Mit Betty traf ich mich im Pop's, um über das zu sprechen, das ich bei den Proben vom Musical gebeichtet hatte. Wir saßen am Tresen, während Veronica ein paar Gläser sauber machte."Besteht nicht irgendwie die Chance, dass du in der Scheidung auch etwas gutes siehst?", fragte Betty mich.
"Ich versuch auch nur den Ansatz eines Silberstreifs am Horizont zu sehen, aber... Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Familie die wichtigste Sache auf der Welt ist.", entgegnete ich seufzend und trank einen Schluck aus meinem Milchshake.
"Das tut mir echt leid, Sierra."
Als die Tür aufgestoßen wurde, heftete sich mein Blick an Evelyn, die mit einem Stapel Flyer den Laden betrat. Zielstrebig ging sie auf Veronica zu und lächelte breit. "Veronica, hi, darf ich ein paar Flyer aufhängen? Die Farm hat morgen Tag der offenen Tür."
"Ein Tag der offenen Tür?", fragte Betty ungläubig.
"Ja, wir öffnen unsere Tore für Besucher. Jeder ist willkommen, um sich alles anzusehen. Die Farmälteren zu treffen und mehr über unsere Werte und Praktiken zu erfahren."
"Dann nur zu, Evelyn.", meinte Veronica mit einem falschen Lächeln.
"Danke." Ohne weiters fing Evelyn an die Flyer aufzuhängen. Betty sah uns erwartungsvoll an.
"Natürlich kommen wir mit dir mit.", antwortete Veronica. Lachend schüttelte ich den Kopf. Wie es aussah, verstanden wir uns auch ohne Worte.Was die ganze Sache mit der Farm noch seltsamer machte, war die Tatsache, dass Kevin uns durch die Farm führte. Eigentlich wirkte alles völlig harmlos, doch wir wussten es besser. "Wenn ihr mir folgen wollt, hier verleihen zwei unserer künstlerischen Mitglieder ihrer Kunst Ausdruck.", sprach Kevin und deutete auf zwei Mitglieder, die eine Wand bemalten. "Hi Megan. Hi Garrett. Die Farm fördert die einzigartigen Talente jedes Einzelnen."
"Das ist als trifft Hockney auf Heavens Gate.", flüsterte Veronica und sah sich skeptisch um.
"Möchte jemand raten, wofür dieser Raum genutzt wird?", fragte Kevin und blieb vor einer Tür stehen.
"Für rituelles Ertränken?", sagte Betty leise, was mich zum Lachen brachte. Als Kevin zu uns sah, verstummte ich sofort. "Tschuldige, wie war das?", fragte er.
"Ja, was ist da drin?" Betty zeigte auf die Tür neben mir.
"Das da? Das ist nur eine Abstellkammer. Wenn ihr mir jetzt folgen würdet, dann zeig ich euch den Garten." Kevin ging an uns vorbei. Während die Besucher ihm folgten, blieben Betty, Veronica und ich noch stehen. Aus der Tür, vor der nämlich eben Kevin gestanden hatte, kam Mrs Cooper heraus. "Betty", stellte sie überrascht fest.
"Mum" Betty blickte Veronica und mich an. "Geht schon mal raus, ich komm gleich nach." Veronica und ich nickten und gingen dann der Gruppe hinterher.Betty versuchte Cheryl in die Farm einzuschleusen, damit sie sie ausspionierte. Dafür preparierten wir die Spinnenbrosche von Cheryl mit einem kleinen Mikrofon, das alles aufzeichnete, um uns so Informationen zu beschaffen. "Und wie genau kommt ihr an diese Detektivausrüstung?", fragte Cheryl skeptisch.
"Meine Mum hat 'ne Kiste von dem Zeug aus der Zeit, als sie beim Riverdale-Register gearbeitet hat. Jetzt musst du nur noch da hingehen und kannst du selbst sein. Halt das Gespräch am Laufen und beantworte alle Fragen offen und ehrlich, okay?", entgegnete ihr Betty. Während Cheryl also bei der Farm war, machten Betty und ich es uns gemütlich im Blue-and-Gold-Büro. Beim Tag der offenen Tür war Betty mit Evelyn in einem Raum gewesen und hatte Fragen beantwortet. Allerdings wurden ihr nur recht simple Fragen gestellt. Sie vermutete, weil Evelyn wusste, dass Betty misstrauisch gegenüber der Farm war. Bei Cheryl müsste es nun also anders laufen.
