13 8
                                    

"Leo, Kleine..." Jogi setzte sich neben mich und legte sich seinen Arm um mich, so wie es viel zu viele momentan gemacht hatten. Ich wischte meine Tränen weg, versuchte einmal das starke Mädchen zu sein, das ich immer sein wollte, doch bei Jogis besorgten Blick, musste ich gleich wieder weinen. Weinen, weil ich es nicht schaffte, das Mädchen zu sein, das ich Immer sein wollte. Weil ich mir alles so vorgelogen und vorgelebt hatte, wie es für mich perfekt war. Aber das war nicht die üble Realität.

Die üble Realität war nämlich, dass ich weinend auf einem Bett saß, darauf hoffte, einfach hier zu verschwinden und ein vom Karma verfolgter Idiot, der darauf wartete, vom Tod abgeholt und in die Hölle getragen zu werden. Ich war kein starkes Mädchen. Ich war schwach und das war der Tag, an dem ich es realisieren musste.

"Scheiße, ich hätte dich nie hier her mitnehmen dürfen." Presste der Bundestrainer dann raus, schniefte auch einmal und starrte ebenso gerade aus. Ich wusste nicht, was er von mir wollte und ich glaube, er wusste es selbst nicht so genau. Es war schließlich sein Job, sich um seine Menschen zu kümmern, ob Spieler, oder Teammitglieder und ich denke, er war ebenso überfordert, wie ich und wollte einfach nur seinen Job machen.

"Es tut mir so leid, Leo. Ich hätte das nicht machen sollen. Nicht nach dem letzten mal. Nicht nach all dem, was passiert ist. Das ist alles meine Schuld." Ratterte er dann runter, sah mich dabei gar nicht an, sondern nur den Boden und ich wusste nicht, ob er das hier für mich tat, oder für sich, um am Ende des Jahres kein schlechtes Gewissen hatte, weil er jemanden aus seinem Team durch die Hölle schickte, obwohl er eigentlich dafür gar nichts konnte.

"Ich hätte dich nicht hier her einladen sollen... Fuck!" Er stand auf und sah mich dann an, seine Augen waren rot unterlaufen, als würde er auch weinen müssen, oder als hätte er Tage nicht mehr geschlafen.

"Hör Verdammt nochmal auf mit dem Schwachsinnigen Gelaber!" Wurde ich lauter, sah den Trainer verheult an und schniefte einmal kräftig. Ich konnte die ganzen Heulereien des Trainers nicht mehr hören, schließlich wollte ich nichts hören, sondern eigentlich nur meine Ruhe. "Wieso hast du mich dann hier her geschleppt?" Fragte ich dann aber, auch etwas ruhiger, weil ich wissen wollte, was der Grund dafür war, dass ich hier durch die Hölle gehen musste.

"Du bist einfach du." Er zuckte verzweifelt mit den Schultern und man sah ihm an, dass er selbst nicht so richtig wusste wieso. Er hatte keinen Grund, er hatte sicherlich einfach nur gehofft, dass ich den Jungs helfen konnte, eine Mannschaft zu werden, woran ich, wie letztes Jahr, kläglich versagt habe. Dieses Fußballgeträller war einfach nichts mehr für mich. Ich wusste nun selbst nicht mehr in was ich eigentlich gut war. Vielleicht bildete ich mir auch alles ein.

Und vielleicht wäre Alles anders gewesen, wenn ich damals nicht Mats als meinen Teampartner bekommen hätte. Wenn er nicht von Anfang an seinen Charme in meiner Gegenwart ausgepackt hätte. Ja, vielleicht wäre dann jetzt alles anders.

Und mein Herz schmerzte. Meine Lunge schnaubte, weil sie zu wenig Kraft hatte, um genug Sauerstoff aufzunehmen. Meine Adern dehnten sich aus, damit sie alles, was Sauerstoff beinhalten könnte, Richtung Gehirn transportieren konnten. Jetzt war nicht nur mein linker Arm taub, auch mein Linkes Bein, mein Rechtes machte Anzeichen, einzuschlafen und ich betete dafür, dass diese ekelhafte Gefühl bald vorüber sein würde.

Ich betete dafür, dass ich mich beruhigen konnte. Dass mein Herz seinen Takt wiederfinden würde und dass ich einfach wieder ich sein konnte. Doch nichts funktionierte.

"Es tut mir so leid." Und da mir ging auch der Bundestrainer. Auch er ließ mich allein. Allein in einem kalten Raum. In einem Raum allein mit meinem Herzen, dass gerade verrückt spielte. Und ich war hier, weil ich ich war.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt