Ich wollte Archie ein wenig erschrecken, also betrat ich leise den Boxclub und schlich durch den Gang. Seit wir ein Paar waren, ging es mir irgendwie besser. Das einzige Problem war, dass ich nicht wusste, wie ich es Veronica beibringen sollte. Als ich Archie fegen sah, kicherte ich leise. "Bist du jetzt hier der Manager, Archie?", fragte ich und ging auf den Rotschopf zu. Archie schüttelte belustigt den Kopf. "Eher der Hausmeister. Bin gleich fertig. Ich dachte, wir gehen noch ins Pop's was essen oder so."
"Perfekt. Ich hab riesen hunger.", erklärte ich und hielt mir den Bauch. Plötzlich nahm ich ein Geräusch war, was mich aufhorchen ließ. Eigentlich dachte ich, Archie und ich wären allein. Doch das waren wir wohl nicht. "Was war das?", fragte ich. Archie legte seinen Finger auf den Mund und deutete mir an leise zu sein. Vorsichtig ging er auf eine Tür zu und hielt sein Ohr dagegen. Dann stieß er sie mit dem Besen auf. Doch im Raum befand sich nur ein Junge. "Oh mein Gott...", murmelte ich. In der Hand hielt der Kleine ein Feuerzeug, um den Raum zu beleuchten. "Was zum Teufel suchst du hier und wer bist du?", fragte Archie aufgebracht. Sofort hielt ich ihn zurück und sah ihn an. So kannte ich ihn gar nicht. "Archie. Ganz ruhig, ja?" Ich schaute zu dem Jungen, der abwechselnd zwischen uns hin und her sah. Er musste Angst haben. "Hey, wie heißt du?", fragte ich ihn lächelnd.
"Ricky.", antwortete der Junge ängstlich.
"Ricky, hast du hunger?"
"Ja, hab ich."
Zusammen mit dem Jungen gingen wir ins Pop's und spendierten ihm einen Burger. So wie er ihn verschlang musste er ewig nichts mehr gegessen haben. Ich verspürte Mitleid mit ihm. "Und äh, Ricky... Wo sind denn deine Eltern?", brach ich die Stille.
"Weiß nicht. Ich kenn sie nicht.", sagte Ricky mit vollem Mund.
"Seit wann versteckst du dich in diesem Schrank?", fragte Archie.
"Keine Ahnung. Paar Wochen."
"Ricky, können wir jemanden anrufen? Jemanden aus deiner Familie?", fuhr ich fort.
"Nein, ich... Ich hab echt niemanden.", erklärte er. Ich beugte mich zu Archie und sah ihn an. "Vielleicht rufen wir Betty an.", sagte ich leise. "Sie kennt Leute vom Jugendamt. Die wissen, was-" Doch bevor ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte, stand Ricky auf und rannte davon. Sofort lief Archie ihm nach und hielt ihn fest, damit er stehen blieb. Als ich bei den beiden ankam, sah ich die Panik in den Augen des Jungen. "Hey, was ist denn los?", fragte Archie.
"Ihr dürft das Jugendamt nicht anrufen.", teilte er uns mit.
"Okay", meinte ich verwirrt. "Wieso nicht?"
"Weil sie... Sie haben mich da hingebracht. In dieses Heim. Ich will da auf keinen Fall wieder zurück."
"Okay, wie heißt es?", hakte ich nach.
"Das Santa Lucia Heim."
"Haben sie dir da was angetan?", bohrte Archie weiter nach. Der Junge hob seinen Ärmel, ohne zu antworten. Meine Augen weiteten sich geschockt, als ich das Brandzeichen sah, das mir sehr bekannt vorkam. "Das ist das selbe Brandzeichen...", begann ich.
"Dass ich im Leopold bekommen habe, ja.", beendete Archie meinen Satz. "Okay, Ricky, wer hat das gemacht?"
"Es war so e ältere aus dem Heim. Sie haben da nicht gewohnt, aber waren oft da. Ich bin mal in der Nacht aufgewacht und da haben sie mich festgehalten und meinen Arm gebrandmarkt. Nach der Nummer bin ich aus dem Heim abgehauen.", erzählte der Junge uns. Archie und ich tauschten Blicke.Archie brachte den Jungen zu sich nach Hause, um ihn in der Garage wohnen zu lassen. So lange wir nicht wussten, was wir mit dem Jungen machen sollten, kümmerten wir uns um ihn. "Wie läufts an der Heimatfront, B?", fragte Veronica neugierig im Aufenthaltsraum.
