"Oh mein Gott." Das waren die ersten Worte, die Kevin zu mir sagte, als er mich in einem hellblauen Jeanskleid und braunen Stiefeln in der Schule sah. Das ganze kommentierte ich einfach mit einem Augenrollen. Immerhin war es jetzt auch nicht so unfassbar spektakulär, dass ich ausnahmsweise mal nicht schwarz trug. "Hat das zufällig irgendwas mit Bettys heißem FBI Bruder tu tun?"
"Natürlich nicht.", entgegnete ich sofort und machte mich direkt auf den Weg zum Aufenthaltsraum.
"Wieso siehst du dann nicht mehr aus wie eine Emoprinzessin, sondern wie eines von Heidi Klums Models. Verdammt, ich wusste, du hast schöne Beine, aber jetzt sieht man sie sogar." Kevin musterte mich und pfiff anerkennend, wofür er einen Schlag von mir auf dem Arm erntete.
"Hör jetzt auf. Ich habe nur meinen Look geändert, nicht meine Persönlichkeit." Mit einem leisen Murren betrat ich den Aufenhaltsraum und legte meine Tasche ab, bevor ich mich auf den Sessel fallen ließ. Wirklich jeder meiner Freunde starrte mich an. Jughead hatte sogar aufgehört sein Essen zu kauen, was sehr selten vorkam. "Was?", entfuhr es mir.
"Sieh an, Sierra ist jetzt heiß.", merkte Veronica an und musterte mich grinsend.
"War ich vorher hässlich oder was?", erwiderte ich bissig und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Ihre Schlagfertigkeit hat sie aber nicht verloren.", meinte Jughead schmunzelnd.
"Wo sind deine Sachen?", fragte Archie mich verwundert.
"Hab ich verbrannt.", antwortete ich, woraufhin ich wieder entgeisterte Blicke bekam. Was war nur los mit meinen Freunden? "War ein Witz.", warf ich hinterher. "Das sind meine Sachen, okay? Ich hab sie nur jahrelang in einem Karton auf dem Dachboden versteckt. Sogar das rosa Shirt von Betty, das sie mir zum 15. Geburtstag geschenkt hat." Betty lachte etwas und schüttelte den Kopf.
"Unglaublich, dass du das noch hast."
"Tja, ich hatte mich zwar irgendwann entschieden schwarz zu tragen und jeden Tag eine Beerdigung zu feiern, aber ich bin kein Mensch, der Dinge wegwirft."
"Stimmt.", kam es von Archie. "Du hast sogar noch diesen alten Teddy, den ich dir mal zu Weihnachten geschenkt habe."
"Er hat zwar nur noch ein Auge, aber er schlägt sich tapfer." Wir beide mussten lachen. "Im Ernst, Leute. Ich hab es satt ständig gegen irgendwas anzukämpfen. Die Farbe Schwarz hatte ich damals angefangen zu tragen, weil meine Mum aus mir eine Puppe machen wollte. Zumindest hab ich das immer geglaubt. Doch jetzt verbinde ich damit nur noch meine Vergangenheit, die aus Blackhood besteht. Ich will es hinter mir lassen. Also hört auf mich anzustarren, als sei ich verrückt."
"Ich finde es gut.", meinte Veronica lächelnd. "Eine ganz neue Sierra."
Zustimmend nickte ich.
"Ganz genau.""Was hast du rausgefunden, Charles?", fragte Betty ihren Bruder nervös. Nachdem Betty erzählte, dass Polly eine Krankenschwester angegriffen hatte und ihre Mum wie in Trance beinahe Betty mit einem Messer aufgeschlitzt hatte, beschlossen wir herauszufinden, was los war.
"Unsere Vermutung war richtig. Die Anrufe, die Polly und Alice bekommen haben kommen vom selben Ort. Dem Shengshaw Gefängnis." Charles reichte Betty einen Zettel, während mir ein Schauer über den Rücken lief. Calvin war in diesem Gefängnis gewesen. Mir entging nicht, dass Charles mich irgendwie seltsam ansah. Leider konnte ich mir das nur nicht erklären. Statt etwas zu sagen, senkte ich einfach den Kopf und vermied es ihn anzusehen.
