Halloween

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Das Video, das wir letzte Nacht bekommen hatten, waren volle sechs Stunden nur unser Haus. Was wirklich beängstigend war. Nur ein Streich? Doch wenn es das war, war es ziemlich ausgeklügelt. In den nächsten Wochen erhielten immer mehr und mehr Einwohner von Riverdale Bänder mit ähnlichen Aufnahmen. Füllmaterial von ihren Häusern. Aufgenommen von der anderen Straßenseite. Stunden über Stunden. Die Videos enthielten keine Botschaften. Das machte das ganze noch verstörender, sodass die ganze Stadt zu Halloween ziemlich nervös war. Wer würde das nächste Video kriegen? Was sollte das bedeuten? Waren sie eine Warnung? Oder ein Test? Müde schlenderte ich durch den Schulflur und erstarrte, als ich Blackhood entdeckte. Neben ihm lief der Gargoyle King her. Mit weit aufgerissenen Augen blieb ich stehen und starrte die beiden an. Plötzlich kam Mr Honey aus seinem Büro und blickte die beiden an. "Sie und Sie, ich hab doch wohl deutlich gesagt, dass auf dem Schulgelände keine Verkleidungen erlaubt sind. Nehmen Sie die Masken ab, na los. Her damit.", sagte er streng. Widerwillig nahmen die zwei Übeltäter die Masken ab und überreichten sie Mr Honey. "Und jetzt auf zum Unterricht."
Erleichtert betrat ich den Aufenthaltsraum und setzte mich zu Kevin, der mich besorgt ansah.
"Alles okay?", fragte er mich.
"Ich will ehrlich sein, ich bin etwas nervös wegen Halloween. Ich meine, die Kids verkleiden sich als Blackhood und als Gargoyle König. Und dann diese verdammten Videobänder.", erklärte ich seufzend.
"Ich versteh schon. Seit mein Dad ins Pembroke eingebrochen ist, muss ich mich dauernd umsehen. Und jetzt hat die Stadt auch noch 'nen Voyeur.", warf Veronica ein.
"Was geht, Leute?", hörte ich Reggie hinter mir. "Wer verwüstet mit mir Mr Honeys Büro morgen Abend?"
"Reggie, das ist unser Abschlussjahr. Wir sind die ältesten.", meinte Betty amüsiert.
"Du sagst es. Es ist unser Abschlussjahr. Es ist unser letztes Halloween an der Riverdale High.", erklärte Reggie begeistert.
"Ich bin dabei, Reggie.", meinte Kevin.
"Was? Kev! Wieso?" , fragte Betty lachend.
"Honey hat mir 'ne Woche Nachsitzen verpasst, weil ich ohne Erlaubnis auf dem Klo war.", entgegnete ihr Kevin.
"Genau das mein ich, man.", lachte Reggie und gab dem Jungen neben mir einen Highfive.
"Also ich hab seit drei Jahren jeden Tag Halloween. Ich verzichte.", murmelte ich. Kevin legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter. Womöglich war er der einzige, der mich so wirklich verstand. "Ich geh noch auf die Toilette bevor der Unterricht losgeht.", fügte ich hinzu und stand auf um zu gehen. Beim Rausgehen lief ich beinahe in Maddog rein, doch ihn schien es gar nicht zu stören.

"Warum trägst du kein Kostüm?", fragte mein Vater mich, als er die Treppe hinunter kam. Ich sah an mir herunter, ehe ich wieder zu ihm sah.
"Ist die Tochter von Blackhood zu sein nicht schon Kostüm genug?"
Mein Vater hielt in seiner Bewegung inne und sah mich ernst an.
"Du bist meine Tochter. Okay?"
"Okay.", antwortete ich seufzend.
"Ich bin dann weg. Und du kommst heute auch ganz sicher ohne mich klar?", fragte mein Vater sicherheitshalber noch einmal nach. Von den Kostümen der zwei Jungs in der Schule hatte ich ihm nicht erzählt. Noch mehr Sorgen musste er sich ja nun wirklich nicht machen.
"Ich komme klar. Keine Sorge. Fahr in die Kanzlei und tu, was du tun musst."
"Gut. Hab dich lieb.", rief er mir zu, während er die Tür öffnete.
"Ich dich auch.", schrie ich zurück und wandte meinen Blick wieder zum Fernseher, in dem ein Horrorfilm lief. Genervt griff ich nach der Fernbedienung und wechselte den Sender, als die Tür klingelte. Seufzend erhob ich mich und griff nach der Schüssel mit Süßigkeiten, bevor ich zur Tür ging und sie öffnete.
"Süßes oder Saures!", riefen zwei Kinder und hielten mir ihre Tüten entgegen. Ich war jedoch völlig paralysiert, als ich einem kleinen Blackhood ins Gesicht sah. Ich atmete kurz durch, ehe ich ihnen die Süßigkeiten gab. "Ihr seht großartig aus.", sagte ich mit einem falschen Lächeln. "Viel Spaß."
"Danke.", sagten beide und verschwanden. Schnell schloss ich die Tür und lehnte mich dagegen. Das würde mir schwerer fallen als ich gedacht hatte.

Den ganzen Abend verbrachte ich damit fernzusehen und auf dem Sofa zu sitzen. Die meiste Zeit liefen nur Horrorfilme, was mich langsam echt nervte. Irgendwann war ich an Dracula hängen geblieben. Es war ein Klassiker und nicht so gruselig wie die anderen Filme. Trotzdem zuckte ich erschrocken zusammen, als das Telefon klingelte. Seufzend griff ich nach dem Telefon und ging ran. "Hallo?", sagte ich gelangweilt in den Hörer. Kurz hörte ich nichts. Nur ein Atmen. Dann legte jemand auf. Genervt verdrehte ich die Augen und wollte mich gerade wieder zurücklehnen, da klingelte es erneut. Verwirrt runzelte ich die Stirn, ehe ich wieder ranging. "Hallo?" Meine Hände zitterten ein wenig.
"Sierra, ich bin's.", hörte ich eine mir bekannte Stimme. Die gleiche verzerrte Stimme wie Blackhood sie hatte, wenn er mich angerufen hatte.
"Wer ist da?", fragte ich mit klopfendem Herzen.
"Du weißt, wer ich bin."
"Das ist wirklich ein echt kranker Streich, den du da machst. Aber Blackhood ist tot. Und ich ruf die Polizei.", brachte ich tapfer hervor.
"Hast du schon nach den Kindern gesehen?", fragte der Typ, woraufhin ich einfach auflegte. Panik stieg in mir auf. Wer auch immer das war, es war überhaupt nicht lustig. Und ich verlor langsam den Verstand.

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