Was der Mensch nur mit sich rumschleppt

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Ich wachte auf, weil Jonas extrem laut schnarchte, was aber kein Wunder war, weil wir beide einfach irgendwie auf der Couch eingeschlafen waren und er seinen Kopf in den Nacken gelegt hatte. Ich stand also auf, blickte auf die Uhr, die mir verriet, dass wir noch genau sieben Stunden hatten, ehe das Spiel anfangen würde.

Ich zog mir also etwas an, wir mussten schließlich doch ein wenig Gas geben, da wir noch gute ein-einhalb Stunden fahren würden. Dann ging ich runter, zog meinen Windbreaker über und ging zum Becker. Ich holte wie jeden Samstagmorgen Brötchen, machte mich dann wieder auf den Heimweg.

Ich nutzte diesen fünf Minuten Weg immer zum Nachdenken. Über alles irgendwie. Gerade war es definitiv wieso Jonas bei mir war und wieso ich mir so Verdammt unschlüssig darüber war, wie ich damit umgehen könnte.

Es gab schließlich immer etwas, worüber sich der Mensch Gedanken machte. Es gab immer etwas, was den Menschen unglücklich machte und wodurch er versuchte immer nach dem besten zu streben.

Irgendetwas schleppte der Mensch doch immer mit sich herum.

Da Jonas noch schlief - Ich würde ihn erst in einer Stunde wecken, da ich noch einiges zu erledigen hatte-, machte ich mich noch einmal auf den Weg ins Badezimmer. Ich trug mir eine Maske auf und ging dann gemütlich durch die Wohnung.

Jonas wachte schließlich von allein auf, erschreckte sich einmal und musterte mich dann skeptisch.

Ich hatte ganz vergessen, dass ich mit Maske immer aussah wie ein Monster, weshalb ich den Kölner ebenfalls misstrauisch ansah.

"Du hast geschnarcht." Grummelte ich, verschränkte leicht eingeschnappt die Arme vor der Brust und begann dann wieder damit, ihn misstrauisch anzusehen.

"Und du siehst aus wie ein Monster! Sowas kannst du mir doch nicht am frühen Morgen antun! Ich habe mich mega erschrocken!" Knurrte dann der Dunkelhaarige, setzte sich aufrecht in und sah mich entgeistert an.

"Vielen Dank auch." Ich winkte ab und ging gespielt eingeschnappt davon, doch er rief mir einfach nur schnell hinterher; "Ich hab Hunger!"

Humorlos lachte ich auf, versuchte ernst zu bleiben. "Koch' dir doch etwas, Küchenmädchen!"

Daraufhin seufzte er nur, stand auf, ging in die Küche und öffnete den Külschrank. Er holte jegliche Brotbelege raus und stellte diese auf den Tisch.

Schließlich saßen wir zusammen und musterten ein wenig angeekelt die vorhandenen Nahrungmittel. "Wer isst denn Bounty Aufstrich?" Fragte ich, zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn.

Entsetzt sah er mich an. "Wieso fragst du mich das?" Unschuldig riss er die Hände in die Luft.

"Weil du das eventuell gekauft hast?!" Fragend und gleichzeitig beschuldigend sah ich den Verteidiger an, musterte diesen Argwöhnisch und formte meine Augen zu Schlitzen.

"Ja, hast gewonnen!" Wieder warf er entgeistert die Arme in die Luft und brach ruckartig den Blickkontakt an.

"Eins zu Null Borussin." Murmelte ich nur und lehnte mich entspannt zurück. "Lasse ich dich eigentlich gleich in Köln?" Fragte ich ihn dann wieder ernst.

"Wir müssen dann einmal zu meiner Wohnung - aber dann... Ja, dann komm ich wieder mit. Es sei denn, es ist ein Problem für dich?" Ernst sah er mich an. Ich fühlte mich gerade mehr analysiert, wie nach ganzen 23 Jahren auf der Erde.

Ich schüttelte nur meinen Kopf. Natürlich war es kein Problem für mich. Wieso auch? Ich mochte Jonas, außerdem bereicherte er gerade mein vorher so langweiliges Leben.

Das einzige, was mich nun beschäftigte war, wieso das ganze? Wieso lebte er nicht einfach in Köln? -Bei Annika? Wieso tauchte er von einen auf den anderen Tag hier auf und hatte nicht vor wiede zu gehen? Er hätte sich doch wieder mit Annika versöhnt, oder nicht?

"Was schleppst du mit dir rum, Jonas?"

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt