Im Zeichen des Bösen

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Ich denke, viele von uns, vielleicht sogar die ganze Stadt, wünschten sich, dass Jason Blossom nicht am 4. Juli ertrunken wäre. Dass wir am Montagmorgen zur Schule kommen würden und Jason plötzlich da wäre. Oder dass wir ihn und Cheryl an einem Tisch im Pops sehen würden. Aber sein aufgedunster, durchnässter Leichnam ließ diesen Wunsch zerplatzen wie eine Seifenblase. Ein Leichnam mit einem Einschussloch in der Stirn. Und schrecklichen Geheimnissen, die nur die kalte Stahlklinge des Skalpells des Gerichtsmediziners offenlegen konnten. Oder das verräterische Klopfen eines schuldigen Herzens. Ich blickte hinunter zu den vielen Blumen und Plüschtieren auf dem Boden vor Jasons Spind. Jeden Tag kamen mehr hinzu und ich fragte mich, ob die Leute das taten, weil sie Jason so gut kannten und ihn liebten, wie Cheryl es behauptet hatte oder ob sie es taten, weil es alle machten. Vielleicht aber auch aus dem selben Grund, wieso ich hier stand und die kleine Gedenkstätte auf dem Boden anstarrte. Nämlich um herauszufinden, wer Jason ermordet hatte. “Hi“, kam es von hinten. Erschrocken drehte ich mich um und sah in Jugheads Gesicht. “Denkst du, ich kann Jason Blossoms Tod als Ausrede nehmen, um Sport zu schwänzen? Sorry, Coach, ich bin grad zu deprimiert und durcheinander für Klimzüge.“ Schmunzelnd lehnte ich mich an den Spind.

“Du solltest nicht laut Witze über Jason Blossom machen.“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

“Was denn? Sarkastischer Humor ist meine Art die Welt zu verstehen.“ Jughead lächelte leicht und sah dann hinter mich. Die Sportler kamen gerade lachend durch die Tür in die Schule. Ich folgte Jugheads Blick. “Das hier sind die reichen Kids aus die Goonies.“, stöhnte Jughead genervt auf. “Alles klar. Ich verschwinde.“ Schweigend schaute ich ihm hinterher. Als Reggie ihn mit Absicht anrempelte und sich lustig machte, drehte ich mich um und ging den Flur runter. Trotzdem hörte ich ihn meinen Spitznamen rufen. Düstere Sierra.

~

“Da eine Romanze nicht mehr in Frage kommt, sag ich's ganz direkt. Sind wir 100% sicher, dass Archie 'ne Hete ist, weil kein hetero Mann hat so 'nen Body.“, kam es von Kevin, als ich zwischen ihm und Betty im Schulflur herlief. Archie hatte Betty erklärt, dass er nicht in sie verliebt sei und diese hatte natürlich Liebeskummer. Auch wenn sie behauptete, dass es ihr gut ging. “Apropos Body, hast du dich davon erholt, Jasons Leiche zu finden?“, fragte ich, um auf ein anderes Thema zu kommen.

“Traumatisierender war's meinem Dad zu erklären, was ich mit Moose nachts unten am Fluss gemacht hab. Sowas darf ein Sohn des Sheriffs doch nicht machen.“ Lachend folgte ich ihm ins Sekretariat. Auf dem Tresen stand ein Strauß aus gelben Rosen, die Kevin sofort ins Auge sprangen. “Oh mein Gott, die sind wunderschön. Sind die für Betty, Mrs Phillips?“, fragte Kevin die Sekretärin.

“Mhm. Deswegen hab ich sie hergerufen.“, sagte diese. Kevin nahm den Zettel aus dem Strauß. “Liebe Betty, bitte vergib mir. Küsschen, Küsschen, V?“, las Kevin verwirrt vor. “Wer zum Teufel ist V?“

“Veronica.“, sagten Betty und Veronica wie aus einem Mund. “Also gelb steht für Freundschaft. Ich hab auch Magnolia Cupcakes aus New York einfliegen lassen.“, erklärte Veronica und betrat vorsichtig den Raum. “Weil, wie meine Mom immer sagt, der richtige Cupcake macht alles wieder gut.“ Kevin musterte die New Yorkerin skeptisch. “Und ich hab uns auch einen Termin reserviert im Nagelstudio Chez Salon. Plus Styling. Es tut mir so unglaublich leid, Betty. Ich weiß nicht, was an dem Abend mit mir los war. Das war so 'ne Zickenaktion, es war als ob ich besessen wär von...“

“Madame Satan?“, fragte Kevin und bekam dafür einen High Five von mir. Betty sah uns streng an.

“Der alten Veronica.“, erklärte die Schwarzhaarige uns. “Und ich werd dir niemals wieder so etwas antun. Ich schwör's bei den Perlen meiner Mutter. Gib uns bitte... Gib mir bitte noch 'ne Chance.“ Ihre Worte waren so aufrichtig, dass Betty natürlich einknickte.

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