"Was ist deine Lieblingsfarbe?", hörte man Evelyn fragen.
"Rot wie man weiß, aber wenn ich genau sein soll, Pantones Flame Scarlet.", antwortete Cheryl, was mich genervt die Augen verdrehen ließ.
"Kaust du an deinen Fingernägeln, wenn du gestresst bist?"
"Nein, meine Nagelpflegerin würde mich killen."
"Dad, hallo."
Sofort wurden Betty und ich hellhörig. Wenn Edgar Evernever mit im Raum war, könnte es durchaus interessant werden. Ich hielt Zettel und Stift bereit, um aufzuschreiben, wenn mir etwas verdächtig vorkam.
"Das ist Cheryl Blossom.", stellte Evelyn sie vor.
"Freut mich dich kennenzulernen, Cheryl.", hörte man Edgar.
"Mein Dad wird jetzt dein Interview weiter führen. Du bist in guten Händen.", fuhr Evelyn fort. Dann muss sie gegangen sein, denn man hörte eine Tür zufallen.
"Wollen wir dann weiter machen?", fragte Edgar. "Hast du jemals den Verlust eines geliebten Menschen erlitten?"
"Ja. Mein Bruder Jason."
"Und als er starb, warst du da in der Lage um ihn zu trauern?"
"Offengestanden kann ich mich nicht an viel erinnern. Ich war in einer schlechten Verfassung.", erklärte Cheryl.
"Kannst du vielleicht etwas genauer sein?"
"Jason war mein Zwilling. Als ich ihn verlor, verlor ich auch ein Stück von mir. Ich wollte mit ihm vereint sein, so dass ich mich auf dem gefrorenen Sweetwater River wiederfand. Als ich durch das Eis brach, da sah ich ihn dort unten. Und das hat mich verändert. Es war als wär mein Geist endlich wieder in meinen Körper zurückgekehrt. Daraufhin hab ich das Haus meiner Kindheit abgefackelt."
"Dann wurdest du ja bereits getauft. Und bist im Feuer wieder auferstanden.", entgegnete ihr Edgar. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schrieb mit, was er sagte.
"So könnte man es nennen."
"Aber die Erinnerung an deinen Bruder schmerzt dich noch oder?"
Cheryl schwieg.
"Cheryl, Erinnerungen sind oft sehr schmerzhaft. Aber das müssen sie nicht. Vielleicht sind sie ja ein Weg zur Wiedergeburt. Ich glaube, die Farm kann dir helfen das zu erkennen."
Betty und ich tauschten Blicke. Er versuchte sie zu manipulieren, indem er den Schmerz wieder hervor holte. Und wahrscheinlich machte er das mit allen, die Schmerz erlitten hatten."Und wie ist er?", fragte Betty Cheryl auf dem Mädchenklo.
"Jünger als ich dachte. Er gehört zu den heißen Dads von Riverdale. Mr Evernever ist ein yummy Snack. Und er ist ein guter Zuhörer." Entsetzt sah ich Cheryl an. War das ihr ernst?
"Cheryl, das ist irre. Du hast Kontakt zu diesem Edgar. Das bedeutet, ich hab ein paar Fragen, die du ihm stellen musst. Hier." Betty reichte der Rothaarigen ihren Notizblock. "Warum ist Edgar nach Riverdale gekommen? Gerade jetzt und wie viele Mitglieder plant er zu rekrutieren? Aber vor allen Dingen-"
"Entschuldige mal! Wir führen hier eine private Konversation. Also verschwinde!", rief Cheryl genervt, als ein Mädchen hereinkam. Diese zuckte verängstigt zusammen und haute schnell ab. Lächelnd widmete sich Cheryl wieder Betty. "Nur zu, Cousinchen."
"Du hast gesagt, Edgar hat dein Interview aufgezeichnet. Finde raus, wo er die Tonbänder aufbewahrt. Wenn ich die von Mum und Polly in die Finger kriege, hat die Farm kein Druckmittel mehr gegen meine Familie."
"Ich geb mein bestes.", versprach Cheryl. "Offengestanden war diese Unterhaltung ganz nett."Abends saßen wir wieder im Blue-and-Gold-Büro, um dem Gespräch zu lauschen, das Cheryl mit Edgar führte. Während wir zuhörten, aß ich einen Schokoriegel, wofür ich einen entsetzten Blick von Betty erntete. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. Ich brauchte Nervennahrung.
"Bevor wir beginnen, Mr Evernever, darf ich Sie etwas fragen? Die Bänder mit den Aufnahmen, wofür sind die?", fragte Cheryl geschickt.
"Viele unserer Mitglieder hören sie sich immer mal wieder an, von Zeit zu Zeit. Um ihre Entwicklung zu verfolgen.", antwortete Edgar.
"Und, wo lagern Sie diese Bänder?"
"An einem sicheren Ort."
"Hier auf dem Gelände?"
"Warum bist du so besorgt um diese Bänder, Cheryl?"
Nervös hörte ich auf zu kauen. Hatte er sie erwischt?
"Oh, nein, ich bin nicht besorgt. Nur neugierig."
"Neugierig. Hm.. Bevor wir mit dem Interview weiter machen, möchte ich dir gern etwas zeigen. Etwas, von dem ich denke, du wirst es sehr erleuchtend finden. Dann komm doch mit."
"Mit Vergnügen.", meinte Cheryl. Dann hörte man ein Rauschen.
"Cheryl, nein, nein, nein.", murmelte Betty vor sich hin.
"Es ist gleich am Ende des Flurs. Du hast nach den Bändern gefragt? Sie sind hier.", hörte man Edgar wieder.
"Aber das sieht eher nach einer Besenkammer aus."
"Morgen Abend feiern wir ein kleines Fest für unsere neuen Mitglieder. Willst du uns Gesellschaft leisten?"
"Das ist wohl ein Muss. Werden alle Farmis dort sein?"
"Und da sind wir. Nach dir."
"Moment. Was passiert hier drin?", fragte Cheryl. Doch bevor wir erfuhren, was los war, brach die Verbindung ab. Geschockt sah ich Betty an. Was war passiert?Am nächsten Morgen gingen wir mit schnellen Schritten auf Cheryl zu, die vor ihrem Spind stand und ihr Makeup im Spiegel checkte. "Cheryl, ich hab dich tausend mal angerufen. Ich hab mir total Sorgen gemacht.", meinte Betty aufgeregt.
"Wieso denn? Ich hab dir geschrieben, alles gut.", entgegnete Cheryl ihr locker.
"Was war in dem Raum, in den Edgar dich gebracht hat?", fragte ich nach.
"Das geht dich wohl nichts an. Ich bin nicht länger euer Maulwurf. Es ist suspekt. Außerdem auch illegal." Cheryl reichte uns das Equipment, das wir enttäuscht entgegen nahmen.
"Okay, ich wollte gerade dasselbe sagen. Geh nicht mehr zur Farm, bevor Edgar dich noch durchschaut.", sagte Betty seufzend.
"Oh, ich geh weiter dahin. Aber ohne euren Auftrag." Lächelnd schloss die Rothaarige ihren Spind.
"Cheryl...", begann ich.
"Ciao, ciao!", unterbrach sie mich und ging an uns vorbei. Fragend sah ich Betty an. Das durfte nicht wahr sein.
"Scheiße...", murmelte Betty.
"Das kannst du laut sagen.", erwiderte ich und lehnte mich gegen den Spind. "Betty, wir haben sie zur Farm gebracht. Wir sind Schuld, wenn sie der Farm beitritt." Betty schwieg. Denn sie wusste, dass es die Wahrheit war.
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Riverdale
FanficRiverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es mal war. Ein Mörder weilt unter den Menschen in Riverdale. Außerdem mischt die...