break the god damn silence

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"Gut, also ich muss dann..." Murmelte Max schüchtern, zeigte in Richtung Marco und ich nickte nur lächelnd. Was auch immer gerade abging, ich würde hier bleiben und nichts tun. Nichts tun, bis das Essen fertig war.

"Tu, was du nicht lassen kannst, Schalker." Grummelte ich hinterher und bekam nur einen grimmiglächelnden Max zu sehen, der den Mittelfinger erhob mich angrinste. "Jaja, ich merk mir das!" Lachte ich und sah dann die zwei Anderen an.

"Was ist denn mit euch? Los, sucht unser Essen!" Befehligte ich und sah die Zwei nur aufgeregt an.

Fiete schüttelte nur den Kopf. "Wird es einen Tag geben, an dem ich mich hier nicht komplett dumm fühle?" Fragte er und drehte sich um. Nur noch Christoph war nun zu mir gedreht und sah mich schief an.

"Der Tag, an dem ich mich von einer Jüngeren hin und her schubsen lassen werde, ist auch der Tag, an dem-" begann er, doch soweit kam er gar nicht mehr, denn Fiete hatte sich umgedreht und sah den Gladbacher schief an.

"Kommst du, Großer?!" Fragte der Jüngere dann und Christoph drehte sich von mir weg. Er nickte Fiete zu und zusammen verließen sie den Platz.

Ich seufzte nur stur, kletterte auf das Tor und betrachtete die Nachmittagssonne, die die Regenwolken wegschob und begann zu scheinen. Ich lächelte nur, weil die Wärme so angenehm war und schloss dann meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, erschrak ich, weil Mats mir genau gegenüber saß. Ich fiel fast hinten über vom Tor runter, weil ich mich so vor der schwarz gekleideten Person erschrocken hatte.

Dann begann ich, Mats ebenfalls anzusehen. Er wirkte schlapp und traurig und ich war ihm ein wenig dankbar dafür, dass er das andere Tor wählte und nicht das, auf dem ich gerade saß. Und dann schwiegen wir uns an. Er beobachtete jeden meiner Atemzüge und ich tat es ihm gleich.

Wie ich unangenehmes Schweigen hasste. Es war merkwürdig ekelerregend und ich schwörte, dass ich in den nächsten Sekunden dieses Tor verlassen würde, wenn er nicht endlich seinen feigen Mund öffnen würde. Und wieder betete ich dafür, dass mich irgendjemand aus dieser Situation rausholen konnte. Jedes mal, wenn ich diesen Menschen sehen musste, ihn ansah und er mich mit seinem aufgesetzten Lächeln ansah, jedes Mal dann, begann mein Herz zu rasen.

So wie jetzt auch und ich wusste nicht, ob die Übelkeit davon kam, dass ich immer noch nichts gegessen hatte, oder davon, dass ich ihn sehen musste und mein Körper Purzelbäume schlug. Ich atmete einmal laut aus, sah zu ihm rüber und fragte mich, wo Mats war. Wo mein Mats war. Der Verteidiger, in den ich mich verliebt hatte. Der Verteidiger, mit dem ich immer reden konnte, der mich immer beschützt hatte und dem ich zu verdanken hatte, dass ich ich war.

Wo war nur der Verteidiger von 2016? Wo war nur der Verteidiger, den ich zu verstehen lernte, dem ich alles anvertrauen konnte?

Ich seufzte wieder schwer, sah Mats an, der mich immernoch fest im Blick hatte. "Sag doch irgendwas, Verdammt!" Rief ich zu ihm rüber. Die Verzweiflung breitete sich komplett in meinem Körper aus und durchzog jede meiner Adern. Ich zuckte zusammen und spürte, wie mein Herz immer schneller raste. Ich spürte, wie sich jeder kleinste Muskel meines Körpers zusammenzog und wie ich beinahe erstarrte.

Ich spürte gerade zum ersten mal, wie verzweifelt ich wirklich war und wie verdammt krass mir die ganze Geschichte zusetzte. Ich spürte, wie ich zerbrach. Stück für Stück und wie ich mich in ein Raubtier, gierig nach Streit und Blut, verwandelte. Ich spürte, wie aus mir ein kleines, gehässige Mädchen wurde, die am liebsten in die Hölle gehen wollte.

Aber dort war ich schon.

In der Hölle. In der Hölle zwischen Sehnsucht und Vernunft. Zwischen Wagemut und Verzweiflung. Zwischen dem, was ich will und dem, was ich schon immer wollte.

Ich ging durch die Hölle, egal was ich tat und Mats war dabei nur ein kleines Detail, das den Weg dadurch perfekt machte. Der das ganze zu einem perfekten Höllenritt machte und die Sache zu Gunsten des Schicksals ordentlich abrundete. Und ich war der Antiheld dieser Geschichte, der sich nicht wehren konnte.

Ich war die jenige, die das Schweigen brechen musste. Aber ich war auch die jenige, die das eben nicht konnte. Ich war ein hilfloses Geschöpf zwischen Himmel und Hölle. Das dritte Geschöpf neben Engel und Teufel.

Ich war ich.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt