Du und ich

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"Du hast es ihm ganz schön gegeben."

"Du bist jetzt der Fünfte, der mir das sagt, Jonas." Murrte ich und sah das Tor mir gegenüber an. Keine Ahnung, wie Jonas hier hoch gekommen war, aber plötzlich saß er neben mir. Fertig und rausgeputzt in Trainingskleidung, um auf die Anderen zu warten.

"Ich kann es dir auch gern ein weiteres mal sagen." Er drehte sich zu mir und lächelte mich an. Er wurde ein wenig von der Sonne geblendet, weshalb er seine Augen zusammenkniff, wobei er ziehmlich niedlich aussah.

"Reicht, wenn ich es gleich nochmal von Basti und Poldi hören muss." Lachte ich, weil ich mir sicher war, dass sich die Jungs etwas für mich ausgedacht hatten. Ob es etwas zur Versöhnung mit Jeromè war, oder eine Strafe, wusste ich nicht. Ich war aber optimistisch und würde die Qual über mich ergehen lassen.

"Ich wollte mich einmal bei dir bedanken, Leo." Murmelte der Kölner dann sehr ernst und sah mich auch dementsprechend an. Er hatte sich zu mir gebeugt und hielt sich am Tor fest, um nicht runter zu fallen. Dann lächelte er wieder und fuhr sich durch die Haare, um diese zu richten. Er hatte nämlich kein Haargel mehr. Jedenfalls hatten es Basti und Poldi gebraucht, um Marcos Haare zu verkleben und das so krass, dass der Blonde ungelogen zwei Stunden duschen war.

Ich schüttelte aber den Kopf, biss mir auf die Unterlippe und seufzte. "Bedank dich nicht für etwas, Jonas." Murmelte ich, weil sich in letzter Zeit viel zu viele bei mir für irgendetwas bedankt hatten. Mit solchen Situation kam ich nicht klar Und deshalb wollte ich sie unterbinden. Irgendwie. "Nicht alle Menschen haben gute Absichten." Erklärte ich mich dann, weil ich meine andere Überlegung verworfen hatte.

Doch diesmal schüttelte Jonas den Kopf, lehnte sich dann etwas nach hinten und grummelte zufrieden. "Danke, dass du mich bei dir aufgenommen hast. Sowas ist nicht selbstverständlich. Nicht nachdem, was alles passiert ist." Nuschelte er dann leiser und sah mich nicht an. Er blickte lediglich in irgendeine Richtung, ohne auf meine Mimik zu warten.

"Natürlich ist das selbstverständlich." Korrigierte ich und musste daran denken, welcher Unmensch einen Freund nicht aufnehmen würde. Nicht, nachdem ein Freund so fertig mit der Welt vor der Tür stand und einfach darum bat, ein Platz auf dem Sofa zu bekommen.

"Für mich nicht." Gab der Kölner dann zu und zuckte mit den Schultern. "Man sollte auch die kleinsten Dinge seines Lebens würdigen, weißt du?" Sagte er dann und sah mich an, um zu lächeln. "Das größte Geschenk ist doch, dass wir alle gesund sind und so etwas, was eigentlich ganz und gar nicht selbstverständlich ist, wird nicht gewürdigt." Maulte er dann und schaute starr gerade aus.

"Ich bin für einen Freund wie dich dankbar." Antwortete ich nur und ekelte mich kurz darauf vor mir selbst. So etwas ekelhaftes hatte ich noch nie gesagt und trotzdem fühlte sich dieser Satz so unglaublich ehrlich an, dass ich mich glücklich damit fühlte, diesen Satz gesagt zu haben. Einen guten Freund zu haben war nämlich ebenso nicht selbstverständlich.

"Schmeichel mir nicht. Ich werde ganz rot." Scherzte Jonas und nahm mich daraufhin lachend in den Arm, um mir mit der Faust durch die Haare zu wuscheln.

"Och man, Jonas!" Meckerte ich und stöhnte dann augenrollend. "Die waren mal gekämmt." Plapperte ich weiter und sah den Kölner eingeschnappt an.

"Weißt du, hättest du jetzt noch ein Kölntrikot an, am besten vom unglaublich umwerfenden Kapitän dieser Mannschaft, dann wärst du mir gleich sympathischer." Lachte er und betrachtete mein Hamburgtrikot angeekelt. Ich hatte es mir von Fiete geliehen. Ich glaubte zwar, dass er davon nichts wusste, war mir aber egal. Er würde es schon früher oder später zurück bekommen.

"Wieso denn? Ich mag das wohl."

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt