raus aus'm Game

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"Weißt du, was mein Problem ist?"

"Will ich das überhaupt wissen, Jeromè?" Mats saß am Bayernstisch, spielte mit dem Essen und wirkte sonst sehr apathisch. Ich saß neben ihm, weil ich eigentlich vor hatte, ihn etwas zu fragen, doch Jeromè kam mir zu vor, hatte sich dem Bayer gegenüber gesetzt und musterte nun seinen Vereinskollegen gespannt.

"Ich weiß nicht, vielleicht bringt es etwas Licht in dein kleines, mickriges Leben." Der Größere sah Mats böse und provokant an, hörte aber ein wenig später damit auf, weil er merkte, dass es Mats zu keiner Zeit, die er hier saß, interessierte, wie ihn der Gegenübersitzende ansah.

"Vielleicht brauchst du auch nur etwas, was dir Spaß macht, damit etwas Licht in dein kleines, mickriges Leben kommt? Wann warst du nochmal das letzte mal in der Startelf, Jeromè, hm?" Wurde Mats nun provokant und diese Wirkung machte nicht die Aussage, sondern der ruhige, total ausgeglichene Ton, in dem Mats mit Boateng sprach. Es wirkte so, als würde der Größere ihn nicht aus der Bahn werfen können. Es wirkte aber auch nur so, denn ich wusste, dass Mats innerlich kochte.

"Müsst ihr euch immer gegenseitig provozieren?" Thomas Müller schob sein Tablett weg, sah die zwei Verteidiger an und blickte dann zu mir. "Was machst du eigentlich hier?" Fragte er verwirrt und ich zuckte nur mit den Schultern. Das Gespräch der zwei Verteidiger war gerade definitiv zu spannend, um mich jemand anderen zu zuwenden und ein anderes Gespräch anzufangen. Außerdem fand ich es schon schlimm genug hier zu sitzen, dann musste ich einem Münchner nicht auch noch erklären wieso.

"Wir sind beide nicht mehr die Jüngsten, Mats. Auch du machst irgendwann einmal jemandem Platz." Bemerkte Jeromè ebenfalls ruhig und ich fragte mich echt, wo er diese Weisheit her nahm. Schließlich kannte ich ihn nur als kleines, bemitleidenswertes Arschloch. Dass ich dann so etwas noch einmal hören konnte, bescherte mir einen wunderschönen Tag.

"Schade, dass es bei dir schon so früh an der Zeit war. Ich hätte gern noch öfter neben dir gestanden." Lächelte Mats extrem gehässig, was nun Jeromè endgültig wie ein Schlag ins Gesicht vor kam. Der Größere stand nämlich auf, baute sich groß vor Mats auf und sah von oben auf ihn herab.

"Schade, dass ich dich jetzt Krankenhausreif Prügel, du lächerlicher Idiot." Wurde der Verteidiger dann lauter, doch anstatt dass Mats aufstand, um sich dem zu stellen, oder wenigstens nicht komplett wehrlos rumsaß, blieb er sitzen, spielte mit der Gabel und sah seinen Kollegen nichtmal an.

"Es reicht." Stand ich auf, sah den Dunkelhaarigen an und stemmte die Hände in die Hüfte. Mit einer lächerlichen Größe gegenüber von einem ein Meter zweiundneunzig Menschen zu stehen, war zwar angsteinjagend, jedoch wusste ich, dass Jeromè nicht zuschlagen würde. Und selbst wenn, den Schlag würde ich hinnehmen. Dann wären wir wenigstens quit und ich müsste mich nicht bei ihm entschuldigen.

Jeromè lachte aber nur, sah dann zu Joshua, Manu und Thomas, die ebenfalls am Tisch saßen und begann zu Grinsen. "Was sollen wir mit dem machen?"

"Am besten, ihr beruhigt euch. Ansonsten ist die Reise schneller für euch vorbei, als ihr Weltmeister  sagen könnt." Grummelte Joshua nur und sah dann zu Thomas, der das alles mit einem Nicken bestätigte.

"Oder ihr lasst euch einfach in Ruhe." Warf ich ein, sah Jeromè mahnend an und musterte seinen provokanten Blick. Ich wusste nicht, was ich gegen die Münchner hatte, oder ob ich überhaupt etwas gegen diese hatte. Schließlich waren sie einfach eine starke Mannschaft und jeder durfte Überheblich sein, wenn man es dann auch schaffte, zu gewinnen. Aber irgendetwas an der Art der Münchner nervte mich dieses Jahr so sehr, dass ich mich ekelte. Irgendetwas nervte mich so sehr, dass ich gar kein schlechtes Gewissen wegen der Nase mehr hatte.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt