Nachdem Veronica mir von dem Unfall erzählt hatte, fuhr sie mich direkt zur Unfallstelle. Diese war jedoch schon längst von den Polizisten abgesperrt worden. Überall lagen Teile des Busses, der die Gefangenen transportiert hatte. Ich konnte nur hoffen, dass Calvin es nicht überlebt hatte. Mr Jones kam auf uns zu, als er uns von weitem erkannte. "Mr Jones, was ist passiert?", fragte Veronica sofort. Mein Herz schlug mir so fest gegen die Brust, dass ich fürchtete es würde jeden Moment rausspringen.
"Das wissen wir noch nicht genau, wir arbeiten daran.", antwortete er.
"Er ist es. Er ist wieder zurück. Blackhood.", plapperte ich drauf los. Wenn er wirklich wieder auf freiem Fuß war, würde ich einen Herzinfarkt erleiden. Oder eine Panikattacke kriegen. Oder vielleicht beides.
"Sierras Dad war in dem Bus.", erklärte Veronica.
"Er ist nicht mein Dad.", widersprach ich harsch und blickte Veronica ernst an. "Er ist der Mann, der mich gezeugt hat. Er sollte in Hirams Gefängnis verlegt werden. Er ist da draußen, Mr Jones."
"Nein, nein, Sierra. Niemand hat den Unfall überlebt.", versuchte Jugheads Vater mich zu beruhigen. "Tut mir sehr leid."
"Wissen Sie, dass er tot ist? Absolut sicher?", fragte ich verzweifelt. Wenn er da draußen war, war es meine Schuld. Ich hätte einfach nichts unternehmen dürfen. Wieso hatte ich ihm geholfen, nach allem was er mir angetan hatte?
"Es waren fünf Gefangene in dem Bus und ein Fahrer. Also sechs, das ist... Genauso viele Leichen haben wir gefunden. Die DNS-Tests werden es beweisen. Im Augenblick können wir nicht alle Teile einander zuordnen, Sierra. Es tut mir leid."
"Sierra,wir sollten gehen." Veronica griff nach meinem Arm, doch ich zog ihn ruckartig weg.
"Er hat mich um Hilfe gebeten, bei der Verlegung. Er wollte genau das, Veronica. Was ist, wenn er das geplant hat und geflohen ist?", fragte ich sie frustriert. "Er könnte noch da draußen sein."Auch einen Tag später hatte ich mich immer noch nicht beruhigt. Im Aufenthaltsraum der Schule berichtete ich meinen Freunden von meinem Verdacht, dass Calvin das alles geplant hatte. "Das kann kein Zufall sein. Er bittet um seine Verlegung und dann geht der ganze Bus einfach so in Flammen auf? Das hat er geplant. Und er hat mich benutzt, um abzuhauen und jetzt ist er da draußen.", verkündete ich aufgebracht.
"Sierra, ich war mit dir dort. Wir haben beide gesehen, was vom Bus übrig war. Sowas kann keiner überleben.", warf Veronica ein.
"Aber was wenn doch?", stellte ich die Gegenfrage und sah alle mit weit aufgerissenen Augen an. Hielten sie mich jetzt für verrückt?
"Wenn es so is, t hast du uns, du hast die Serpents, du hast Archie und seine Fightclub-Buddys. Du hast eine ganze Armada, die dich beschützt.", entgegnete Jughead mir. Allerdings beruhigte mich das keines wegs.
"Tut mir leid, dass deine Mum euch verlassen hat.", meinte Betty an ihren Freund gewandt.
"Wie geht's denn JB nach der Geschichte?", fragte Archie.
"Schockierend gut. Sie hat ein paar wichtige Lücken gefüllt. Es gibt wohl eine Bibel des Gargoyle Königs, irgendwo da draußen. Könnte wichtig sein. Mein Dad durchsucht alles auf Steves Schrottplatz."