"Meine Mum versucht noch immer das Haus zu verkaufen. Ich versuch sie zu sabotieren, aber ist nur 'ne Frage der Zeit bis sie einen Ghoul findet, der in einem Haus des Todes wohnen will.", erklärte Betty uns.
Mein Blick blieb an Kevin hängen, der mit den Leuten von der Farm an uns vorbei ging. Er begrüßte uns nicht einmal mehr, was einfach nur seltsam war. Evelyn war manipulativ. Betty hatte mit allem recht gehabt. Irgendwas stimmte nicht mit der Farm. "Was ist denn mit Kevin los?", fragte Archie irritiert.
"Die Farm, Archie. Sie haben sich ihn gekrallt. Und als nächstes mein Haus.", klärte Betty ihn auf.
"Mein Angebot steht noch. Mein Trailer ist klein, aber du kannst gern bei mir übernachten.", schlug Jughead vor.
"Im Pembrook bist du auch immer willkommen, B.", fügte Veronica hinzu. Betty lächelte.
"Bei mir kannst du auch schlafen.", meinte Archie.
"Ja, bei mir eher nicht. Meine Eltern sind gerade nicht wirklich gastfreundlich, sorry.", sagte ich und spielte mit meinen Händen. Archie neben mir bemerkte es und griff nach meiner Hand. Veronicas Blick ruhte auf uns. Doch ich konnte ihn nicht deuten. "Ein obdachloser Junge wohnt schon in meiner Garage. Sein Name ist Ricky.", erzählte der Rotschopf unseren Freunden. "Er ist aus dem Heim abgehauen und hat sich im Boxclub versteckt. Da hab ich ihn gefunden."
"Das hab ich in der zehnten auch gemacht.", warf Jughead ein.
"Leute, er hat ein Brandzeichen auf seinem Arm. So eins wie der Direktor mir im Knast verpasst hat. Das heißt, er soll auch geopfert werden."
"Oh mein Gott...", murmelte Veronica.
"Spielt er denn G&G?", hakte Betty nach.
"Keine Ahnung. Ich hab ihn im Pop's gelassen."
"Archie, vielleicht rufst du Miss Weiss an. Wir kennen sie. Sie wird 'ne gute Familie für ihn finden.", meinte Betty. Und möglicherweise hatte sie ja auch recht damit. Auch wenn Ricky es nicht wollte. "Ja... Ja, schickst du mir ihre Nummer?", fragte Archie nach kurzem Überlegen. Betty nickte."Du und Archie, ja?", hörte ich die Stimme von Veronica in meinem Ohr, während ich an meinem Spind stand. Erschrocken sah ich sie an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Veronica winkte ab. "Schon gut. Du musst dich nicht erklären. Ich hab schon immer diese seltsame Verbindung gesehen."
"Also bist du nicht sauer?", hakte ich vorsichtig nach. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht.", meinte sie. Erleichtert atmete ich aus und schloss den Spind. "Ich hätte dir längst davon erzählen sollen, V. Es tut mir leid."
"Wie gesagt, es ist okay. Archie und ich sind ja nicht mehr zusammen." Veronica zuckte mit den Schultern. Gemeinsam liefen wir den Gang entlang. "Außerdem muss ich dir was beichten. Es gab einen Moment. Mit Reggie.", erzählte Veronica. Das kam allerdings ziemlich unerwartet.
"Reggie? Wirklich?", fragte ich geschockt.
"Es war nur ein Kuss, aber... Das war bevor Archie aufgetaucht ist."
"Also... Du liebst Archie noch, oder?", fragte ich zögerlich. Ich wollte diese Antwort nicht wirklich hören. Trotzdem war ich neugierig.
"Spielt keine Rolle. Das mit uns wird sowieso nie funktionieren." Veronica blieb stehen und sah mich an. "Außerdem liebt er dich." Tat er das wirklich? Vielleicht war ich nur eine Lückenfüllerin, weil er Veronica verloren hatte. "Schau nicht so, es ist wahr, Sierra. Dieser Kuss zwischen euch... Das war nicht einfach nur, weil ihr Angst hattet und einander brauchtet. Er wollte dich schon immer. Er wusste es nur nicht."
"Danke, V.", sagte ich leise und lächelte leicht. Auch Veronica lächelte. "Kein Typ steht unserer Freundschaft im Wege, Sierra. Keine Geheimnisse mehr, okay?" Veronica sah mich eindringlich an. Nervös schluckte ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebiltet hatte hinunter und nickte dann. "Keine Geheimnisse mehr.", log ich. Denn ein großes Geheimnis hatte ich immer noch. Eins, von dem nur Archie wusste.Während Betty versuchte mehr über die Farm herauszufinden, suchten Archie und Jughead nach Ricky, der plötzlich verschwunden war. Ein paar Schläger hatten ihn gejagt und ich hoffte, dass sie ihn nicht gefunden hatten. "Wir werden ihn finden, okay?", versuchte ich Archie in der Schule zu beruhigen. Seufzend schloss er den Spind und nickte. Doch wirklich überzeugt schien er nicht zu sein. Als Jughead auf uns zukam, wusste ich, dass etwas passiert sein musste. "Archie, Sierra, die meisten meiner Serpents suchen deinen Ricky. Aber an einem Ort sollten wir nachsehen. Und das ist das Gargoyle Hauptquartier." Ich tauschte ein paar Blicke mit Archie und nach der Schule befanden wir uns tatsächlich dort. Bewaffnet mit einer Taschenlampe betrat ich den verdeckten Ort. Mein Blick blieb an einer Wand hängen,auf der mehrere Namen standen, darunter auch der von Archie und von Ricky, nur dass alle anderen Namen durchgestrichen waren. "All diese Namen, sie wurden alle geopfert...", sagte ich leise.
"Wartet, Leute!", rief Jughead und leuchtete in eine Ecke. Dort versteckte sich jemand. "Ricky? Was zum Teufel machst du denn hier?", fragte Archie überrascht und zog ihn hervor. "Alles okay?" Ricky nickte.
"Ja. Ich bin hergekommen, weil ich wusste, dass sie weg sind."
"Die Gargoyles? Ja, genau.", meinte Jughead.
"Ich dachte, sie würden mich hier nicht suchen, aber das war falsch. Ich werde ihnen nie im Leben entkommen. Ich bin ihrem Tod geweiht. Das bedeutet doch dieses Symbol, oder? Und du hast es doch auch.", sprach Ricky aufgeregt.
"Ja, das... Es bedeutet Opfergabe. Aber das wird nicht passieren. Ich schwörs dir. Stimmt's Leute?" Archie sah uns eindringlich an.
"Ja.", sagte ich und blickte zu Jughead, der ebenfalls nickte.
"Keine Sorge, das ist richtig. Trotzdem sollten wir schnell hier weg.", fügte er noch hinzu. Zustimmend nickte ich.Ricky hatte uns alle angelogen. Er war eigentlich der kleine Bruder von Joaquin und arbeitete für die Gargoyles. Es war aber nicht seine Schuld. Auch er war ein Opfer des Spiels geworden. "Frische Farbe, ein paar Atombomben... Der Schuppen ist ein besseres Hauptquartier für die neuen besseren Serpents.", meinte Jughead, was mich etwas zum Lachen brachte. Nur Archie fand es gar nicht lustig. Bedrückt starrte er auf die Wand mit den Namen. "Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bleib weiterhin auf der Todesliste. Nehm ich mal kurz die Deckung runter, taucht jemand auf und versucht mich umzubringen. Ricky muss mich beschattet haben. Tagelang. Vielleicht sogar Wochen. Wann hat das ein Ende?" Fragend sah Archie uns an.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht musst du ja dem ganzen ein Ende setzen."
"Was? Meinem Leben?"
"Ich mein, das Griffins und Gargoyles Spiel, dass du offensichtlich noch spielst.", entgegnete Jughead ihm.
"Werdet ihr mir helfen?"
"Selbstverständlich.", sagte ich lächelnd. Archie legte lächelnd einen Arm um mich.
"Genauso wie ich.", kam es von Betty, die plötzlich auftauchte. "Wir sind für dich da, Archie."
"Du siehst ja so fröhlich aus.", meinte Jughead und gab seiner Freundin einen Kuss.
"Ja.", sagte Betty. "Ich denke, dass es mir jetzt schon viel besser geht."
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Riverdale
Fiksi PenggemarRiverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es mal war. Ein Mörder weilt unter den Menschen in Riverdale. Außerdem mischt die...