"Irgendjemand hat irgendwas gesagt, was auch immer, das Mum und Polly in einen tranceartigen Zustand gebracht hat, was sie zu killern macht. Als wären sie hypnotisiert.", erklärte Betty aufgeregt.
"Ja, ich dachte dasselbe.", entgegnete Charles und wandte seinen Blick von mir ab.
"Und Charlie, wer benutzt auditive Cues und Hypnose, um seine Anhänger zu kontrollieren? Die Farm. Edgar mag vielleicht tot sein, aber seine liebeskranke Lakaie Evelyn nicht. Sie ist im Gefängnis. Ist das Gefängnis zufällig Shengshaw?"
Charles nickte langsam. Wie es aussah würde Betty Evelyn einen Besuch abstatten. Entschlossen lief sie an mir vorbei durch die Tür, während ich wie angewurzelt stehen blieb.
"Denkst du, es ist eine gute Idee, wenn sie jetzt zu Evelyn rennt?", fragte ich neugierig und zog eine Augenbraue nach oben.
"Sie ist ein großes Mädchen. Sie weiß, was sie tut."
"Wenn das doch nur jemand über mich sagen würde.", sagte ich murmelnd, was Charles leise auflachen ließ.
"Geht es dir eigentlich gut?"
Verdattert schaute ich auf.
"Ja, was soll die Frage?"
"Du siehst... Irgendwie anders aus."
Daher wehte der Wind.
"Wieso ist das für alle so schräg?" Frustriert ließ ich mich auf einen der Stühle senken. Als würde das das achte Weltwunder sein. Charles lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Vielleicht weil sie was anderes von dir gewohnt sind.", gab er schmunzelnd von sich.
"Und deshalb müssen mich alle ansehen als wär ich die Hauptattraktion im Zirkus?" Genervt erhob ich mich und setzte zum Gehen an.
"Sierra, ich wollte nicht... Ich wollte damit nicht sagen, dass..."
"Schon gut.", murmelte ich. "Du musst nichts weiter sagen."
"Du siehst hübsch aus."
Mein Herz setzte einen Moment aus. Abrupt blieb ich stehen. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um. Was hatte er gerade gesagt? Mein Mund öffnete sich leicht, doch ich bekam kein einziges Wort heraus. Charles bemerkte das und sprach weiter. "Ich meine, du warst vorher auch hübsch. Keine Frage. Im Grunde ist es egal, was du anhast." Ich bewegte mich immer noch nicht. Und ich wusste nicht mal, wieso mich seine Worte so aus der Bahn warfen. Es war nur Charles, der es sagte, Bettys Halbbruder. Charles schloss kurz seine Augen und atmete aus. "Sorry, ich rede wahrscheinlich gerade zu viel. Alles, was ich sagen wollte war..."
"Danke.", fiel ich ihm ins Wort. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Charles erwiderte das Lächeln sanft."Tja vor dem dritten Mal bin ich abgehauen, aber was zum Teufel würde passieren, wenn ich das Triggerwort dreimal höre?", fragte Betty aufgeregt, als sie von ihrem Besuch bei Evelyn zurück war. "Würde es mich aktivieren? Würde ich mich selbst töten wollen?"
"Es gibt nur einen Weg das rauszufinden.", entgegnete Charles ernst. "Versuchen wir es jetzt."
Entsetzt weitete ich meine Augen.
"Tangerine.", begann Charles, was mich gespannt zu Betty schauen ließ. "Tangerine. Tangerine." Nichts passierte.
"Das versteh ich nicht.", meinte ich verwundert und sah zwischen Bruder und Schwester hin und her.
"Tja, es ist nichts passiert. Vielleicht weil du schon Betty bist.", sprach Charles seine Gedanken aus, doch dahinter musste doch mehr stecken.
"Die gute Nachricht ist, du bist offiziell keine tickende Zeitbombe."
