Geschichten aus der Schattenwelt

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Bürger von Riverdale,
ich habe die Stadt von den Drogen dealenden Kindermörder befreit und anderen seines gleichen. Ihr entscheidet über euer Schicksal. Die nächsten 48 Stunden werden ein Test sein und ich beobachte euch ganz genau. Meine Arbeit ist beendet, wenn ihr mir zeigt, dass ihr reinen Herzens seid. Sündigt ihr weiter, werde ich wieder zum Schwert greifen.
Das war der Brief, den Black Hood an Pop Tates Chock'lit Shoppe gehängt hatte. Ich dachte, ich hätte ihn überlistet, wäre ihm einen Schritt voraus gewesen, aber das war ich nicht. Black Hood machte nun Jagd auf alle von uns. Robert Phillips wurde in der Nacht ermordet, in der er ins Gefängnis kam. Black Hood hatte es irgendwie geschafft. “Leute, ich mach mir Sorgen um meinen Dad. Alle wenden sich gegen ihn. Er gibt sein bestes unter den verrückten Umständen, aber diese Black Hood Sache geht ihm unter die Haut.“, erzählte Kevin uns in der Schule. “Wie genau sieht das aus?“, fragte Veronica.
“Ja, was macht er, Kevin?“, fragte auch Betty.
“Er schläft nicht mehr. Er isst nicht. Er stöbert zu schrägen Zeiten im Haus herum und führt Selbstgespräche. Er fährt mitten in der Nacht weg.“
“Was denkst du, was er da macht? Wo fährt er hin?“, fragte ich verwirrt.
“Ich weiß nicht, aber was es auch ist, er ist irgendwie ein anderer Mensch.“, meinte Kevin. Dann ging er bedrückt den Gang entlang. “Armer Kevin. Er ist wie die Figur aus einem tragischen Tennesse Williams Stück.“, warf Veronica ein.
“Veronica, ich hab eine Theorie.“, fing Betty an, “Über Sheriff Keller.“
“Die hab ich auch. Es ist offensichtlich.“
“Er ist Black Hood.“, sagte Betty.
“Er hat 'ne Affäre.“, entgegnete Veronica. Verwirrt sah ich die beiden an.
“Was?“, fragte Veronica entsetzt, “Soll das ein Scherz sein?“
“Ich wünschte, es wär so.“, seufzte Betty.
“Was für ein verrücktes Netz du dir auch spinnst, Betty, ich erklär dir mal was. Sheriff Kellers Frau ist weg, er versagt in seinem Job, er sucht nach einem Partner, schleicht herum. Alles deutet auf Betrug hin.“, erklärte Veronica.
“Also, ich weiß nicht. Vielleicht hat er ja 'ne Affäre und ist Black Hood.“, warf ich ein.
“Seit wie vielen Jahren kennt ihr jetzt Kevins Dad?“, fragte Veronica.
“Denk doch mal nach. Black Hood hat Mr Phillips in einer Zelle getötet, auf der Wache des Sheriffs, dafür gibt es keine Erklärung.“, sagte Betty und ich stimmte ihr zu. Wobei ich mir nicht vorstellen konnte, wie Mr Keller jemanden kaltblütig ermordete.
“Betty, Kevin braucht jetzt unsere Freundschaft, nicht deine grundlosen Verdächtigungen. Keine Sorge, meine Intuition sagt mir, er hat 'ne Affäre. Ich werd's euch schon noch beweisen.“, sagte Veronica und ging. Doch Betty und ich verfolgten einen anderen Plan.

Betty und ich begaben uns auf das Revier von Sheriff Keller. Wir taten so, als würden wir einen Artikel über Mr Phillips schreiben. “Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehemn. Wie gesagt, wir schreiben einen Folgeartikel über Mr Phillips.“, erklärte ich.
“Es freut mich, wenn ich euch helfen kann.“, erwiderte Sheriff Keller.
“Wie kam Black Hood an den Sugarman, Sheriff?“, fragte Betty, “Ich mein, direkt hier auf der Wache.“
“Er ist eingebrochen. Ich war auf Patrouille und der stellvertretende Deputy ist eingeschlafen.“
“Aber hier einzubrechen, das erscheint mir...“, begann ich.
“Unglaublich mutig?“, beendete Sheriff Keller meinen Satz.
“Naja, hier, seht euch das mal an.“, sagte Mr Keller und reichte uns ein Foto. Es war die Tür, die aufgebrochen wurde. “Black Hood hat die Tür von außen aufgestemmt. Und dann ist er, naja... los kommt. Ich zeig's euch. Ich bring euch zu den Arrestzellen, wo er Phillips erschossen hat.“ Sofort standen wir auf und folgten Mr Keller zu den Zellen. “Wir haben Schuhabdrücke und Videoaufnahmen gesichert. Alles was wir konnten, um das Monster zu fassen, aber am meisten regt mich auf, dass es in meiner Abteilung passiert ist. Unter meiner Aufsicht.“ Betty und ich sahen uns alles an. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass Mr Keller Black Hood war. Im Gegensatz zu Betty. Als wir bei ihr im Zimmer waren, rief Veronica an, um mit ihr zu sprechen. “Du übernachtest bei Kevin? Mitten in unseren Ermittlungen?“, fragte sie entsetzt. Veronica schien ihr zu antworten, denn Betty machte eine Pause. “Du schnüffelst also rum, um zu beweisen, dass Sheriff Keller eine Affäre hat? Kannst du bitte die Suche nach Beweisen dafür, dass Sheriff Keller Black Hood ist auch auf deine Liste setzen? Fang in seinem Arbeitszimmer an.“ Es folgte eine Pause. “Okay, dann sieh im Keller nach.“ Abwartend sah ich Betty an. “Veronica, sieh einfach nur nach, ob dir was ins Auge fällt. Hey, V.“ Dann legte Veronica einfach auf. Verwirrt sah Betty mich an. “Sie hat einfach aufgelegt.“, sagte sie. Seufzend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen.

“Ich hab gesehen, wie sich Kevins Dad mitten in der Nacht weggeschlichen hat. Als er nach Hause kam, war es vier Uhr früh.“, erzählte Veronica uns im Pop's.
“Hier“, sagte Betty und reichte Veronica die Zeitung. Drogensüchtiger tot auf Gleisen der Southside gefunden war die Überschrift auf der Titelseite. “Ein toter Jingle-Jangle Junkie wurde heute Morgen auf den Gleisen gefunden.“
“Hier steht, der Kerl wurde von einem Zug angefahren.“, entgegnete Veronica.
“Ja, weil er davon gestoßen wurde. Von Sheriff Keller.“
“Oder er ist vor den Zug gestolpert.“, warf ich ein, “Betty, das beweist nichts. Sheriff Keller ist kein Monster. Ich will auch wissen, wer Black Hood ist, aber Sheriff Keller ist es nicht.“
“Nein, denkt doch nur an die verschlossenen Türen in seinem Haus. Wieso, huh?“, fragte Betty.
“Damit er Privatsphäre hat. Hör zu, Betty. Verwechseln wir nicht den Wunsch nach einer Lösung für dieses Rätsel mit der echten Wahrheit. Es ist immerhin Kevins Vater, über den wir hier reden.“, erklärte Veronica. Betty seufzte auf.

Um zu beweisen, dass Sheriff Keller Black Hood war, brach Betty bei den Kellers ein. Sie hatte es für mich getan. Um Black Hood zu schnappen, damit er mich in Ruhe ließ, aber um ehrlich zu sein hatte er mich seit dem letzten Vorfall nicht mehr angerufen. “Ich weiß, du denkst, ich wär verrückt, aber Veronica hat ihn doch selbst rausschleichen sehen. Er verbirgt irgendwas.“, erzählte sie mir am Telefon.
“Ok, Betty. Ich bin dabei. Ich tu es für Kevin. Und ich werd dich im Auge behalten.“, sagte ich. So kam es, dass wir zu zweit im Auto saßen und das Haus der Kellers beobachteten. “Siehst du, da.“, sagte Betty und deutete auf Mr Keller, der eine Tasche in seinen Truck packte. Er startete den Motor und fuhr los. “Na, wo wollen Sie jetzt hinfahren, Sheriff...“, murmelte Betty und folgte ihm dann. Letztendlich kamen wir an einem Motel an, was mich ziemlich wunderte. “Da ist er.“, sagte Betty und nickte in die Richtung, in der Mr Keller aus seinem Wagen ausstieg. “Was macht er da?“, fragte ich verwirrt.
“Das ist sicher seine Mordtasche.“ Betty zückte ihr Handy, um Fotos zu machen.
“Seine was bitte?“, fragte ich entsetzt.
“Er wird gleich was furchtbares machen. Sein nächstes Opfer könnte gerade in diesem Zimmer sein.“
“Rufen wir die Polizei?“, fragte ich, doch Betty war schon ausgestiegen. Fluchend stieg ich auch aus und folgte meiner blonden Freundin. Sheriff Keller klopfte an eine Tür. Mein Mund öffnete sich automatisch, als ich sah, dass er die Bürgermeisterin küsste. Veronica hatte recht gehabt. Er hatte eine Affäre.

“Ich fass es nicht. Ich bin schockiert.“, sprach Betty meine Gedanken im Pop's aus. Zustimmend nickte ich.
“Ja, ich auch. Meine weibliche Intuition hat mir gesagt, der Sheriff hat eine Affäre. Aber Bürgermeisterin McCoy?“, entgegnete Veronica.
“Riverdales Liste aus Sündern wird echt immer länger.“, stellte ich seufzend fest.
“Hey, da sind die Jungs. Seht mal. Wollen wir sie fragen, ob sie sich zu uns setzen?“, fragte Veronica. Jughead und Archie bemerkten uns nicht und setzten sich an einen der Tische hinten. “Andererseits sieht's so aus, als wenn sie nicht gestört werden möchten.“
“Leute, wie sollen wir denn Kevin davon erzählen?“, fragte Betty unsicher.
“Ich glaube, das lassen wir.“, sagte ich schlicht. Als ich Bettys Blick bemerkte, verdrehte ich die Augen. “Hey, das ist eins der Geheimnisse, die wir für uns bewahren. Ist zu seinem besten. Lassen wir ihn in dem Glauben, sein Dad ist ein guter Kerl.“ Veronica nickte.
“Ja, sie hat recht, B.“, sagte sie. Ich trank von meinem Milchshake und blickte nach draußen.
“Er war gerade am Telefon.“, begann Pop plötzlich zu sprechen, “Dieser Black Hood.“ Entsetzt stand ich auf und sah ihn an. “Wir haben alle bei seinem Test versagt. Und sind alle Sünder. Und der Tag der Abrechnung naht.“

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