Bevor ich noch etwas darauf erwidern konnte, stolzierte Cheryl in den Raum. Sofort verdrehte ich die Augen und lehnte mich zurück. Was hatte die böse Königin denn jetzt schon wieder zu sagen? "Entschuldigt, dass ich euer offenbar sehr spannendes Gespräch unterbreche, aber ihr wisst ja, der Junior Ball ist dieses Wochenende. Das Thema ist Feuer und Eis, und natürlich treten Toni und ich als die schärfsten Promqueens an, die die Schule je gesehen hat. Damit wär ja wohl klar, wählt Choni, Cheryl und Toni, denn wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, ergibt nichts anderes einen Sinn." Lächelnd drehte sie sich um und ließ uns wieder allein. Den Ball hatte ich vollkommen vergessen. "Der Ball ist dieses Wochenende? Machen wir hier sowas wirklich noch, ja?", fragte Veronica ungläubig. Wenn man bedachte, was hier ständig passierte, klang ein Ball tatsächlich absurd. "Tja, offenbar schon.", murmelte ich genervt.
"Jug" Betty sah ihren Freund grinsend an. Archie warf mir kurz einen Blick zu, doch ich wandte mich schnell ab.
"Ich muss los.", sagte ich, nahm schnell meine Sachen und verließ wortlos den Aufenthaltsraum.Obwohl der Gerichtsmediziner mich persönlich angerufen hatte, um mir mitzuteilen, dass es sich bei einer der Leichenteile um meinen Vater handelte, ließ mich der Gedanke nicht loß, dass er es vielleicht doch geschafft hatte. Im Moment passierte einfach so viel, dass ich fürchtete, mein Kolf würde explodieren. Und dann auch noch ohne Archie auf den Schulball zu gehen, erschien mir falsch. Dennoch musste ich auf mich selbst hören und mich erstmal eine Weile von ihm fernhalten. Er musste endlich wissen, was er wollte. Das einzig positive an dem Ball war tatsächlich das Thema. Jeder sollte in einer mittelalterlichen Robe kommen. Deswegen suchte ich frustrierend in einer Kiste auf dem Dachboden nach meinem alten Faschingskostüm. "Was tust du denn da?", hörte ich meine Mum hinter mir fragen. Ich konnte sie zwar nicht sehen, war mir aber sehr sicher, dass sie die Stirn runzelte und ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte. So wie immer, wenn sie verwirrt war. "Ich suche nur nach diesem Kleid, das ich vor ein paar Jahren beim Fasching getragen hab. Du weißt schon, das schwarze mit den Puffärmeln.", erklärte ich.
"Passt dir das denn noch?"
"Naja, gewachsen bin ich ja nicht wirklich.", erwiderte ich und zog endlich das Kleid heraus, das ich die ganze Zeit gesucht hatte. "Na endlich. Da ist es." Mein Lächeln verschwand jedoch, als ich bemerkte, dass es kaputt war. Es fehlten ein paar Knöpfe und die Ärmel waren verdreckt. Auch der Unterrock schien nur noch aus Fetzen zu bestehen. "Wofür brauchst du es?", fragte meine Mutter und setzte sich auf eine der Kisten neben mir.
"Für den Ball. Das Thema ist Feuer und Eis. Cheryl besteht darauf, dass wir alle in mittelalterlichen Roben auftauchen. Aber vielleicht passt ein Hexenkostüm ja besser zu mir." Frustriert ließ ich mich auf den Po sinken und strich über das Kleid auf meinem Schoß. Einfach alles, was ich anfasste ging kaputt.
"Du gehst hin? Ohne Archie?"
Komischerweise klang meine Mum besorgt. Fast schon wie eine richtige Mutter. "Woher weißt du das von mir und Archie?", fragte ich verwundert.
"Ich hab dich und Betty telefonieren gehört.", gestand sie. "Ich wollte nicht lauschen, tut mir leid."
"Nein, ist schon okay.", sagte ich und blickte sie an.
"Möchtest du darüber reden?"
"Eigentlich nicht.", erwiderte ich leise.
Meine Mum nickte langsam.
"Weißt du, ich könnte das Kleid vielleicht sogar bis morgen wieder in Ordnung bringen.", meinte sie dann und lächelte schwach.
"Wirklich?", fragte ich ungläubig.
"Ja." Sie griff nach den Kleid, das ich ihr ohne zu zögern reichte. "Und keine Sorge, es kommt nichts kitschiges da dran. Ich erneuere nur die Stoffe, die kaputt sind und befestigte ein paar neue Knöpfe daran. Alles in Schwarz, richtig?", hakte meine Mutter nach. Lächelnd nickte ich und sah sie an.
"Ja." Meine Mutter erhob sich und wollte gerade gehen, da hielt ich sie auf. "Mum?" Sie drehte sich zu mir um und blickte mich fragend an. "Danke." Zum ersten Mal seit langem sah ich ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das echt war. Und es galt mir.Am Abend des Prom hatte meine Mum das Kleid tatsächlich fertig. Und es sah genauso aus wie damals, wenn nicht sogar noch besser. Es war seltsam, dass meine Mum das für mich getan hatte, zumal sie mich die meiste Zeit immer nur kritisierte. Aber die ganze Sache mit Blackhood und die Tatsache, dass mein Dad stinksauer auf sie war, ließen sie wohl merken, was sie getan hatte. Vielleicht wollte sie sich ändern statt uns zu verändern. Und ich hatte nichts dagegen.
Cheryl hatte sich selbst übertroffen. Die Deko auf dem Ball war wunderschön und ich fühlte mich wirklich zurück ins Mittelalter versetzt. Mit meiner Kamera in der Hand schlängelte ich mich durch die Leute hindurch. Als ich Archie und Veronica auf der Tanzfläche entdeckte, musste ich schlucken. Es hätte mich eigentlich nicht überraschen müssen, aber das tat es. Ein Knoten bildete sich in meinem Magen. Als sich der Blick von Archie und meiner trafen, kam er auf mich zu. Sofort versuchte ich normal zu wirken und nicht, als würde ich jeden Moment total ausflippen. "Hey, du bist ja gekommen.", begann Archie und blieb vor mir stehen.
"Ja, ich hab immerhin versprochen Fotos zu machen. Für die Schulwebsite.", entgegnete ich und deutete auf meine Kamera. Auch wenn das nur der halben Wahrheit entsprach. Mit meinem Kopf deutete ich auf Veronica. "Und du bist mit Veronica hier."
"Ja, ähm... Als Freunde."
"Ja, klar... Als Freunde.", murmelte ich wissend.
"Hör mal, wenn du nicht den Pauseknopf gedrückt hättest, dann wär ich jetzt mit dir hier.", erklärte Archie und blickte mir in die Augen. War es ernsthaft meine Schuld, dass er Veronica gefragt hatte, ob sie zusammen zum Ball gingen? Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, wurde es still in der Sporthalle und Mrs Bell ging nach vorne auf die Bühne, um zu uns zu sprechen. "Guten Abend, Riverdale-Renessaince-Nachtschwärmer." Einen längeren Namen hätte sie sich wohl nicht ausdenken können. "Es wird allerhöchste Zeit den Hofstaat des Jahres zu verkünden. Und die Wahl auf die diesjährige Promqueen fält auf Betty Cooper.", verkündete Mrs Bell fröhlich. Überrascht klatschte ich in die Hände und sah mich um, doch von Betty gab es keine Spur. "Ist Betty hier?" Veronica und Jughead bahnten sich ihren Weg zu uns.
"Hey, habt ihr Betty gesehen?", fragte Jughead uns verwundert. Doch ich zuckte lediglich mit den Schultern. Sie war weg.
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Riverdale
Fiksi PenggemarRiverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es mal war. Ein Mörder weilt unter den Menschen in Riverdale. Außerdem mischt die...