Erleichtert atmete ich aus und lehnte mich zurück. "Na ein Glück.", murmelte ich und sah Betty an. Doch diese schien auszusehen, als wüsste sie nicht, ob das wirklich so gut war.Auch wenn Betty nichts passiert war, schien es so, als hätten mich diese Worte, die Charles dreimal gesprochen hatte doch irgendwie berührt. Denn sobald ich zu Hause war, und meine Haustür anstarrte, sah ich mich, wie ich meine Katze tötete. Deshalb bat ich Charles noch am selben Abend zu mir zu kommen. Und das tat er. "Das war gruselig, Charles.", begann ich. "Als ich die rote Tür sah, da war ich weg. Ich war wie in Trance, wieso?"
"Möglicherweise eine Kombination aus Trigger und Rückkehr an einen bekannten Ort.", vermutete Charles und runzelte nachdenklich die Stirn.
"Ich habe gesehen, wie ich Caramel töten wollte. Du weißt schon, meine Katze von früher. Ich denke, da wurde der düstere Teil von mir geboren."
"Wenn das stimmt, wenn du zu dem Ort der düsteren Sierra zurückkehren und es stoppen kannst, würdest du im Grunde..."
"Ich könnte mein Schatten-Ich töten, bevor es geboren wurde.", beendete ich den Satz und atmete aus.
"Willst du es versuchen?", fragte Charles mich vorsichtig.
Zögerlich nickte ich und setzte mich auf dem Sofa auf.
"Tangerine. Tangerine. Tangerine.", sprach Charles. Ich schloss die Augen und tatsächlich fühlte es sich so an, als wäre ich in der Vergangenheit. Meine Beine bewegten sich wie von selbst aus dem Haus nach draußen, wo mein früheres Ich vor Caramel hockte und nach einem Stein griff.
"Warte!", rief ich und nahm ihr den Stein weg. "Ich nehm ihn dir ab.".
"Aber was soll ich denn jetzt tun?", fragte mich das kleine Mädchen.
"Geh einfach spielen.", antwortete ich schlicht.
"Wirklich? Ich kann spielen gehen?"
"Ja, geh ruhig.", sagte ich lächelnd und sah wie das Mädchen davon lief. Ich öffnete meine Augen und sah Charles erschrocken an.
"Sierra?", fragte er besorgt und schaute mir in die Augen.
"Ich bin nicht sicher, aber ich denke, ich hab es geschafft.", teilte ich ihm erleichtert mit und lachte leicht.
"Das sind gute Neuigkeiten.", meinte Charles fröhlich und umarmte mich. Völlig überrumpelt davon legte ich nur zögernd meine Arme um ihn. "Jetzt wird alles gut. Ich weiß es."
Mich beschäftigte dennoch, warum es bei Betty nicht angeschlagen hatte. Es sei denn, sie verschwieg es mir nur. So wie ich meine Serienkiller-Gene verschwieg.Cheryl hatte Jasons Leiche die ganze Zeit in ihrem Haus versteckt, was mehr als einfach nur gruselig war. Doch nun wollte sie endlich damit abschließen und Jason gehen lassen, weshalb wir uns am Sweetwater River versammelt hatten, um endgültig Abschied zu nehmen. Jason lag in einem Holzboot, von dem ich reichlich Abstand nahm. "Danke, dass ihr alle gekommen seid.", sprach Cheryl in ihrem weißen Kleid, das sie auch damals trug, als sie mit ihrem Bruder über den See gerudert war. "Ihr wart auch das letzte Mal hier an diesem Fluss, als ich versucht hab mir das Leben zu nehmen. Es ist nur fair, dass ihr jetzt auch hier seid. Mit meiner lieben Toni, wenn ich Jason endlich beerdige, so wie er es verdient hat." Weinend trat Cheryl ans Feuer und zündete einen Stock an, um damit Jason in Brand zu setzen. Archie und Jughead traten heran, um das Boot treiben zu lassen. Die Strömung nahm ihn mit, während Toni Cheryl versuchte zu trösten. "Er war ein guter Bruder, Toni. Ich wünschte, du hättest ihn kennengelernt.", weinte Cheryl.
"Ich weiß.", erwiderte Toni leise und schloss ihre Freundin in die Arme.
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Riverdale
FanfictionRiverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es mal war. Ein Mörder weilt unter den Menschen in Riverdale. Außerdem mischt die...