die Sonne geht wieder auf

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Irgendwie war es dunkel. So dunkel, dass ich nichts erkennen konnte, aber hell genug, um sehen zu können. Ich fühlte mich, als würde ich in einem grauen Schleier voller Erinnerungen und Ereignissen stecken. Irgendwo zwischen einem heute und Morgen, zwischen gestern und vorgestern. Ich schwebte zwischen Zukunft und Vergangenheit.

Verfolgt von meinen Ängsten. Verfolgt von dem, vor dem ich am meisten Angst hatte, ohne zu wissen was es ist, oder ob es überhaupt existierte. Das ganze spielte sich in einem wirren Raum-Zeitwiderstand in meinem Kopf ab. In einem undefinierbaren Raum, den es wirklich zugeben schien, welcher aber so weit und doch so nah von mir entfernt war, dass ich bezweifelte, dass ich noch leben würde.

Gut, eventuell wäre die ganze Sache dann einfach leichter. Vielleicht müsste ich mir dann einfach über nichts mehr Gedanken machen. Vielleicht würde ich einfach hier weiter Leben können. In einem Raum zwischen Raum und Zeit. Im Nichts.

Plötzlich tauchte Finn vor mir auf, mein guter Freund aus der Kommentatorenbranche. Er lächelte nett, so wie eigentlich immer und kam auf mich zu. "Lange nicht gesehen, oder?" Er umarmte mich und legte dann seinen Kopf schief.

"Was machst du hier?" Ich schluckte und sah meinen blonden Freund fragend an. Wie konnte ich in einem Raum, wie diesem, jemanden treffen, dem ich so nah und doch so fern war?

"Das habe ich auch nicht verstanden." Er zuckte entspannt mit den Schultern. "Aber sieh mal..." er drehte sich und ich sah mich um. Nichts. Wieder drehte ich mich zu Finn, der aufeinmal spurlos verschwunden war. Was passierte hier? Wo zur Hölle war ich? Ich rieb mir die Augen. Nichts.

Ich versuchte mich damit abzufinden. Redete mir gut zu und versuchte zu verstehen, dass das alles so seine Richtigkeit haben musste. Es war irgendwie wie fliegen. Oder wie Achterbahn fahren, nur nicht so schwindelerregend. Es fühlte sich spannend und gar nicht schlimm an.

"Leo?" Ich drehte mich erschrocken um. Das konnte nicht sein. Die Stimme eines Toten zu hören, konnte nicht normal sein. Gut, was war hier schon normal? Was war an der ganzen Sache hier normal? Ich drehte mich weiter und öffnete meine Augen. Meine Augen, die jetzt meinen Vater wahrnahmen, der fünf Meter vor mir stand. "Kind... was machst du hier?!" Er schien mehr erschrocken und besorgt, als fröhlich zu sein. Hatte er mich nicht vermisst?

Ich sagte nichts. Ich konnte in diesem Augenblick nichts sagen. Gar nichts. Mein Herz schmerzte und mein Brauch begann zu krampfen. Ich hockte mich verkrampft hin und versuchte langsam zu atmen. Mein Vater stand vor mir. Der Mann, der mich vor Jahren verlassen hatte. Der Mann, dem ich alles zu verdanken hatte. Der Mann stand vor mir.

"Du bist tot." Meinte ich erschrocken und gleichzeitig ungläubig. Aber ich fühlte auch einen Funken der Geborgenheit und einen Funken der Hoffnung, die ich seit seines Todes niemals mehr verspürte.

"Und du solltest es nicht sein." Meinte er dann kalt und kam auf mich zu. Er umarmte mich so fest, als würde er mich erwürgen wollen. So fest, wie es ein Vater machen würde, hätte er seine Tochter jahrelang nicht mehr gesehen. "Was machst du denn, Kind?" Grummelte er dann erschrocken und sah mich misstrauisch an. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. "Du dürftest gar nicht hier sein."

Er setzte zum Laufen an und hielt meine Hand dabei fest. Er zog mich durch diese merkwürdige Welt, die mir nun immer und immer klarer wurde. Wir befanden uns am Ruhr. Der Schönste Fluss Deutschlands, an dem mein Vater und ich immer waren. Die Natur, die sich hier zeichnete, hatte kein anderes Flussgebiet.

Ich wäre gern hier geblieben. Es war schön hier und so langsam kam auch die Sonne raus, die meine kalte Haut wärmte. So langsam wurde die grelle Welt immer mehr zu einer Welt. Zu meiner Welt.

"Kennst du ihn?" Mein Vater hielt an und vor uns stand wieder Finn, der uns breit angrinste. Er sah nett wie immer aus und wieder fragte ich mich, was er hier machte. Seine Haare waren etwas verstruppelter als sonst und er selbst sah etwas blass aus, aber sonst war alles wie immer.

"Finn?" Fragte ich wieder und sah ihn wieder fragend an. "Alles okay bei dir?" Fragte ich dann wieder, weil mir mein Kumpel immer merkwürdiger vorkam. Ja, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Angst hatte.

"Irgendetwas stimmt nicht mit mir, Leo." Grummelte Finn und nahm seine Hände von seinem Oberkörper. Sofort zeichneten Flecken des Blutes auf seinen Händen. Sein Hemd färbte sich sofort rot und ich konnte einen riesigen Riss in seiner Bauchdecke ausmachen.

"Finn?!" Rief ich nun panischer und sah jämmerlich dabei zu, wie mein Kumpel vor mir zusammenbrach. "FINN!" Nun schrie ich. Tränen stießen mir in die Augen. Aber ich konnte mich nicht von meinen Vater losreißen, der mich fest in den Arm genommen hatte.

Auch das Treten und Beißen half nichts. Ich war gefangen. Gefangen in einer Welt, die sich immer mehr abzeichnete. In einer Welt, in der gerade ein guter Freund vor mir starb.

"Was ist das für eine kranke Welt?!"

•••

Oh, people. This one is really sick. I tried to write a nice chapter. And what does it turn out to be? As an really sad one for me, 'cause Ive planed alot with Finn and I liked him. Ufff

Ok, sorry. Musste mich mal eben auf Englisch ein wenig ausdrücken. (Schreibe morgen eine Englischklausur... bin grad voll im feeling, you know?)

Morgen kommt dann mal unten ins Kapitel eine kleine Einschätzung von mir, was denn aus dem deutschen Kader geworden ist!

Guten Abend euch noch!

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt