H.e.r.z.g.e.b.r.o.c.h.e.n

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Ich wusste nicht wieso, aber die erste Nacht ohne Mats hatte das Dasein an diesem Ort so enorm verändert, dass ich selbst einfach von hier verschwinden wollte. Ich konnte nicht mehr. Er hatte mir das Herz gebrochen. Immer und immer wieder hatte er zu getreten und irgendwann war ein Herz eben so verletzt, dass es nicht weiter das überlebenswichtige Blut durch den Körper pumpen wollte.

Irgendwann hatte alles ein Ende und vielleicht war heute mein Ende.

"Leo?"

Ich reagierte gar nicht auf Toni, der gerade vor mir stand und mich mit schiefem Kopf musterte. Ich saß einfach auf meinem Bett, starrte das Leere Bett an, in dem Mats geschlafen hatte und rührte mich nicht. Ich wollte mich nicht bewegen. Irgendwann starb nicht nur die Seele, sondern auch der Körper und vielleicht war es heute so weit.

"Kleine, du musst was essen." Behauptete der Blonde. Keine Ahnung wie spät es da war und keine Ahnung wie lange ich dort gesessen hatte, oder wie lange ich vor hatte, dort noch zu sitzen. Ich saß einfach, hörte meinem Herzen beim pochen zu und atmete ein und aus.

"Komm." Er hielt mir seine Hand hin, doch ich reagierte nicht. Wieso auch? Was sollte mich dazu verleiten, jetzt aufzustehen und etwas essen zu gehen? Es war ein für alle mal vorbei. Das hatte Mats selbst gesagt, also wieso sollte ich nicht einfach hier sitzen bleiben, atmen und nichts tun? Was war daran so schlimm, auf etwas zu warten, was auch immer es war. Ich blieb also stumm sitzen und seufzte ein, zwei mal, in der Hoffnung, Toni würde irgendwann gehen, doch der Blonde war zäher, als erwartet. Er machte nämlich keinen Anschein, sich auch nur einen Meter von meiner Seite zu bewegen und ich wusste nicht, ob ich es nett, oder nervig von ihm fand.

"Du musst was essen." Beharrte der blonde Mittelfelder und setzte sich nun neben mich, legte seinen Arm um mich und zog mich näher an sich ran. Dann fing er an, mit seiner Hand an meinem Arm auf und ab zu fahren, vielleicht, weil er merkte, dass ich gerade jemanden brauchte, oder einfach, um mich zu trösten. Wieso auch immer der Blonde es tat, so langsam war ich dankbar darüber, dass er nicht vor zwanzig Minuten gegangen war.

Aber mein ganzer Körper schmerzte. Ich wusste nicht, was es war, ich wusste Aber, dass es von meinem gebrochenen Herzen ausgehen muss. Und irgendetwas machte mir dort das Atmen schwer. Mein linker Arm kribbelte bis zum kleinen Finger und ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde, aufzustehen und zur Mensa zu laufen. Ich wusste auch nicht, ob ich es überhaupt noch schaffte, ein Wort zu sagen, weil sich mein ganzer Körper wie von mir trennte und sein eigenes Ding durchzog. Als wäre ich in einer Art Starre, verweilte ich dort, bis Toni seufzte und ging.

Dann begann ich jämmerlich zu weinen. Ich weinte, weil ich unglaublich frustriert war. Weil wir uns den Traum einer Weltmeisterschaft vielleicht ausschalten konnten. Ich weinte, weil es das war, was meine Seele gerade brauchte. Ich weinte, weil ich mich so allein und verlassen wie noch nie fühlte. Weil ich sitzen gelassen wurde, von einem Menschen, dem ich immer und immer wieder vertraut hatte. Dem ich jedes Mal aufs neue mein Herz geschenkt hatte, welches er jedes mal aufs Neue ein kleines Stück mehr zerriss. Weil ich Naiv war und weil ich mich dafür selbst hätte schlagen können. Weil ich selbst an allem Schuld war.

Ich war selbst Schuld. Ich hätte Pech und letztendlich hatte mich das Karma komplett eingeholt. Es hatte mich unfügbar gemacht. Für mich und die Menschen. Es hatte mich zu dem gemacht, was ich gerade war und das nur, weil ich ein verdammt lächerlicher Idiot war. Weil ich Menschen vertraut hatte, denen ich niemals hätte vertrauen dürfen und das war allein meine Schuld. Ich hätte mich nicht in jemanden verlieben sollen, der mir früher oder später doch das Herz brach.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt