everything depends on destiny

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"Danke." Wir bezahlten den Taxifahrer und ich schloss die große, schwere Holztür zum Haus auf. Der Flur wirkte leer und kalt. Irgendwie fand ich das ziemlich erschreckend und traurig, obwohl dieser Flur noch nie anders ausgesehen hat.

"Ich hätte gedacht, dass deine Wohnung aufgeräumter ist." Mario sah sich in der Wohnung um, als er die ganzen Sachen auf dem Boden liegen sah. Ich kontrollierte einmal alles, als ich meine Orchidee sah, die eigentlich sehr wenig Wasser benötigten. Trotzdem sahen sie echt nicht gut aus.

Ich goss diese also und sah Mario, wie er meine Bilderwand im Eingangsbereich betrachtete. Ich seufzte leicht und lehnte mich leicht gegen die Wand. "Du hast das immernoch?" Er sah mich an und lächelte dann leicht. Ja, natürlich hatte ich das Bild aus der WG mit Mats, Marco und ihm noch.

Es war die schönste Zeit meines Lebens. Es war mein Leben.

Ein schönes Leben, indem ich kurz vergaß, dass es das Schicksal war, dass uns allen einen Strich durch die Rechnung ziehen wird. Weil es das Schicksal war, das über richtig und falsch bestimmte und seine Hand über alles und jeden hielt.

"Natürlich." Murmelte ich leise und zuckte dann mit den Schultern. Ich ging in die Küche, um festzustellen dass der Kühlschrank leer war. Wieder seufzte ich und ging zurück zu Mario, der schon Abflugbereit war.

"Hätte ich nicht gedacht..." er sah mich ein wenig verblüfft, aber trotzdem irgendwie erfreut an und zuckte dann sein Portmonee. Aus diesem zog er ein kleines Foto. Es war das gleiche, was ich an der Wand hatte.

Ich lächelte und ging aus der Tür, er folgte mir und zusammen gingen wir einen Stock höher, zu Finns Wohnung. "Es geht ihm sicher gut. Meinst du, einem Traum sollte man glauben?" Mario klopfte einmal kräftig an der Tür und sah mich dann ernst an.

Ich zuckte nur mit den Schultern, aber innerlich betete ich dafür, dass es Finn gut ging. Dieser Traum war mehr als nur ein Traum. Dieser Traum war so fucking real, dass ich Angst hatte.

"Sucht ihr Finn?"

Ich erschreckte mich leicht und sah dann nach unten. Unser Hausmeister lächelte uns an, doch sobald wir nickten wurde ernst. Und das wurde er sonst nur, wenn die Eisbären verloren hatten. Ich schluckte einmal kräftig und wusste, dass dieses Schicksal ein krankes Spiel mit mir spielte.

"In welchem Krankenhaus ist er?" Fragte ich deshalb direkt und sah ihn ernst an. "Was ist passiert?!" Ich wurde etwas lauter und merkte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.

"Am Ostflügel. Er hatte einen schweren Autounfall." Murmelte unser Hausmeister dann leise, doch ich hatte schon zum rennen nach unten angesetzt. Ich denke, ich war tatsächlich noch nie so schnell die Treppen hinuntergesprungen.

"Leo, beruhige dich. Es hilft niemandem, wenn du mir hier auch noch wegklappst." Mario hielt mich an meinem Arm fest und sah mich Ernst und auffordernd an. "Ich merke doch, wie Scheiße es dir geht, Verdammt." Fügte er hinzu und fuhr sich besorgt durch die Haare.

Ich nickte nur und hielt wieder ein Taxi an, das uns auf direktem Weg zum Krankenhaus fuhr. Während der ganzen Fahrt sagten wir beide nichts. Es war schon fast erschreckend, wie ruhig es war. Keiner sagte etwas.

Ich konnte einfach nicht fassen, wieso es immer die Unschuldigen traf. Wieso das Schicksal sich immer die Menschen aussuchte, die niemals etwas Schlechtes getan hatten. Ich musste verstehen, wieso das Leben so gemein und so Verdammt unfair war.

Die Autofahrt fühlte sich an wie Stunden, als wir endlich am Krankenhaus ankamen. Ich ging Schnur stracks, ohne auf Mario zu achten, zu der Rezeption und sah die Frau mit großen Augen an.

"Leonie van Basten, wo liegt Finn Peters?" Fragte ich kurz Und knapp. Die Frau an der Rezeption musterte mich argwöhnisch und zog eine Augenbraue nach oben.

"Verwandte?"

"Nein."

"Angehörige weiter entfernt?"

"Nein."

"Verlobte?"

"Nein."

"Freundin?"

"Kann ich jetzt bitte einfach nur zu ihm?!" Ich wurde lauter und merkte nun die kalten Blicke der Ärzte und Kranken um mich herum.

"Tut mir leid, aber so kann ich ihnen nicht sagen, wo er liegt." Die Frau, deren tut mir leid so ironisch klang wie Manus "der war unhaltbar", schenkte ich nur einen tötenden Blick.

"Was ist mit ihm? Atmet er wenigstens noch?" Mein Wut wandte in Verzweiflung und ich wusste nicht, ob ich noch atmen konnte, so sehr zog es in meinem Magen.

"Ich darf es ihnen wirklich nicht-"

"Sie möchte doch einfach nur wissen, was mit ihrem Freund ist!" Mario stellte sich auf einmal neben mich und sah die Frau böse an. "Wie würden Sie reagieren, wenn sie erfahren, dass ihr Freund verunglückt ist? Wären sie einfach so von Barcelona nach Dortmund geflogen, um dann einsehen zu müssen, dass eine Frau an der Rezeption-"

"Nummer zweihundertdreizehn. Zweiter Stock. Beeilen sie sich." Die Frau gab sich tatsächlich geschlagen und wir zogen, so schnell wir konnten, ab.

"Fußballerbonus." Grummelte ich, als ich Marios triumphierenden Blick sah.

"Ich bin einfach talentiert." Grummelte Mario mit einem Schulternzucken. "Du kommst aus den Niederlanden?"

"Mein Vater." Antwortete ich knapp und sah dann durch das Fenster in das Zimmer, indem Finn lag. Total regungslos und blass. Fast, als wäre er tot. Dieses Bild riss mir so dermaßen den Boden unter den Füßen weg, dass ich nicht mehr konnte. Ich rutschte mit dem Rücken an der Wand runter, winkelte meine Knie an und begann fürchterlich zu weinen.

Wieso war das Schicksal nur ein solch großes Arschloch?

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt