The Wrestler

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Eine Woche nach Ankunft der Southside-Schüler auf der Riverdale High war alles wieder normal. Und trotzdem war alles anders. Nehmen wir Archie Andrews. Oberflächlich betrachtet bereitet er sich auf die Basketball-Testspiele vor, wie jeden Winter. Doch darunter brodelte es und sein Leben war ein Chaos nach dem unerwarteten Besuch der Bunderbehörde. Unterdessen bereitet die Stadt sich darauf vor, den Gründervater zu ehren, General Augustus Pickens. “Miss Adams, Augen bitte nach vorne.“, verwarnte meine Lehrerin mich. Entschuldigend schloss ich den Laptop und blickte zu Cheryl, die gelangweilt vor der Leinwand stand, um ihren Vortrag zu halten. Der Beamer projizierte ein Bild auf die Leinwand, das ein paar Männer auf Pferden darstellte. Daneben ein paar Bauern. “Danke Mrs Huggley.“, sagte Cheryl, “Wie ich gerade sagte, ehren wir auch wieder in diesem Jahr General Pickens, doch nur wenige kennen die Wahrheit.“ Cheryl wechselte das Bild. “Dass es mein Ur-Ur-Ur-Großvater Colonel Barnabas B. Blossom war, der die Siedlung von General Pickens finanzierte. Ein Garten Eden am Sweetwater River, wo die Ahornbäume höher wachsen als die Kirchtürme von Europas höchsten Kathedralen. Deshalb reiche ich jedes Jahr eine Petition zur Umbenennung des Pickens Day ein.“ Genervt verdrehte ich die Augen und dankte Gott dafür, dass es zum Unterrichtsschluss klingelte. Schnell packte ich zusammen und verließ den Raum.

Am nächsten Morgen begab ich mich in den Aufenthaltsraum der Schule, um die anderen zu treffen. Betty erzählte uns von ihrem Bruder, den sie mit ihrer Mum gefunden hatte. Veronica hielt gerade Bettys Handy in der Hand und schaute sich ein Bild von ihm an. “Wow, er ist ziemlich attraktiv für einen aus dem Elendsviertel.“, meinte sie. Kevin zog ihr das Telefon aus der Hand.
“Ja, er ist echt heiß. Irgendwie kommt er mir bekannt vor.“
“Von deinen Abenteuern im Wald?“, fragte ich schmunzelnd und setzte mich neben ihn.
“Keine Ahnung. Aber vielleicht können wir den Hottie ja mal persönlich kennenlernen.“ Veronica und ich lachten leicht.
“Tshick gewöhnt sich noch ein. Ich will, dass er mir vertraut, aber meine Mum behandelt ihn, als wäre er zehn und mein Dad verhält sich, als wär er ein Teufelssohn.“, erzählte Betty.
“Naja, ich habe eine großartige Idee.“, begann Veronica, “Bring den Süßen zum Pickens Day mit und wir lernen ihn alle kennen. Ihr kommt doch alle, oder?“ Veronica sah erwartungsvoll in die Runde.
“Nein. Denn die Serpents wurden nicht eingeladen.“, warf Jughead schnippisch ein.
“Die Serpents wurden ausdrücklich von uns gebeten.“
“Ja, um für die Sicherheit zu sorgen. Als säßen wir alle im Snowpiercer Zug und die Serpents sind die, die die Kakerlaken essen.“
“Du musst ja nicht arbeiten, wenn du nicht willst.“
Genervt sah ich Kevin und Betty an, die ebenfalls die Augen rollten. Als Jughead Toni entdeckte, nahm er seine Sachen und stand auf. “Wie sagt man so schön, der Schaden ist bereits angerichtet. Wir sehen uns später.“
“Na, Pläne mit Toni?“, fragte Betty und klang dabei ein wenig eifersüchtig.
“Ja, ich interviewe ihren Grandpa für meinen Zeitzeugenvortrag. Der älteste lebende Serpent.“, entgegnete Jughead und ging. Betty sah ihm nach. Es schien, als mache sie sich Sorgen.

Nachdem Kevin mir erzählt hatte, woher er Tshick kannte, staunte ich nicht schlecht. Er war ein Webcam-Boy, daher kannte er ihn auch. Im Blue-and-Gold-Büro erzählte er mir auch noch, dass Archie nun zum Ringen gehen würde. “Es hat sich so gut angefühlt, Sierra. Archie hat vielleicht den Körperbau eines 70er Jahre Pornostars, aber das heißt nicht, dass er ringen kann.“
“Apropos Pornostars.“, unterbrach Betty uns und kam ebenfalls in den Raum.
“Du hast dich gestern Abend im Webcam-Labyrinth verirrt.“, bemerkte Kevin, was mich zum Lachen brachte.
“Es ist faszinierend. Ich hab Tshick zu uns gebracht, um meiner Mum zu helfen, ohne zu wissen, wer er ist und jetzt erfahre ich, er hat eigentlich 'ne multiple Persönlichkeit und er arbeitet online. Wie kann ich mit ihm darüber sprechen? Soll ich es überhaupt ansprechen?“ Während ich ein paar Zettel sortierte, hörte ich meiner besten Freundin aufmerksam zu. Wer wusste schon, was dieser Tshick für ein Typ war. Vielleicht war er ja gefährlich. “Hey, ähm stör ich euch?“, fragte Jughead, nachdem er geklopft hatte.
“Ja, irgendwie schon.“, sagte ich, doch Betty verneinte sofort. “Nein.“ Verwirrt blickte ich Kevin an.
“Ich wollte nur etwas mit euch durchgehen, ich komm später wieder.“
“Nein, nein, nein. Schon gut.“, sagte Kevin und verließ den Raum. Erwartungsvoll sahen wir Jughead an.
“Übrigens, ich steh total auf Kevins neue Klatsch-Kollumne, Leute.“, begann er schmunzelnd.
“Die Leser lieben sie.“, witzelte ich und lehnte mich an den Tisch.
“Und die Leere, die du leider hinterlassen hast, mussten wir füllen.“, fügte Betty hinzu.
“Ich arbeite übrigens grad an einer Story. Hier.“ Jughead reichte uns einen Hefter. “Ich hab Tonis Großvater für den Geschichtsunterrichtskurs interviewt und der hat ein paar heftige Dinge über General Pickens gesagt. Danach hab ich weiter recherchiert. General Pickens wurde angeheuert von Barnabas B. Blossom, um den Oktena-Stamm zu vertreiben. Er hat sie getötet. 400 unschuldige Männer, Frauen und Kinder.“ Geschockt schaute ich den Jungen vor uns an.
“Oh Gott, das ist ja furchtbar.“, sprach Betty meinen Gedanken aus.
“Und um noch Salz in die Wunde zu streuen, wird den Nachfahren des Stammes, den Serpents, die Luft zum Atmen abgeschnürt. Tonis Großvater lebt in einem Wohnwagen, der so groß ist wie 'ne Besenkammer. Und Hiram Lodge will diesen Mörder ehren statt Wiedergutmachung zu leisten. Ich finde, das ist 'ne Story, die wir erzählen sollten.“ Zustimmend nickte ich.
“Wir wär's denn mit einer Stellungnahme von Hiram Lodge?“, schlug Betty vor und gab ihm den Hefter zurück. Jughead sah sie einfach nur an. Was auch immer es war, irgendwas lag zwischen ihnen in der Luft. Es war noch lange nicht vorbei mit ihnen.

Der Pickens Day war eine Tradition meiner Familie. Jedes Jahr feierten wir diesen Tag, um als Familie in der Öffentlichkeit aufzutauchen. Als Kind hatte ich es geliebt, etwas mit meiner Familie zu unternehmen. Damals war alles viel einfacher. Meine Mutter war nicht der Feind. Doch dieses Mal wollte ich mit meiner Familie gesehen werden. Für einen Tag wollte ich, dass alles normal war. Mein Onkel Calvin war ebenfalls mit dabei, obwohl mein Vater mittlerweile wieder arbeiten durfte. Er sagte, den Pickens Day würde er nicht verpassen. “Ich vermisse Riverdale.“, sagte Onkel Calvin lächelnd. “Ich hatte vergessen, wie schön es hier ist.“
“Ja, abgesehen von den Ereignissen hier und der Tatsache, dass Barnabas B. Blossom 400 Unschuldige umgebracht hat und Cheryl auch noch will, dass wir ihn ehren.“, entgegnete ich.
“Sierra, musst du immer so negativ sein?“, fragte meine Mutter etwas genervt. Sie hasste es, wenn ich die Wahrheit aussprach. So als würde sie nicht existieren, wenn man sie tot schweigt.
“Anne, ich bitte dich. Wenn Sierra ihre Meinung sagen will, dann soll sie das tun.“, verteidigte Onkel Calvin mich. Lächelnd sah ich ihn an.
“Können wir einen Tag verbringen, ohne uns zu streiten?“, warf mein Vater ein. Vor dem Pavillion des Pickens Parks blieben wir stehen. Mein Blick blieb an Mr Andrews hängen, der vor dem Mikro stand. “Hallo Riverdale. Einen fröhlichen Pickens Day.“, sagte er lächelnd. Die Leute applaudierten ihm. “Im Namen von Lodge Industries und Andrews Constructions freuen wir uns den Tag mit einer neuen Variante eines alten Klassikers zu starten. Hier sind Veronica und die Pussycats.“ Lächelnd applaudierte ich und sah zu, wie Veronica und die anderen Mädels bis auf Josie nach vorne gingen. Schien als hätte Veronica Josie ersetzt. Die Mädels begannen einen Song zu singen, doch schnell wurde ich durch etwas anderes abgelenkt. Die Serpents drängten sich mit Schildern durch die Menge. Unter ihnen Jughead. Ihre Münder waren mit Klebeband zugeklebt. Veronica und die Pussycats hörten augenblicklich auf zu spielen. “Wir repräsentieren die zum Schweigen gebrachten und die Toten. Der Pickens Day ist eine Lüge. General Pickens hat den Oktena-Stamm massakriert. Die Familie meines Großvaters. Und dieses Land, das Land, auf dem wir hier stehen, das Land, auf dem eine neue Southside entsteht, wurde ihnen weggenommen. Wir können sie nicht zurückholen, aber wir können und haben die Pflicht ihnen die Ehre zu erweisen.“, sprach Toni in ein Megafon. Beeindruckt sah ich sie an. Sie war mutig genug sich hier vor allen hinzustellen und die Wahrheit auszusprechen. Hiram Lodge begab sich augenblicklich Richtung Pavillon und stellte sich vor das Mikro. “Hört mal, Leute. Ich finde, wir können alle stolz sein in einem Riverdale zu wohnen, wo junge Menschen für Gerechtigkeit einstehen. Wo eine junge Frau das Vermächtnis und die Ehre ihres Großvaters verteidigen kann. Wo wir das lebende Vermächtnis der Oktena feiern können, die dazu beitragen, dass unser Leben so vielfältig ist hier in Riverdale. Das ist die Southside. Und bald auch SoDale. Das ist doch wohl einen Applaus wert, hab ich recht?“, sprach Hiram Lodge, woraufhin alle applaudierten. “Ja, genau. Was sagt ihr, Leute?“ Mein Blick wanderte zu Betty, die verwirrt aussah. Genau so wie ich.
In dieser Nacht wurden Pläne geschmiedet, Bündnisse geschlossen und ein furchtbares Verbrechen begangen. Jemand hatte den Kopf der Pickens Statur abgeschlachtet. Und so wurde der Bürgerkrieg in dieser Stadt von einer möglichen Variante zu einer unvermeidlichen.

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