Ich und Du

347 10 18
                                    

Und dann war ich allein. Allein mit dir in einem Raum voller Menschen, die nicht im Ansatz so waren, wie du. Ein Raum voller Lebewesen, die mir nicht erklären konnten, was falsch mit dir war. Was bei dir kaputt war und wieso du so warst, wie du warst. Nun war ich allein. Ohne meine Dortmunderjungs, die alle irgendwo in einem Flugzeug, Kilometer über dem Erdboden, waren und zu ihrer Familie flogen. Der BvB.

Ich atmete ein und fühlte, wie mir jemand, oder etwas, die Luft zum Atmen nahm und ich habe so unglaublich lange gebraucht, um verstehen zu können, dass du es bist, der mir die Luft nahm. Der mir den Hals zuschnürrte, als wären es Schuhe.

Ich starrte aus dem Fenster, sah nur noch verschwommen und wusste nicht, ob ich meine Entscheidung bereuen sollte, oder nicht. Ob ich lieber in Deutschland sein sollte, oder bei dir. Obwohl ich wusste, dass du immer mit mir gehen würdest. Wie ein Schatten würdest du mir folgen, doch du hast entschieden. Du wolltest hier bleiben und somit musste ich eingestehen, dass ich irgendwie nur dein Schatten war.

Ich tat das, was du wolltest. Tag für Tag, Nacht für Nacht und trotzdem gabst du mir nichts zurück. Keine Kraft, die ich brauchte und keine Luft zum Atmen, nach der ich mich so sehr sehnte. Du bist ein Nichts für mich und trotzdem kann ich nicht vor dir fliehen, weil ich dich zum Überleben brauchte. Du warst immer wie ein Schatten für mich, der mir auf Schritt und Tritt folgte und ich war der Idiot, der dir vertraut hat. Ich war die, die dir mein Leben anvertraut hat, weil ich dachte, ich wäre sicher bei dir und jetzt würdest du mir nicht mal Kraft schenken.

Und ich saß immer noch hier. Starrte apathisch aus dem Fenster und bekam gar nichts mehr mit. Vielleicht war es auch deine Schuld, weil du nicht für mich da warst, wenn ich dich brauchte. Vielleicht aber auch meine, weil ich dir vertraut hatte. Vielleicht sollte ich damit verstehen, dass ich nicht einmal mir selbst trauen konnte, weil du wie ein Demon bis auf meinen Tod bei mir sein wirst. Vielleicht war es aber auch nur das Schicksal, das mir wieder einen so jämmerlichen Strich durch die Rechnung machen wollte, dass ich wirklich überlegte, was ich wollte und ob ich das alles überhaupt wollte.

Oder ich war einfach nur Verdammt verwirrt, weil ich jetzt hier saß und nicht mit im Flieger Richtung Dortmund. Es könnten schließlich Menschen ums Leben gekommen sein und ich saß hier, total egoistisch im warmen Spanien und freute mich aufs Essen. Ich hätte in diesem Moment mit dem Kopf gegen die Wand rennen können, weil ich mich so schlecht und dumm fühlte, dass ein harter Schlag gegen den Kopf auch nichts geändert hätte. Aber dann warst da du, du, der mir den Atem raubte und mich deshalb daran hinderte, aufzustehen und das Gewollte auszuführen.

Weil du mir die Kraft nahmst, wenn ich gerade Kraft brauchte und deshalb wurde mir schwindelig und schlecht, als ich aufgestanden war. Deinetwegen musste ich mich wieder setzen und fühlte mich wieder so nutzlos und schlecht, dass ich einfach schlafen wollte. Schlafen und nicht mehr aufwachen. Wenn du mir diesen Gefallen, diesen klitze kleinen Gefallen tun würdest, doch du streitest alles ab und zwingst mich jede Sekunde zu atmen.

Du hälst mich am Leben. Nur deinetwegen atme ich noch. Deinetwegen stehe ich morgens auf und schlafe nicht für immer ein. Und wenn du mir schon diesen einen Wunsch nicht gönnst, dann sei auch bitte für mich da. Dann mach mein Leben lebenswert und versetze mich nicht nach jeder kleinen Anstrengung in eine Art Trance, aus der ich nur erwachen kann, wenn du wieder bereit bist, mir zu helfen.

Deinetwegen ging es mir Scheiße. Nur deinetwegen saß ich hier und nur deinetwegen fühlte ich mich so schlecht, dass ich nicht mehr atmen konnte. Aber du warst mein Schatten und ich war der Schatten vom Schatten. Weil du ich warst, oder ich du. Weil wir zueinander gehörten und das bis ans Lebensende.

•••

Uhh Freundeee... Ich mag das Kapitel... Ich mag das echt!

Einmal eine Schweigeminute für Niklas Feierabend, der viel zu früh von dieser Erde gehen musste. Daran sehe ich seit drei Jahren an diesem Tag, wie absolut schrecklich die Welt doch ist.

Nun gut, über wen denkt ihr, redet Leo?

Das Kapitel ist so krass zweideutig geworden... Ich find's mega geil haha

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt