"Die Renovierung kostet etwa vierzig Riesen, wenn das mal reicht...", erzählte Archie uns bedrückt im Aufenthaltsraum der Schule. Er wollte unbedingt den Boxclub in ein Jugendzentrum umwandeln. Für Jugendliche wie Maddog und seinen Bruder. Jughead hatte tatsächlich die Schule gewechselt, was ich ihm ja sogar selbst geraten hatte. Trotzdem fehlte er mir. Neben ihm fühlte ich mich nicht mehr wie ein Freak. Er war wie ich, nur in männlich. "Wieso? Ich sag's ungern nochmal, aber ich könnte dir das Geld borgen, Archie.", teilte sich Veronica mit. Dieses Mädchen brachte mich seit Tagen nur noch dazu die Augen zu verdrehen.
"Veronica wedelt mit ihrem Scheck und rettet die Welt.", murmelte ich genervt, was mir einen verwunderten Blick ihrerseits einbrachte.
"Nein, Ronnie. Ich möchte keine Almosen, klar?", stellte Archie klar. "Ich will's mir erarbeiten. Ich muss nur herausfinden, womit."
"Wie wär's mit 'nem Charity Konzert.", schlug Kevin vor.
"Oder 'nem Kuchenbasar.", fügte ich nachdenklich hinzu. Ich konnte ein paar Cupcakes machen. Wie früher.
"Dann musst du viele Kuchen verkaufen.", machte Maddog meine Idee zunichte. Seufzend ließ ich mich auf den Sessel fallen.
"Jetzt wartet mal. Sierras Einfall ist gar nicht mal so schlecht.", meinte Veronica grinsend. Verdattert schaute ich sie an. War das wirklich ihr ernst?
"Kein klassischer Kuchenbasar, aber... Hey, ihr seid vier starke junge Männer. Da fällt mir ein anderer Weg ein, um Geld zu sammeln."Natürlich veranstaltete Veronica ein Car Wash, bei dem die Jungs oberkörperfrei Autos wuschen. Ich schmiss das Geld, das wir eingesammelt hatten auf den Tisch im Pop's. "Und? Wie viel haben wir hier?", fragte Archie neugierig.
"Etwas mehr als vier.", erwiderte ich.
"Vier Riesen? Das ist toll."
"Hundert. Archie.", entgegnete ich und ließ mich neben Kevin auf einen der Hocker vor dem Tresen fallen. Die ganze Arbeit war quasi umsonst. Mit den Kuchen hätten wir allerdings auch nicht mehr bekommen. "Wir haben die finanzielle Anziehungskraft eurer Mukkis unterschätzt, denk ich.", meinte Veronica nachdenklich. Enttäuscht legte Archie das Geld weg.
"Hey, wir fangen doch gerade erst an. Vielleicht machen wir eine Magic Mike Night im La Bonne Nuit.", schlug Veronica vor.
"Das ist sexistisch.", warf ich ein. "Du verkaufst da ihre Körper."
"Oder vielleicht zieht ihr Jungs euch vielleicht komplett aus.", sprach Veronica weiter, wofür sie einen entsetzten Blick meinerseits quittierte. Die Jungs lachten amüsiert.
"Fällt dir auch noch etwas anderes ein als ein Stripabend?", fragte ich entgeistert.
"Jetzt komm schon, S. Uns wird schon was einfallen. So wie immer."
Das bezweifelte ich jedoch sehr.Meine Mum rief mich zwei Tage später an und wollte sich mit mir treffen. Zunächst sträubte ich mich dagegen, indem ich ihr eine Ausrede nach der anderen auftischte, warum ich denn keine Zeit hatte. Doch als sie irgendwann aufseufzte und ich den Lärm um sie herum in dem Motel wahrnahm, in dem sie im Moment wohnte, bekam ich Mitleid. Und so kam es, dass wir beide im Pop's saßen und einfach ein bisschen redeten. So etwas kam selten vor. "Ich freu mich wirklich Zeit mit dir zu verbringen, Sierra.", lächelte meine Mum.
"Ja, ich mich auch. In letzter Zeit hab ich mich ein wenig einsam gefühlt, wenn ich erblich bin." Sich meiner Mutter zu offenbaren war etwas, das auch sehr selten vorkam. Vielleicht wurde es aber allmählich mal Zeit die Wogen zu glätten und endlich ein normales Mutter-Tochter-Verhältnis an den Tag zu legen. Anders als erwartet runzelte sie nur mit der Stirn. Eigentlich dachte ich, sie würde mir Vorwürfe machen und mir sagen, dass ich selbst Schuld sei. "Was ist denn mit deinen Freundinnen? Betty und Veronica."
"Betty ist beschäftigt damit ihre Mum zu finden und Veronica hat nur Augen für Archie. Und eigentlich waren Veronica und ich doch nie so richtig dicke. Wir haben nie Zeit allein miteinander verbrach. Ist vielleicht aber auch besser so.", gestand ich und nahm einen Schluck von meinem Milchshake.
"Und was ist mit dem Jungen von FP?", hakte Mum neugierig nach.
"Jughead hat die Schule gewechselt. Er geht jetzt auf die Stonewall Prep. Der einzige, auf den ich mich im Moment verlassen kann ist Kevin. Wir sind wie die Ausgestoßenen."
"Das seid ihr nicht.", lachte meine Mum und wischte sich ihre Hände an einer Serviette ab.
"Oh doch, Mum, das sind wir. Niemand redet großartig mit Kevin seit der bei der Farm war und Betty fast zerstückelt hat. Und mit mir will niemand zu tun haben, weil ich Blackhoods Tochter bin."
Natürlich verstand sie es nicht. Wie auch? Sie hatte keine Ahnung, was in meinem Leben alles vor sich ging.
"Tut mir leid.", kam es plötzlich traurig über ihre Lippen. Mit der Befürchtung, ich hätte mich vielleicht verhört, schaute ich sie verwundert an. "Was?", fragte ich sicherheitshalber nochmal nach.
"Dass ich unsere Familie in solch eine Situation gebracht habe. Besonders dich. Es tut mir wirklich leid, Sierra. Ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst."
Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Möglicherweise hatte sie sich ja wirklich geändert. Vielleicht war sie doch nicht so unfassbar egoistisch wie ich immer vermutet hatte. Als ich merkte, dass sie Tränen in den Augen hatte, legte ich meine Hand auf ihre. "Vielleicht werd ich das irgendwann."Edgar Evernever hatte sich bei Betty gemeldet und verlangte Geld gegen ihre Mum. Er hatte Polly mit einer Bombe geschickt, die Betty jedoch glücklicherweise entschärfen konnte, bevor jemand zu Schaden kam. Jetzt bat sie Veronica um Hilfe. "250.000 Dollar ist ein ganzer Haufen auf einmal.", merkte Veronica an.
"Wie jetzt? Archie wolltest du 40.000 Dollar geben. Auf einmal.", entgegnete ich mit verschränkten Armen. War ja mal wieder so klar, dass sie für Archie alles tat, aber wenn eine Freundin Hilfe brauchte, kniff sie. Wenn sie könnte, würde sie ihm einen Stern vom Himmel holen.
"250.000 sind nicht einmal doppelt so viel, S. Es ist fast die sechsfache Summe.", widersprach Veronica.
"Tut mir leid, V. Ich weiß, das ist echt viel verlangt. Aber was soll ich sagen? Da stehen Menschenleben auf dem Spiel.", erklärte Betty ihr verzweifelt.
"Keine Sorge, du kannst dich ja für das Geld ausziehen. Veronica fällt da sicher noch mehr ein.", sagte ich frech. Veronica blickte mich vernichtend an, doch dann lächelte sie auf einmal. Irritiert sah ich sie an.
"Es muss doch nicht Cash sein, oder?", fragte sie an Betty gewandt. "Diese Glamourge Eier sind jeweils 50.000 Wert. Das sollte reichen.", trällerte Veronica und deutete auf die Kunststücke auf dem Kamin.
"Oh mein Gott, V. Die gehören doch deinem Dad.", meinte Betty.
"Meiner Mum, eigentlich. Und jetzt dir. Aber wo kriegst du den Rest her?"
"Ich weiß schon von wem.", meinte Betty und schluckte. Denn neben dem Geld verlangte Edgar noch ein Fluchtfahrzeug und gefälschte Pässe."Wie geht's Betty und ihrer Mum?", fragte mein Vater mich, während er sich mit einer Schüssel Popcorn neben mich auf das Sofa setzte. Betty hatte einen Schulbus, gefälschte Pässe von Toni und das Geld von Veronica benutzt, um sie und alle anderen von der Farm zu befreien. Letztendlich schaffte sie es auch, doch das ganze war ziemlich knapp gewesen. Edgar Evernever war tot und Evelyn im Gefängnis. Besser hätte der Tag nicht enden können. "Es geht schon. Mrs Cooper ist froh wieder zu Hause zu sein. Charles wird allerdings wohl noch eine Weile bleiben.", entgegnete ich ihm.
"Wer ist Charles?" Mein Vater zog fragend eine Augenbraue nach oben.
"Äh das Kind von Mrs Cooper und FP Jones, von dem alle dachten es sei tot.", sagte ich, als wäre das alles selbsterklärend. Mein Vater nickte.
"Ach ja... Stimmt.", murmelte er. Mit der Fernbedienung schaltete ich gerade den Film ein, den wir uns ansehen wollten, als es an der Tür klingelte. "Erwartest du Besuch?", fragte mein Vater mich.
"Das gleiche wollte ich dich gerade fragen.", meinte ich und erhob mich vom Sofa, um zur Tür zu gehen. Im Schlafanzug öffnete ich sie, jedoch war niemand zu sehen. Ein Klingelstreich? Doch als ich die Tür gerade schließen wollte, entdeckte ich eine Kassette auf dem Boden liegen. Verwundert hob ich sie auch und betrachtete sie. "Was ist das?", fragte mein Vater hinter mir.
"Berümte letzte Worte...", murmelte ich. Ich hatte ja keine Ahnung, was uns noch ewarten würde.
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Riverdale
FanfictionRiverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es mal war. Ein Mörder weilt unter den Menschen in Riverdale. Außerdem mischt die...