sometimes

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Manchmal, da wünschte ich, ich würde die Zeit stoppen können. Manchmal wünschte ich, es wäre Alles anders gekommen und dann gab es da wieder einen Tag, an dem ich manchmal daran dachte, wie gut ich es doch eigentlich hatte. Aber manchmal, da konnte ich einfach nicht mehr. Manchmal, da hatte ich das Gefühl, mein Herz würde aussetzen und manchmal wünschte ich es mir sogar. Manchmal, da ging ich schlafen und hoffte, ich würde niemals mehr aufwachen. Wiederum gab es dann aber auch manchmal die Tage, an denen ich die Zeit zum stehen bringen wollte, um dieses eine Gefühl für immer zu spüren.

Heute war nicht so ein Tag. Ich hatte Schuldgefühle. Schuldgefühle für was auch immer. Vielleicht weil ich Jeromè geschlagen hatte. Vielleicht aber auch, weil ich jemanden geküsst hatte, den ich nicht hätte küssen sollen. Oder ich hatte mittlerweile einfach schon Schuldgefühle, nur weil ich überhaupt hier war. Aber man lernte damit zu leben. Irgendwann fühlt sich alles normal an. Irgendwann fällt es einem gar nicht mehr auf.

Mats und ich hatten seit gestern Abend nicht mehr gesprochen und dieses Gefühl, dieses unwiderstehliche Gefühl, ihn an meiner Seite zu haben, riss mir so am Herzen, dass ich zu ersticken drohte. Dieses unwiderstehliche Gefühl, jemanden zu haben, der mich versteht, zerdrückte mich. Denn ich wusste, dass das alles irgendwann ein Ende finden würde. Dass das alles hier irgendwann nur irgendein realer Traum war, aus dem ich irgendwann aufwachen würde und den ich nie wieder träumen würde.

Das alles ist ein Traum, der so unfassbar echt ist, dass ich mich nicht wagte, aufzuwachen. Ich lebte für diesen Traum und wenn ich irgendwann einmal erwachen würde, wüsste ich nicht, wie sehr ich noch am Leben festhalten könnte und meine größte Angst war es, irgendwann aus diesem Traum zu erwachen.

Ich seufzte einmal schwer, setzte mich auf und blickte mich einmal um. "Dem Bayer hast du es ganz schön gezeigt." Lachte Kai Havertz, als er das Zimmer betrat und lächelte mich an. Er muss wohl meinen schrecklichen Blick bemerkt haben, weshalb er den Kopf schief legte und mich fragend ansah. "Alles okay?"

Ich zuckte nur mit den Schultern, seufzte und sah den Leverkuser an. "Keine Ahnung." Grummelte ich und sah auf den Boden, weil ich vergessen hatte, was ich gerade tun wollte. Manchmal, da wünschte ich, andere Menschen konnten einfach so vergessen, wie ich. Dann wäre mein Leben viel einfacher, obwohl ich nicht wusste, ob ich wollte, dass manche Menschen die schönen Erinnerungen, die wir zusammen hatten, vergaßen. Am besten nur die Schlechten, so wie Jeromè. Dann müsste ich mich nicht dazu zwingen, mich bei ihm zu entschuldigen, sondern er hätte es einfach vergessen und alles wäre gut.

Andererseits hätte dann jeder dieser Menschen ein falsches Bild von mir, weil ich eben nicht perfekt war. Dann hätte jeder dieser Menschen nur das Gute von mir im Kopf und ich denke, das wäre auch nicht das Beste, also verwarf ich diese Überlegung einmal und sah zum Leverkuser. "Meinst du, ich müsste mich bei ihm entschuldigen?" Ich biss mir beschämt auf die Lippen und Kai zuckte nur mit den Schultern.

"Der hat's doch nicht anders verdient." Murrte er, lachte dann aber leise auf. "Tut dir deine Hand eigentlich nicht weh? Immerhin hast du ihm die Nase angebrochen."

Ich schluckte einmal, doch bei dem Gedanken, dass der Verteidiger absofort mit einer dieser coolen Batman-masken durch die Gegend trotten musste, verging mir das unwohle Gefühl wieder. Bei aller Liebe, hatte er diese Maske wirklich verdient und ich freute mich nun schon, ihm so entgegen zulächeln.

"Ganz schön leer ohne den Schalker, was?" Murmelte dann der Youngstar und sah auf Max' Bett, welches nur noch diese Nacht leer bleiben würde. Ich nickte dann und überlegte, ob ich frühstücken gehen wollte, oder nicht. Ob ich die Menschen sehen wollte, oder nicht und ob ich Mats entgegentreten wollte, oder nicht.

Manchmal war es eben besser den Kürzeren zu ziehen.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt